Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
dir fahndet?“
„Hab’s mir gedacht, aber angerufen hat er dich vor meinem Anruf vom Schiff aus, oder?“
„Hat er. Hab mich ganz schön erschreckt, doch seine sexy Stimme hat mich entschädigt.“
„Und was ist er?“
„Gott, du stellst Fragen. Ist ja richtig übel auf der anderen Seite zu sitzen. Also, mein Wissen kommt aus dem Internet, aus Foren von Verrückten und von Menschen, die mit Drogen vollgepumpt sind und reizvolle Wassermänner in ihrem Goldfischteich sehen. Ich tippe auf einen Werwolf, einen Vampir oder auf einen Dämon, einen Schattenwandler, wie Byzzarus einer ist. Vermutlich gibt es noch tausend weitere Möglichkeiten, von denen wir eigenbrötlerischen Homo sapiens nichts ahnen.“
„Ist er gefährlich?“
„Wenn er dich bis jetzt nicht umgebracht hat, kaum. Doch ich halte sie alle auf irgendeine Art und Weise für den Menschen bedrohlich, ja.“
Cira schluckte das Unwohlsein hinunter. „Dieser Byzzarus auch? Er schien im ‚Out‘ ein bisschen verrückt, aber nett und … harmlos zu sein.“
„Er hat mich mal kurz sterben lassen.“
„Was?“
„Es fühlte sich zumindest so an. Ich habe ihn offenbar mit meinen Fragen verärgert.“
„Scheiße! Oh verdammt, wie kamst du da raus? Amy …“ Ihr Herz zog sich bitterlich zusammen und ein dünner Schweißfilm bildete sich auf der Oberlippe, obwohl alles überstanden war. Jedenfalls das Abenteuer zwischen ihr und dem Schattenwandler.
„Er fand mich interessant und … amüsant, ich denke, das war es, warum er sich auf ein Gespräch mit mir eingelassen hat.“
„Und ihr habt Eis gegessen.“
„Jeder einen Riesenbecher, die ich bezahlen musste.“
Cira lächelte und schwieg. Ihr fiel gerade noch etwas ein.
„Spann mich nicht auf die Folter, los, ich will alles wissen und ich bin gleich bei meinem Termin.“
Cira kicherte nervös und ihr leerer Magen schien sich zu drehen, was kein gutes Gefühl hervorrief. „Er hat nichts gegessen.“
„Jonas?“
„Wer sonst?“
Ein Laut drang durch den Hörer, der sich nicht erfreulich anhörte. „Hast du … hat er Reißzähne?“
Sie schloss die Augen, legte sich den Unterarm über die obere Gesichtspartie, spürte den Herzschlag und das Echo eines entfernten Pochens in ihrer verräterischen Mitte. „Gesehen habe ich sie nicht, nein. Aber du hast es miterlebt im ‚Out‘, er hat sich abgewandt oder genuschelt, verschwand aus einer Unterhaltung und … oh Mann, Amy, er hat am Strand mein Bikinihöschen sauber gekappt, ohne es zu zerreißen und es hatte keine Schleifen und runtergezogen hat er es mir ebenso nicht, glaub ich und …“
„Und ihr hattet keinen Sex?“
Die Bilder und Emotionen von den Stunden auf der Insel verschwammen vor ihren zugepressten Augen. „Nein“, würgte sie hervor und fühlte sich elend. Gleichzeitig war ihr bewusst, dass Amy entgegen ihrer Art nicht nach dem Warum fragte.
„Süße, ich bin da.“
„Kümmerst du dich bitte um Mac.“
„Uff, ja klar. Er wird gefüttert und sauber gemacht, aber nicht gestreichelt, gebadet und ich spiele ihm keine Klassik vor.“ Cira lachte. „Danke.“
„Ich muss schnell rein. Tu nichts, was ich nicht ebenfalls tun würde und pass um Himmelswillen gut auf dich auf! Ich will dich nicht verlieren.“
„Ich dich auch nicht, Amy. Sei du bitte ebenso vorsichtig. Ich hab dich lieb, dank dir!“
„Ich dich auch!“ Es klickte im Hörer.
Cira lag geschlagene zwei Stunden auf dem Bett, wälzte sich hin und her und grübelte, wie sie die vergangenen, schlaflosen Nächte verbracht hatte, und ließ die letzten Tage und Wochen sowie ihr bisheriges Leben Revue passieren. Entschlossen sprang sie aus den Daunen, stapfte in die Dusche, kaufte sich auf die Rechnung der Suite in der angrenzenden Boutique einen eleganten Hosenanzug und bestellte sich eine Limousine. Anscheinend war der für sie zuständige Concierge angewiesen, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Mit einer äußerlichen Ruhe, die sie sich jahrelang antrainiert hatte, aber einer inneren Aufruhr und Nervosität, wie sie es niemals erlebt hatte, ließ sie sich die hintere Tür des schwarzen Chryslers mit getönten Scheiben öffnen, glitt auf die lederbezogene Rückbank und nannte dem Chauffeur das Ziel.
Cira kannte San Francisco gut, doch in dieser Gegend war sie noch nie. Geschweige denn hatte sie davon gehört, dass es eine endlos erscheinende, einspurige Straße gab, von der wenige, dafür umso imposantere Gittertore abgingen, deren versperrte Wege
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