Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
und die rasierten Brauen zogen Blicke auf sich. Obwohl er ihm bislang nie begegnet war, wusste er, dass es der berüchtigte ‚Silver Angel‘ sein musste. Er streckte den Arm aus. „Ny’lane Bavarro, ich freue mich, dass du es einrichten konntest.“
Der Hüne mit der Sonnenbrille nahm den Tumbler in die Linke und legte ihm unerwartet die Rechte nach dem Händedruck auf die Schulter. Der Griff war fest. „Alexander, es freut mich ebenso, aber Ny’lane reicht. Und“, er drückte ihm kräftig den Deltamuskel, „die Liebe ist das größte Mysterium auf Erden. Sie zu verschenken, heißt, selbst unendlich reich beschenkt zu werden. Alexander Baker, ich wünsche euch beiden nur das Beste.“
Alex nickte ihm zu, bedankte sich, während Ny’lanes verblüffend feinfühlige Worte Einzug in seine Seele fanden. Sich seines Vorhabens sicher, wandte er sich seinem Bruder zu. Jonas hatte geringfügig lethargisch ausgesehen, doch jetzt strahlte er ihn an. Er öffnete den Mund. Alexander unterbrach ihn rasch. „Jonas“, er räusperte sich, „ein paar Jahre, bevor Alisha sich das Leben nahm, rettetest du meiner jetzigen Frau Josephine das Leben und führtest uns dieser Tage zusammen.“ Alexander streckte die Hand aus. „Brüder?“
Jonas’ Mimik sah kurz gequält aus, dann lachte er auf, zog ihn in die Arme, klopfte ihm auf den Rücken. „Ja gern, du steifer Hund, nichts lieber als das.“
„Ich bin heilfroh, dass du meinen Ausraster überlebt hast.“
Jonas lachte erneut und schob ihn von sich. „Das nächste Mal schlägst du nicht zu wie ein Mädchen, klar?“
Alex boxte ihn belustigt knurrend und wandte sich der Bar zu. „Noch drei Ordentliche von dem da“, er zeigt auf Ny’lanes Tumbler, „und erst nachlassen, wenn wir Stopp sagen.“
Nyl grinste breit, holte die vollen Gläser und verteilte sie. „Auf Josephine und Alexander!“
„Auf Josephine und Alexander!“
Dutzende stimmten ein. Die Runde blieb ungezwungen. Er fühlte sich sauwohl, aber schwankte ungewiss, wie er mit Jonas umgehen sollte. Hinter der dicken Mauer versteckte er sein Unglück. Der Grund musste der Tod von Cira sein, der Menschenfrau, der er zweimal im Schloss begegnet war, deren Anwesenheit er aber häufiger gespürt und ihr Blut gerochen hatte. Eindeutig befand es sich in Jonas. Alex hatte zuerst vorgehabt, ihn anzusprechen, ihm Hilfe anzubieten, doch er hatte sich nicht getraut. Mittlerweile war er froh darüber. So gern er Jonas helfen mochte, wusste er insgeheim, dass sein Bruder nicht davon sprechen wollte und er mit einer Beileidsbekundung oder einer Frage peinigende Wunden aufgerissen hätte. Er rechnete es Jonas hoch an, dass er trotzdem auf seiner Hochzeit erschien, weil dies alte, unrühmliche Erinnerungen an ihren ersten Bruch 1900 zur Trauung mit Alisha weckte.
Nyl brachte die nächste Runde, Alexander versuchte, seine Steifheit über Bord zu werfen und genoss die feuchtfröhliche Männerrunde. Nachdem sie sich anzüglich und humorvoll über die Hochzeitsnacht ausgelassen hatten und Nyl behauptete, er würde niemals in die Nähe eines Pastors kommen, außer, er wäre eine sie und schwarz, kam Jonas unvermittelt auf Ernstes zu sprechen.
„Du hast mir nie verraten, warum du mir das Leben gerettet hast.“
Jonas griente den Hünen unauffällig schwankend an, er hatte einen sitzen, eindeutig. Weshalb stellte er diese Frage jetzt? Hatte Jonas wirklich versucht, sich umzubringen? Hatten Nyl und er sich auf diese Weise kennengelernt? Er wollte beiläufig nachhaken, überlegte es sich aber anders. Die plötzliche Vertrautheit mit seinem Bruder ließ ihn vergessen, dass sie beinahe zwei Jahrhunderte getrennt verbracht hatten.
Ny’lane schmunzelte ihn breit an, kippte den Inhalt des Glases und richtete die Sonnenbrille auf etwas, das in einiger Entfernung hinter ihnen stand, als hätte er schon länger vorgehabt, in diese Richtung zu fliehen, wenn der richtige Zeitpunkt kam. „Das werde ich auch nie!“ Er drängelte sich durch sie hindurch und überquerte Dutzende Yards ein wenig zu schnell für einen Menschen.
Ohne sich nach Nyl umzudrehen, feixte Jonas. „Lass mich raten, zu wem er geht.“
„Ja, der Duft ihres Blutes verwirrt hier manche.“ Alexander kicherte. „Vor allem die zarte Note eines Schattenwandlers, die an ihr haftet, verleiht ihr eine gewisse Art von gefährlichem Sex-Appeal.“
Jonas legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter. „Für eine Sterbliche sieht sie megasexy aus.“
„Zum
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