Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
Ende.
»Vampire kommen nicht zurück«, sagte Maya.
Plötzlich hatte Hannah ein Tosen in den Ohren. Sie schluckte und schluckte. Sie hatte Angst, dass sie ohnmächtig werden oder sich übergeben würde.
»Vampire … kommen nicht …?«
»Eine interessante kleine Information, nicht wahr?
Vielleicht werden sie es eines Tages bei Wer wird Millionär fragen. Ich muss zugeben, ich verstehe die Logik dahinter auch nicht genau – aber Vampire werden nicht wiedergeboren, nicht einmal dann, wenn sie Alte Seelen sind. Sie sterben einfach. Ich habe die Vermutung gehört, es liege daran, dass sie ihre Seelen verlieren, wenn sie Vampire werden, aber ich weiß nicht … Hat Thierry eine Seele, was meinst du?«
Jetzt drehte sich um Hannah herum alles noch schneller als zuvor. Es gab nichts Festes mehr, nichts, woran sie sich hätte klammern können.
Zu sterben … das konnte sie ertragen. Aber für immer zu sterben, zu erlöschen … Was war, wenn Vampire nicht einmal an einen anderen Ort gingen, in irgendein Jenseits? Was war, wenn sie plötzlich einfach nicht mehr existierten?
Es war das Schrecklichste, was sie sich vorstellen konnte.
»Ich werde es nicht zulassen«, flüsterte sie und hörte, dass ihre eigene Stimme heiser und abgehackt klang. »Ich werde nicht …«
»Aber du kannst mich nicht daran hindern«, unterbrach Maya sie erheitert. »Diese Seile sind aus Hanf – sie werden dich als Vampir genauso festhalten wie als Mensch. Du bist hilflos, armes Baby. Du kannst nichts gegen mich unternehmen.« Mit einem zufriedenen Ausdruck über ihre eigene Klugheit sagte sie: »Ich habe endlich
einen Weg gefunden, um den Zyklus zu durchbrechen.«
Sie ließ den Rucksack stehen und kniete sich wieder vor Hannah hin. Diesmal sah Hannah, als die roten Lippen sich teilten, lange, scharfe Zähne.
Hannah kämpfte. Obwohl sie wusste, dass es hoffnungslos war, tat sie alles, was ihr in den Sinn kam, schlug mit der Kraft schierer Verzweiflung nach Maya. Aber es brachte nichts. Maya war einfach so viel stärker als sie. Binnen Sekunden hatte sie Hannahs Hände gepackt und ihren Kopf zur Seite gedreht, die Kehle entblößt.
Jetzt wusste sie, warum Maya sie zuvor gezwungen hatte, Vampirblut zu trinken. Es war nicht nur willkürliche Grausamkeit gewesen. Es war Teil ihres Plans.
Du kannst mir das nicht antun. Du kannst nicht. Du kannst nicht. Du kannst meine Seele nicht töten …
»Bereit oder nicht«, sagte Maya, und sie summte es beinahe. Dann spürte Hannah ihre Zähne.
Wieder wehrte sie sich, wie eine Gazelle im Maul einer Löwin. Wieder bewirkte es gar nichts. Sie konnte den einzigartigen Schmerz spüren, als ihr das Blut gegen ihren Willen aus dem Körper gesaugt wurde. Sie konnte spüren, dass Maya in tiefen Zügen trank.
Ich will nicht, dass das geschieht …
Endlich verblasste der Schmerz zu einem schläfrigen Unbehagen. Hannah fühlte sich, als hätte sie Drogen genommen, und ihr Körper war taub.
Maya drehte sie mit Gewalt in eine andere Position, kippte Hannahs Kopf nach hinten und drückte ihr Handgelenk auf Hannahs Mund.
Ich werde nichts davon schlucken. Lieber ersticke ich daran. Zumindest werde ich dann sterben, bevor ich ein Vampir bin.
Aber sie stellte fest, dass es gar nicht so leicht war, sich dazu zu zwingen, an Luftmangel zu sterben. Schließlich würgte sie – und schluckte Mayas Blut. Am Ende hustete und prustete sie und versuchte, sich zu räuspern und Luft zu bekommen.
Maya lehnte sich zurück.
»So«, sagte sie leicht atemlos. Sie leuchtete wieder mit der Taschenlampe in Hannahs Gesicht.
»Ja.« Sie wirkte kritisch, wie eine Frau, die einen Truthahn im Ofen begutachtete. »Ja, es läuft sehr gut. Noch ein weiteres Mal, dann dürfte es genug sein. Du wärst jetzt schon ein Vampir, wenn wir seit dem ersten Austausch nicht so viel Zeit verschwendet hätten.«
»Thierry wird dich töten, wenn er das herausfindet«, flüsterte Hannah.
»Und sein heiliges Versprechen brechen? Das glaube ich nicht.« Maya lächelte, stand wieder auf und machte sich an ihrem Rucksack zu schaffen. »Natürlich würde dies alles nicht geschehen, hätte er sein Versprechen mir gegenüber nicht gebrochen«, fügte sie beinahe sachlich hinzu. »Er hat mir gesagt, dass du nicht länger zwischen
uns stehen würdest. Aber sobald ich mich das nächste Mal umdrehe – bist du da! Nichts weniger als eingesperrt in sein Haus. Er hätte es besser wissen müssen.«
Hannah starrte sie an. »Er wusste nicht einmal, dass ich dort
Weitere Kostenlose Bücher