Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
Er fragte sich, wann sie ihn endlich verbannte, ihn in die Hölle schickte, damit er genauso geschändet wurde, wie er sie benutzt hatte.
Seit zwei Stunden saß er mit seiner Familie in Diandros ehemaligem Büro und hatte ihnen unmissverständlich klargemacht, dass er weder den Baker Konzern übernehmen noch die Legende erfüllen und sich mit Josephine Fontaine oder sonst wem vereinigen würde. Zumindest Letzteres erzeugte bei Alexander innige Gefühle, die sogar durch seine starr auferlegte Fassade zu ihm drangen. Die beiden hatten ein intimes Verhältnis, auf keine andere Weise konnte ihr Geruch an ihn gelangt sein oder seine unterdrückten Empfindungen dermaßen hochschlagen. Deshalb hatte er wenigstens in diesem Punkt einen heimlichen Verbündeten. Er würde sich niemals erlauben, seinem Bruder die geliebte Frau zu nehmen, nicht noch einmal. Auch nicht, wenn Mom es von ihm erwartete und seit einer Weile entgegen ihrer Art wie eine Verzweifelte wütete, versuchte, ihn bei der Ehre zu packen, indem sie ihm vorwarf, den letzten Wunsch seines Dads nicht erfüllen zu wollen, wo er ihm zeit seines Lebens nur Kummer bereitet hatte.
„Ich werde dem Konzern vorstehen.“
Jonas und Sitara wirbelten zu Alexander herum, der die vergangenen Minuten schweigend an der Holzvertäfelung gelehnt hatte, die Hände im Rücken verborgen.
Bevor Mom ihn auch noch brüskieren konnte, erhob Jonas, mit mehr Gewicht in der Stimme, als er gewollt hatte, das Wort. „So soll es sein!“
Selbst Alexander sah ihn verwundert an, er hatte wohl mit erheblicher Gegenwehr oder gar einer Strafe gerechnet, weil es normalerweise unmöglich war, dass nicht der erste Sohn einer Reinblutfamilie das Unternehmen übernahm. Aber Jonas würde, solange er lebte, das Oberhaupt der Familie sein und hatte damit, wenn er es wollte, das alleinige Entscheidungsrecht.
„Du kannst doch nicht …“, Mom suchte verzweifelt nach Worten, „ihr habt euch gegen mich verbündet.“
Dieser Satz klang eher wie eine erstaunte Feststellung als wie eine Frage. Die er und sein Bruder dennoch, wie aus einem Mund, mit Nein beantworteten.
„Jonas, das wird einen Skandal auslösen.“
„Sekundär.“
Nach Atem ringend wandte sie sich zu ihrem Jüngsten um. „Alexander, du kannst … hast du, ich meine, wen willst du zur Frau nehmen, ich dachte, du wolltest nie wieder …?“
Alex sah mit festem Blick auf Sitara, die auf den riesigen Seidenteppich starrte, von dem Jonas wusste, dass Diandro ihn geliebt und bei sämtlichen Umzügen hatte mitschleppen lassen, obwohl er definitiv hässlich und ausgetreten war, brachte aber kein Wort über die Lippen.
Jonas fühlte, wie die alten Wunden bei jedem von ihnen aufrissen, vor allem bei Alexander. „Mein Bruder wird die Legende, die dir und Dad solcherart wichtig ist, trotzdem erfüllen und Josephine Fontaine ehelichen.“
Alexanders Herz setzte aus und peinigende Schmerzen erfüllten ihn.
Mom wirbelte mit erhobenen Händen herum und fauchte ihn an: „Ich habe ihre Familie auf dem Festland außerhalb derStadt ausfindig gemacht, abgeschieden in den Oakland Hills, wie mir mein Chauffeur berichtete. Ich habe dreimal um Kontaktaufnahme gebeten, doch nur das Telefonat mit Timothy Fontaine, ihrem älteren Bruder und Oberhaupt des Geblüts, gewährte man mir. Eine Frechheit! Es wäre ihm unmöglich, mir zu sagen, wo sich Josephine aufhielte und auch sonst wäre sie nicht zu sprechen.“ Sitaras Mund bildete einen Strich, ihre Lippen nahmen eine weißliche Färbung an. „Ich habe sogar durchblicken lassen, dass es um eine altehrwürdige Legende geht, dennoch wollte er mich nicht anhören.“
Sie war es nicht gewohnt, auf diese Weise abgespeist zu werden, vor allem nicht von Ihresgleichen, wo sie normalerweise einen sehr guten Stand innehatte. Jonas überließ es seinem Bruder, die Bombe platzen zu lassen, forderte ihn aber gleichzeitig mit einem Seitenblick auf, da er ansonsten reden musste.
„Josephine ist mir seit einiger Zeit bekannt.“ Alexander stockte, sammelte sich, tief sitzende Zweifel und Sorge um sie schwappten wie glühende Wellen zu Jonas über, bevor er mit festem Blick und fester Stimme weitersprach. „Indes kann ich mich nicht mit ihr vereinigen. Es muss jemand Divergentes gefunden werden. Ich stelle mich jedem Ritual, infolgedessen der Baker Konzern in sicheren Händen verbleibt. Mutter, ich ersuche dich, alles Nötige zu veranlassen.“ Er drehte sich in Windeseile um und verließ fluchtartig das
Weitere Kostenlose Bücher