Night World - Gefährten des Zwielichts - Smith, L: Night World - Gefährten des Zwielichts - Night World - Soulmate
an den Tod statt Furcht
eine seltsame, stechende Einsamkeit. Ein weiteres Leben, in dem ich ihn verpasst habe, dachte sie. Plötzlich blinzelte sie gegen Tränen an. Oh Gott. Na, wunderbar. Es war so hart. So hart, weiter zu hoffen, dass es eines Tages funktionieren würde. Aber ich werde ihn in meinem nächsten Leben wiedersehen. Und vielleicht werde ich dann nicht so dumm sein; ich werde nicht auf Mayas Tricks hereinfallen.
Für ihn wird es härter sein, schätze ich. Er wird warten und Tag für Tag, Jahr für Jahr überstehen müssen. Ich werde einfach einschlafen und irgendwann an einem anderen Ort wieder aufwachen. Und dann wird er eines Tages zu mir kommen und ich werde mich erinnern … und dann werden wir von vorn anfangen.
Ich habe es diesmal wirklich versucht, Thierry. Ich habe mein Bestes gegeben. Ich wollte nichts vermasseln.
Versprich mir, dass du wieder nach mir suchen wirst.
Versprich mir, dass du mich finden wirst. Ich verspreche, auf dich zu warten.
Ganz gleich, wie lange es dauert.
Hannah schloss die Augen, lehnte sich an den Pfosten und berührte beinahe unbewusst den Ring, den er ihr gegeben hatte. Vielleicht würde sie sich beim nächsten Mal daran erinnern.
Plötzlich war sie nicht länger traurig und verängstigt. Nur sehr müde.
Die Augen immer noch geschlossen, grinste sie
schwach. Ich fühle mich alt. Es ist wahrscheinlich genau das Gefühl, über das Mom sich immer beklagt. Ich bin bereit, diesen alten Körper zu verlassen und in einen neuen …
Der Gedanke brach ab und verschwand.
War das ein Geräusch?
Hannah richtete sich auf und beugte sich vor, soweit das Seil es zuließ. Dann spitzte sie die Ohren. Sie glaubte, gehört zu haben … Ja. Da war es wieder. Ein solides, widerhallendes Geräusch irgendwo in der Dunkelheit.
Es klang nach Schritten. Und es kam näher.
Ja, ja. Ich bin gerettet. Hannahs Herz hämmerte so heftig, dass sie kaum atmen konnte, um zu schreien. Und endlich sah sie einen auf- und abhüpfenden Lichtpunkt in der Schwärze und schaffte es, ein heiseres Quieken hervorzubringen.
»Thierry? Hallo? Ich bin hier!«
Das Licht kam näher. Sie konnte hören, dass auch die Schritte näher kamen.
Doch sie bekam keine Antwort. »Thierry …?« Ihre Stimme verlor sich.
Schritte. Das Licht war jetzt groß. Es war ein Strahl von einer Taschenlampe. Hannah blinzelte.
Das Herz schnürte sich ihr zusammen.
Und dann war die Taschenlampe direkt vor ihr. Sie leuchtete ihr ins Gesicht, blendete ihre Augen. Ein weiteres Licht flammte auf, eine kleine Campinglaterne. Sofort
konnte Hannah wieder sehen und ihre Augen sandten eine Information an ihr Hirn.
Aber diese Erkenntnis brachte ihr kein Glück. Hannahs ganzer Körper war jetzt eiskalt und sie zitterte. Denn es war natürlich nicht Thierry. Es war Maya.
KAPITEL FÜNFZEHN
»Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört«, sagte Maya. Sie setzte die Laterne ab und stellte etwas, das wie ein schwarzer Rucksack aussah, auf den Boden. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und sah Hannah an.
Ich werde nicht weinen. Diese Befriedigung werde ich ihr nicht geben, dachte Hannah.
»Ich wusste nicht, dass Vampire sich tatsächlich in Fledermäuse verwandeln können«, erwiderte sie.
Maya lachte. Sie sah sehr schön aus in dem Teich aus Laternenlicht. Ihr langes schwarzes Haar fiel ihr in Wellen über die Schultern bis zu den Hüften. Ihre Haut war milchig weiß und ihre Augen wirkten dunkel und rätselhaft. Ihr lachender Mund war rot.
Sie trug Designerjeans und hochhackige Schlangenlederstiefel. Komisch, Hannah hatte noch nie zuvor auf Mayas Kleider geachtet. Im Allgemeinen war die Frau selbst schon so atemberaubend, dass man sich unmöglich darauf konzentrieren konnte, wie sie gekleidet war.
»Nicht alle Vampire sind Gestaltwandler«, sagte Maya. »Aber andererseits bin ich nicht wie andere Vampire. Ich bin die Erste, mein Liebling. Ich bin das Original. Und ich muss sagen, dass ich dich gründlich satthabe.«
Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, dachte Hannah. Laut sagte sie: »Warum lässt du mich dann nicht in Ruhe? Warum lässt du Thierry und mich nicht in Ruhe?«
»Weil, meine Süße, ich dann nicht gewinnen würde. Und ich muss gewinnen.« Sie sah Hannah direkt an und ihr Gesicht war seltsam ernst. »Verstehst du das immer noch nicht?«, fragte sie leise. »Ich muss gewinnen – denn ich habe zu viel aufgegeben, um zu verlieren. Es kann nicht alles umsonst gewesen sein. Also muss ich gewinnen.«
Es verschlug
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