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Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate

Titel: Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Lotosteich, wenn alle anderen schlafen«, erklärte Maya. »Und ich nehme an, du dachtest, es könne nicht schaden, ihn ein wenig von deinem Blut trinken zu lassen. Nicht viel. Nur ein wenig. Es war aufregend. Aber ich sage dir die Wahrheit – es wird dir schaden. Er ist ein Dämon und er will deinen Tod.«
    Die heisere, hypnotische Stimme sprach immer weiter. Sie erzählte alles über Urdämonen, die Blut tranken, und über Männer und Frauen, die sich in Tiere verwandeln konnten. Außerdem sprach sie von einem Ort, der die Welt der Nacht genannt wurde und an dem diese Wesen lebten. In Ha-nahkts Kopf begann sich alles zu drehen.
    Und ihr Herz zersprang.
    Buchstäblich. Sie konnte seine scharfkantigen Stücke spüren, wann immer sie versuchte zu atmen. Eine Priesterin weinte nicht, aber Tränen drängten aus ihren geschlossenen Augen.
    Denn sie konnte nicht leugnen, dass sich der Fremde tatsächlich ein wenig wie ein Urdämon benahm. Warum sonst sollte er Blut trinken?
    Und die Dinge, die sie mit ihm gesehen hatte, das Gefühl, dass ihre Begegnung Schicksal war … Das alles musste Magie gewesen sein. Er hatte sie mit seinen Zaubern überlistet.

    Maya schien mit ihrer Geschichte zum Ende gekommen zu sein. »Denkst du, du kannst dir all das merken?«, fragte sie.
    Ha-nahkt machte eine klägliche Handbewegung. Was spielte es für eine Rolle, ob sie es sich merkte? Sie wollte nur in Ruhe gelassen werden.
    »Sieh mich an!«
    Ha-nahkt blickte erschrocken auf. Das war ein Fehler. Mayas Augen waren seltsam, sie schienen von einem Moment auf den anderen die Farbe zu wechseln, und sobald Ha-nahkt hineingeschaut hatte, konnte sie nicht mehr wegsehen. Sie war in einem Zauber gefangen, und sie spürte, wie ihr die Willenskraft entglitt.
    »Also«, sagte Maya, und ihre Augen waren von einem tiefen Goldton und so uralt wie die eines Krokodils. »Erinnere dich an all das. Und erinnere dich an dies. Erinnere dich … wie er dich tötet.«
    Und dann geschah das Seltsamste überhaupt.
    Plötzlich schien es Ha-nahkt, als sei sie zwei Personen. Eine war ihr gewöhnliches Ich. Und die andere war ein anderes Ich, ein fernes Ich, das aus der Zukunft zu ihr herüberzublicken schien. In diesem Moment sahen Ha-nahkt und das zukünftige Ich verschiedene Dinge.
    Ha-nahkt sah, dass Maya gegangen und der Tempel leer war. Und dann sah sie, dass jemand anderer hereinkam, eine hochgewachsene Gestalt mit hellem Haar und dunklen, unergründlichen Augen – der Fremde. Er lächelte
sie an und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. Er packte sie mit Händen, sie so stark waren wie die eines Dämons. Dann zeigte er die Zähne.
    Das zukünftige Ich sah etwas anderes. Es sah, dass Maya den Tempel nicht verließ. Es sah, wie Mayas Gesicht und Körper sich kräuselten, als seien sie aus Wasser – und sich dann veränderten. Es war, als sähe man zwei Bilder, eines über dem anderen. Das äußere Bild war der Fremde, aber darunter war Maya.
    »Das ist es! So hat sie es gemacht.«
    Die Stimme kam von außerhalb Ha-nahkts und sie verstand sie nicht. Sie hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment spürte sie den reißenden Schmerz von Zähnen. Oh Isis, Göttin des Lebens, führe mich in die andere Welt …
     
    »So hat sie es also gemacht«, hauchte Hannah.
    Sie saß aufrecht auf der Couch. Sie wusste, wer sie war, und mehr noch, sie wusste, wer sie gewesen war.
    Es war wieder eine dieser blitzartigen Erkenntnisse. Sie fühlte sich, als stehe sie am Ende des Korridors der Zeit und blicke auf hundert verschiedene Versionen ihrer selbst. Sie sahen alle ein wenig anders aus, und sie trugen andere Kleider, aber sie waren alle sie selbst. Ihre Namen waren Hanje, Anora, Xiana, Nan Haiane, Honni, Ian, Anette. Sie war eine Kriegerin gewesen, eine Prinzessin, eine Priesterin, eine Sklavin. Und im Augenblick
hatte sie das Gefühl, als vereine sich in ihr die Stärke all ihrer Reinkarnationen.
    Am entgegengesetzten Ende des Korridors, dort, wo es neblig und verschwommen war, wo die Bilder in schwaches Rosa und Blau getaucht waren, meinte sie Hana zu ihr herüberlächeln zu sehen. Und dann drehte Hana sich um und ging davon; ihre Aufgabe war vollendet. Hannah holte tief Luft und stieß den Atem wieder aus.
    »Sie hat es mit Illusionen geschafft«, sagte sie, wobei ihr kaum bewusst war, dass sie laut sprach. »Maya. Und sie hat es natürlich schon früher getan. Vielleicht jedes Mal. Was macht man mit jemandem, der einen wieder und wieder

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