Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
nicht längst im Fegefeuer verschmort? Läuft denn überhaupt nichts mehr normal?“
Jonas nickte und lehnte das angebotene Glas ab, ihm dürstete nach ganz anderem. Er wusste, das Nyl ihn nicht in die Hölle wünschte, sondern bloß aussprach, was total unverständlich war. Ein Schuldspruch des Rates der Fürsten wirkte immer, es waren die Richter der Wesen, basta. „Die Welt verändert sich, alles scheint aus den Fugen zu laufen. Ich weiß nicht, warum.“
Nyl wählte seine Worte mit Bedacht und sah Cira nicht an. „Sie hat damit zu tun, ist ein Puzzleteil eines unbekannten Gemäldes, das von einem derart mächtigen Geschöpf gemalt worden ist, wie es mir bisher nie untergekommen ist.“
„Zutiefst poetisch. Aber ja, und das, obwohl sie ein Mensch ist.“
„Jetzt hast du meine Gedanken gelesen.“
Jonas missglückte das Lächeln. Kein anderer Vampir verfügte mehr über diese Gabe außer Nyl. Und da er sich weigerte, eine Verbindung einzugehen, dieses Thema überhaupt anzuschneiden, würde diese Begabung mit ihm untergehen.
„Vorherbestimmte Leben können echt mies sein.“
Jonas verdrehte die Augen. „Was hast du in Ciras Wohnung noch herausgefunden?“
Nyl stand auf und legte ihm die schwere Hand auf die Schulter. „Nicht viel. Der Mistkerl erwachte nicht, bevor die Polizeieintraf, den hast du zu stark ausgeknockt. Die Frau schmeckte nach Drogen, verdorbenem Essen und einer miserablen Hygiene. Ihre Gedanken verrieten mir, dass sie beide von einem Kerl angeheuert worden sind, der, sofern ich es richtig deute, verdammt nach einem Vampir riecht. Die Gedankengänge der Landstreicherin waren wirr und endeten abrupt nach dem Gespräch mit dem Rekrutierer. Wenn ich tippen müsste, würde ich sagen, sie wurden manipuliert.“
„Von welchem Wesen?“
„Soweit ich weiß, können Dämonen einzig eine Person beeinflussen, und da es dieses Mal zwei waren, fallen mir da Gargoyles und Gestaltwandler mit ihren hochmagischen, mentalen Fähigkeiten ein, wo bisher meine Bemühungen, sie aufzuspüren, vergeblich waren.“
Nyl ließ absichtlich weg, dass es Geschichten gab, wo Wesen und Menschen versucht hatten, hinter die Geheimnisse von Gestaltwandlern zu kommen, sie zu finden und auf geheimnisvolle Weise verschwunden waren. Vielleicht starb Dad aus diesem Grund? War die Gestaltwandlerin mit ihren Kindern deshalb auf der Beerdigung gewesen? Hatte sie ihn ermordet?
„Dein Engel erwacht.“ Nyl verschwand in dem verwaisten Cockpit seines Privatjets und schloss die Tür.
Jonas beobachtete unter gesenkten Lidern, wie Cira langsam aus der Trance auftauchte. Ihre panischen Gefühle schwappten zu ihm über, schnürten ihm die Kehle zu. Gott, wie musste sie sich fühlen, wenn es bei ihm dermaßen stark ankam. Zweifelsohne wähnte sie sich noch in ihrer Wohnung, dachte, die Einbrecher wären da. Er zwang sich zur innerlichen Ruhe, säuberte den Geist, zwängte die Gier nach ihrem Blut, nach ihrem zarten Körper ins Dunkle seines Kopfes, rutschte an die Kante des Sessels und beugte sich leicht vor. „Cira, alles ist in Ordnung.“ Lügner! „Du bist in Sicherheit.“ Hochstapler! „Ich bin es Jonas, Jonas Baker.“ Ein Vampir, den es nach dir gelüstet.
Ihre schwarzen Wimpern flackerten und sie blinzelte verwirrt, verängstigt. „Jonas?“
Sein Herz tat einen Satz. Sie erkannte ihn, und als ihre Gefühle ihm verrieten, dass sie sich nicht vor ihm fürchtete, holte es ihn von den Socken. Außerdem sprach sie ihn endlich mit dem Vornamen an. „Ja, Cira, ich bin hier.“ Fast hätte er ihr die Finger an die Wange gelegt, konnte sich aber gerade noch zurückhalten.
„Es ist so dunkel, ich kann nichts sehen.“ Besorgnis schwang in ihrem Ton und Empfindungen mit und Jonas schlug sich imaginär vor die Stirn, befahl mental den Dimmern, langsam ein warmes Licht zu erzeugen. Er war ein Trottel.
Ciras Kopf wandte sich seinem Gesicht zu. Oh Himmel, war sie schön.
„Wo bin ich?“
Sie setzte sich unter Schmerzen auf und Jonas widerstand knapp, ihr bei jeder Bewegung helfen zu wollen. Vor allem, weil ihre Miene keine Leiden verriet, nur ihre Gefühle. Er erklärte ihr schonend, dass sein Kumpel Nyl, der große Schwarze, und er sie aus der Wohnung gerettet hatten und sie in Nyls Learjet auf die Bahamas flogen, damit sie in Sicherheit war.
„Du hast was?“ Sie sprang auf, warf die Wolldecke von sich und starrte an sich hinunter. „Oh mein Gott.“ Sie wollte zur Decke auf dem Boden greifen, doch Jonas hielt sie ihr
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