Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
tötet? Der es einem niemals erlaubt, den siebzehnten Geburtstag zu erleben? Der versucht, einen zu vernichten, nicht nur sein Leben, sondern sein Herz …?«
Ihr wurde bewusst, dass Paul sie anstarrte. »Du willst, dass ich dir darauf eine Antwort gebe?«
Hannah schüttelte den Kopf und sprach weiter. »Göttin – ich meine, Gott -, sie muss mich hassen. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum. Es muss daran liegen, dass sie Thierry für sich selbst will – oder vielleicht will sie ihn auch nur unglücklich machen. Sie will, dass er weiß, dass ich Angst vor ihm habe, dass ich ihn hasse. Und sie hat es geschafft. Sie hat mich überzeugt. Sie hat mein Unterbewusstsein weit genug beeinflusst, dass ich angefangen habe, mich selbst vor ihm zu warnen.«
»Wenn irgendetwas von alldem wahr ist – was ich keine Sekunde lang zugeben werde, denn dann könnte man mir definitiv meine Approbation entziehen -, dann kann ich dir eines sagen«, erklärte Paul. »Sie klingt sehr, sehr gefährlich.«
»Sie ist gefährlich.«
»Warum bist du dann so glücklich?«, fragte er jämmerlich.
Hannah sah ihn an und lachte. Sie hatte nicht die leiseste Chance, ihm das zu erklären.
Aber sie war mehr als glücklich, sie jubelte innerlich. Sie war überschäumend, ekstatisch, über alle Maßen von Glück erfüllt. Thierry war nicht böse. Sie hatte die Bestätigung aus ihren unzähligen Reinkarnationen. Maya war der Feind, die Schlange im Garten. Thierry war genau das, was er zu sein behauptet hatte. Jemand, der einen schrecklichen Fehler gemacht und jahrtausendelang dafür bezahlt hatte – und der nach ihr suchte.
Er ist sanft und freundlich. Er liebt mich wirklich. Und wir sind füreinander bestimmt. Ich muss ihn finden.
Dieser letzte Gedanke kam wie eine zusätzliche, helle Offenbarung, aber eine, die sie dazu veranlasste, in ihrer Position auf der Couch zu erstarren und reglos dazusitzen.
Sie hatte keine Ahnung, wie.
Wohin war er gegangen? Nach Hause. Wo war sein Zuhause? Sie wusste es nicht.
Es konnte überall auf der Welt sein.
»Hannah …«
»Moment«, flüsterte Hannah.
»Hör mal, Hannah, ich denke, wir sollten vielleicht ein wenig daran arbeiten, darüber reden, deine Gefühle beleuchten …«
»Nein, pst!« Hannah machte eine abwehrende Handbewegung. »Sie hat mir einen Hinweis gegeben. Sie wollte es zwar nicht, aber sie hat mir einen Hinweis gegeben! Sie sagte, er habe Verbindungen mit Hexen in Las Vegas.«
»Oh mein Gott«, murmelte Paul. Dann sprang er auf. »Hannah, wohin gehst du?«
»Es tut mir leid.« Sie schoss durch den Raum, schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann lächelte sie in seine erschrockenen Augen und sagte: »Danke. Danke für Ihre Hilfe. Sie werden niemals auch nur erahnen können, wie viel sie für mich getan haben.«
»Ich brauche Geld.«
Chess blinzelte und sah sie durchdringend an.
»Ich weiß, es ist nicht fair, dich darum zu bitten, ohne dir meine Gründe zu erklären. Aber ich kann es dir nicht verraten. Es wäre zu gefährlich für dich. Ich muss dich einfach bitten, mir zu vertrauen.«
Chess sah sie weiterhin an. Mit ihren schrägstehenden
grünen Augen versuchte sie, Hannahs Gesicht zu erforschen. Dann stand sie ohne ein Wort auf.
Hannah saß auf Chess’ gestärkter, weißer Tagesdecke auf dem Bett und wartete. Nach einigen Minuten kehrte Chess zurück und ließ ihre zierliche Gestalt auf das Bett sinken.
»Hier«, sagte sie und gab ihr eine Kreditkarte. »Mom meinte, ich könne sie benutzen, um für meinen Abschluss einzukaufen. Ich schätze, sie wird es verstehen – vielleicht.«
Hannah schlang die Arme um sie. »Danke«, flüsterte sie. »Ich werde es zurückzahlen, sobald ich kann.« Dann platzte sie heraus: »Wie kannst du so nett sein? Ich würde ein Mordstheater machen, um zu erfahren, was los ist.«
»Ich werde ein Mordstheater machen«, antwortete Chess und erwiderte ihre Umarmung. »Aber ich werde noch mehr tun als das. Ich werde dich begleiten.«
Hannah zog sich zurück. Wie konnte sie ihrer Freundin erklären, dass das nicht ging? Sie wusste, dass sie, indem sie nach Las Vegas ging, ihr eigenes Leben in Gefahr brachte. Gewiss würde ihr von Maya Gefahr drohen. Wahrscheinlich von der gesamten Nachtwelt. Möglicherweise sogar von den Hexen, mit denen Thierry in Verbindung stand.
Und sie konnte Chess da nicht mit hineinziehen.
»Ich habe etwas, das du für mich aufbewahren musst«, sagte sie. Sie griff in ihre
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