Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
neuester und revolutionärer Bericht von ihrem Chef abgelehnt worden war. „Sind sie verrückt Ms. Evans? Wollen Sie, dass in der Stadt eine Panik ausbricht?“, äffte sie den Fettarsch nach, der ihr Boss war. „Warts ab, Dickerchen, noch ein paar Tage Recherche und Beweissicherung und diese Story wird dir auf einer fremden Titelseite entgegenspucken.“
Amy wickelte das dicke Sandwich mit einer Hand aus der Tüte aus und knabberte an einer Ecke, bis sie nervös wieder auf die Armbanduhr sah, fluchte und das Toastbrot zurückwarf. Sie kramte das Handy aus der überfüllten Handtasche, um den jetzigen und den nachfolgenden Termin abzusagen. Es stimmte etwas ganz und gar nicht. Ihr Gefühl sagte, dass Cira sie brauchte oder dass es zumindest gut wäre, bei ihr zu sein. Sie musste sie finden. „Wo bist du, Süße?“, hauchte sie den Fingern entgegen, die auf dem Sportlenkrad einen Marsch trommelten, bis sie vor Schreck die Hände verkrallte und fast ins Lenkrad biss, als ein Mann mitten auf der Fahrbahn auftauchte. Dass der Airbag nicht aufging, glich einem halben Wunder, auch, dass sie mit diesem Schuh das Bremspedal exakt getroffen hatte. Zitternd und von einer auf die andere Sekunde in Schweiß gebadet, starrte sie aus dem Fenster auf jemanden, den sie gut kannte und der ihr anzüglich entgegengrinste.
„Da haben Sie recht, Professor, die Phase-III-Studien kosteten uns 96 Mio. US-Dollar, aber bei den exzellenten Aussichten können wir die sechs Millionen über dem vorab geplanten Kapitalaufwand verkraften.“
Alexander lächelte, sein Gegenüber konnte die feinen Nuancen seiner Sprachmelodie ziemlich gut deuten.
„Das Zulassungsdossier ist mir angekündigt worden. Wie? Demzufolge ist es gewiss bei meiner Sekretärin … ach, gut. Vielen Dank, Professor Lee, ja, entbieten Sie Ihrer Gattin Grüße, danke. Bis Montag.“ Alexander atmete tief durch, um den wiederholt aufwallenden Ärger zu verbergen, bevor er eine Taste am Telefon drückte. „Ruth? Ja, zuerst bitte den Laborleiter, dann den Sponsor, danke.“
Er führte ein kurzes Gespräch mit dem Leiter des hiesigen Labors, der das Dossier ebenfalls erhalten hatte, umgarnte als Nächstes eine Vorstandsdame einer Apothekenkette, unterrichtete sie, dass Phase IV demnächst startete, und bat Ruth, ihn mit dem Chauffeur seiner Mutter zu verbinden. „Reichen Sie mir bitte die Adresse der Fontaines. Gut. Wie bitte? Wann hat er Sie danach ersucht? Ja, danke.“
Alexander sprang aus dem Bürostuhl und fegte brüllend die Schriftstücke vom Tisch. Er knallte die Faust auf die Tischplatte, dass das Massivholz knackte. In dem Moment ging die Tür zu dem Büro auf und der Grund seiner Wut lehnte lässig im Türrahmen. Jonas hob eine Augenbraue, als er das Chaos auf dem Boden sah.
„Sofern du signifikante Unterlagen per Fax empfängst, trage gefälligst Sorge, dass ich sie schleunigst erhalte. So-fort! Ich stehe dem Konzern vor und das nicht erst seit gestern.“
Seine donnernde Stimme überschlug sich. Er wusste, dass er gerade den ganzen Hass auf seinen Bruder in diese Belanglosigkeit legte. Unerheblich! Jonas wedelte unbeeindruckt mit einigen Blättern Papier. Das brachte ihn noch mehr auf die Palme und Hunger hatte er auch.
„Seit du aufgetaucht bist, läuft alles aus dem Ruder! Hättest du nicht schlicht fernbleiben können?“
Erneut erachtete dieser Mistkerl es nicht für nötig, ihm zu antworten, sondern sich durch das lange Haar zu fahren. Er sah aus wie ein süchtiger Rocker, erbärmlich. Wie er ihn hasste. Jonas war nach hundert Jahren nur zu Diandros Beerdigung erschienen, weil er im selben Atemzug Oberhaupt der Familie wurde.
„Und was“, Alexander fletschte die Zähne, es war ihm egal, dass die Fänge sich ausfuhren, „was hattest du bei Josephine verloren?“
„Aus diesem Grund bin ich hier.“ Jonas schloss die Tür, trat auf den Schreibtisch zu und legte das Zulassungsdossier auf die fast leer gefegte Tischplatte. „Ich habe mit ihrem Bruder gespro…“
Alexander sah nicht hin. „Du tatest was?“ Er kochte vor Wut, die Finger verkrallten sich im Holz und er glaubte, Josephines Duft zu riechen. Unbarmherzige Eifersucht packte ihn hart bei den Eiern. Wie konnte dieser Scheißkerl es wagen, ihm auch noch Josephine zu nehmen? Ihren Bruder zu fragen! Es war völlig belanglos, ob er sie haben wollte oder nicht. Er würde nie zulassen, dass Jonas sie mit ins Verderben riss. Niemals! „Niemals!“, brüllte er und stapfte bedrohlich
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