Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
dass ihr kalt war, deshalb hatte er das Thermostat höher gestellt und hoffte, dass sie sich wohlfühlte. Seine schweren Lider senkten sich, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet, auf die pfirsichfarbene Haut, das hellblonde Haar, das wirr von ihrem Kopf abstand, sich auf dem Ledersofa verteilte. Ihr Duft nach dunklen Beeren hatte sich in der Kabine ausgebreitet, schwebte überall. Seine Hand berührte eine verirrte Strähne, die auf der Couch lag, ließ sie zwischen Daumen und Zeigefinger liegen, fühlte die seidige Weichheit mit den groben Fingern, die für vieles gemacht waren, nur nicht für Zärtlichkeit. Er schloss die Augen, spürte ihre Nähe infolgedessen umso mehr, weil alle Sinne sich auf sie konzentrierten, ob er wollte oder nicht. Es war falsch, verdammt falsch, sie zu begehren, doch er konnte weder etwas gegen die Begierde noch etwas dagegen tun, dass er ihr zu Hilfe eilte, sobald sie ihn brauchte. Er kämpfte mit sich und der Entscheidung, sie zu sich zu holen. Diese starke Bindung zog ihn stets zurück zu ihr, schlimmer noch, verlor er die Verbindung, drehte er durch. Nyl hatte ebenfalls nicht den leisesten Schimmer, weshalb das so war, die Geschichte und seine Gabe brachten nichts dergleichen zutage, unerheblich, wie tief sie gruben. Er wäre zweimal fast zu spät gekommen, sie zu retten. Sofern sie ermordet würde, wollte er nicht weiter existieren. Egal, warum sie miteinander verbunden waren, sein Herz sprang entzwei, wenn ihm eine Hälfte entrissen werden würde. Starb sie, würde er sein Leben beenden. Das Problem war, um einen Reinblüter zu töten, bedurfte es einiges … Er zog sich reflexartig in den Sessel zurück. Schockiert über sich und diesen Gedanken. Ob es ihr genauso ging? Würde sie nicht mehr leben wollen, falls er sich umbrachte?
„Du hast ihr nicht noch mal von deinem Blut gegeben, oder?“
Jonas sah auf, den Gang des länglichen Luxuswohnzimmers hinunter auf Nyl, der die Tür zum Cockpit ausfüllte. Ein Knurren entstieg Jonas, ein besitzergreifendes Grollen. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“
Innerhalb eines Wimpernschlags stand Ny’lane in seiner vollen Größe bedrohlich vor ihm und nahm Witterung auf. Als er feststellte, dass er sich geirrt hatte, entspannte sich seine Haltung und er setzte sich ans äußerste Ende der Couch.
Jonas hatte die Antwort in dem Moment leidgetan, als er sie ausgesprochen hatte, aber er konnte nicht gegen diesen närrischen Beschützerinstinkt an. Das war ihm noch nie passiert. Er öffnete den Mund, doch Nyls Ausdruck hinter der Sonnenbrille stoppte ihn, somit nickte er nur und ließ den Blick über Cira gleiten. „Woher weißt du es?“
„Ich habe dich in ihrem Blut gerochen, vorhin, in ihrer Wohnung.“
Es war seltsam, dass es sich nach wie vor in ihrem Kreislauf befand. Verflucht, er hätte viel eher da sein müssen. So wie ihre Verletzungen sich langsam zu verfärben begannen, die zahlreichen Kratzer und blauen Flecken. Wie ihr Apartment ausgesehen hatte, hatte es längere Zeit einen verdammten Kampf gegeben. Jeden Schlag auf ihren Körper hatte er durch ihre Gefühle miterlebt, bekam vor Augen geführt, welche Todesangst sie durchlebte und dass er trotz seiner Macht unfähig war, ihr diese Furcht abzunehmen, sie vor dem Ungewissen zu beschützen, wenn er nicht bei ihr war. Deshalb hatte er sich, bevor er so schnell er konnte die Wohnhauswand emporgeklettert war und sich durch die Fensterfront warf, entschieden, sie ab sofort unter Hausarrest zu stellen. Er hatte wichtige Dinge zu erledigen und durfte sie nicht ständig unterbrechen, um ihr zu Hilfe zu eilen. Gleichermaßen vermochte nichts ihn davor zurückzuhalten, seit er sie zum ersten Mal vor zehn Tagen gespürt, gesehen, berührt hatte.
Jonas sah Ny’lane an. Er müsste sie vor alldem beschützen, doch genau er war der falsche Mann, der falsche Vampir. „Du liest meine Gedanken.“
Nyl verzog die Mundwinkel, ein halbes Grinsen. „Du denkst zu laut.“
„Wie lange noch?“
„Themawechsel, hm? Ich frage Mr. Autopilot.“ Ny’lane flitzte ins Cockpit und kam schneller zurück als ein Mensch blinzelte, zudem mit einem Schwenker bernsteinfarbener Flüssigkeit in der Hand. „In einer Viertelstunde beginnen wir mit der Landung. Aber sag, ich weiß, was dich bei ihr umgestimmt hat, obwohl du mir seit Tagen in den Ohren liegst, dass du ihr auf 10.000 Meilen nicht zu nahe kommen willst. Doch was ist mit dem bescheuerten Fluch der Fürsten? Weswegen bist du
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