Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
überlegte.
21. März
A lexander erwachte nackt auf dem Rücken liegend, fühlte sich ausgeruht und seltsam befriedigt. Eine wohlige Wärme erhellte seine Gedanken, beglückte sein Herz und durchströmte das erschlafft auf den Lenden ruhende Glied. Er schloss die Augen, pumpte den Brustkorb mit der blumig-salzigen Luft voll, die einen Hauch von Kiefer beherbergte, dessen Holz er für die Innenverkleidung des Häuschens benutzt hatte. Er drehte sich vorsichtig auf die Seite, stützte den Kopf in die Handfläche und betrachtete den flachen, eingefallenen Bauch seiner Geliebten. Mit einem mentalen Befehl ließ er zwei Kerzen in den Wandhaltern beidseits des Kamins aufflammen, bewunderte im flackernden Schein die elfenbeinfarbene, samtige Haut. Im Dunkeln hätte er sie ebenso gut betrachten können, doch der warme Ton der Flammen auf der weißlichen Nacktheit gefiel ihm, er liebte es, sie stundenlang anzuschauen. Die Leinendecke war ihr im Schlaf bis an die Scham gerutscht und dunkelrote Löckchen lugten hervor, in die er gern erneut die Finger gleiten lassen wollte, aber er mochte sie nicht aufwecken. So ein feingliedriges Geschöpf, zarter als jede Vampirin, die er je gesehen hatte. Nach all den Jahren war er unersättlich, wofür er sich ein wenig schämte, doch gegen seine Natur konnte er nichts unternehmen.
Sie murmelte im Schlaf, wandte ihm den Kopf zu, sodass ihr langes Haar sich wie ein feuriger Fächer auf dem weißen Kissen ausbreitete und atmete ruhiger weiter. Seitdem Josephine vor fünf Tagen in sein Zimmer geschneit kam wie der unerwartete, reine Frühschnee eines herbstlichen Morgens und sich ihm in dem zartrosa Chiffonkleid wie eine Verzweifelte dargeboten hatte, hatte er sie oft beim Ruhen beobachtet. Nicht selten träumte sie, griff halb wach nach seiner Hand, glitt suchend mit den Fingern über das Bettlaken oder rutschte an seinen nackten Körper heran. Um ihr zu helfen, die Träume zu vertreiben, würde er alles tun und wünschte sich zum ersten Mal in seinem Leben, er hätte so viel Erfahrung, wie er sie seinem Bruder Jonas zutraute. Er könnte dann besser auf sie eingehen. So war er auf seine eingerosteten Instinkte als Mann angewiesen, denen er nicht so weit traute wie einem Genusssüchtigen vor einer geöffneten Vene. Gerade bei den Bedürfnissen der Frauen hatte er kläglich versagt.
Er schluckte, vermochte nicht gegen seine Angst anzukommen, er musste sie berühren, fühlen, dass sie neben ihm lag, nackt und erschöpft, weil sie sich stundenlang geliebt hatten, als gäbe es kein Morgen. Gab es eins? Alexander kniff die Augen zusammen,legte so sanft er es fertigbrachte die Rechte auf ihren Unterbauch, nahm die Wärme und Weichheit auf und versuchte, seinen inneren Aufruhr zu besänftigen. Das heiße Begehren, das in ihm aufbrandete, störte ihn keineswegs, doch die Bilder der Vergangenheit maßten sich zu unmöglichen Gelegenheiten die Freiheit an, ihn an Dinge zu erinnern, an die er nicht erinnert werden wollte. Vor allem nicht jetzt, vor allem nicht, wenn Josephine in ihrer Schönheit vor ihm lag, das Schlafgemach erwärmt durch pure Leidenschaft und ihr Duft nach frischen Waldblumen ihn betören sollte.
„Hat sie es verloren?“
Alexander erschrak, derart tief hatten ihn die Gedanken gefesselt, und riss die Finger fort, als hätte er Verbotenes getan. Josephine strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und lächelte sanft, während sie nach seiner Hand griff, sie zurück auf ihren Bauch legte. Zärtlich streichelte sie seinen Arm, glitt über den Bizeps, den Hals hinauf, was ihm einen deutlichen Schauder verpasste, der ihn kläglich daran erinnerte, was sie zu dem Sex ebenso begehrte. Sie drängte ihn nicht, zu nichts, nicht, ihr endlich sein Blut zu gewähren, nicht seine Vergangenheit preiszugeben.
Er konnte sich nicht an sie binden und sie würde es nicht verstehen. Die Furcht, sie zu verlieren, weil ihr kein reines Blut innewohnte, schwebte über allem. Er hatte das Schicksal ein Mal herausgefordert und jämmerlich versagt. Dass ihre Familie sie aus für ihn unerklärlichen Gründen von der Außenwelt abschottete und sie tagtäglich wie ein Teenager aus dem Zuhause abhaute, um bei ihm zu liegen, war ihrem Verhältnis ebenfalls nicht zuträglich.
Alexander sah ihr in die ungewöhnlichen, grauen Augen, die eine Sanftmut bargen, die ihm wie ein viel zu bedeutendes Geschenk vorkam, er verdiente sie nicht. Die vergangenen Tage waren seit einer Ewigkeit die himmlischsten und er
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