NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
herum... dreh dich um... okay, ja. Jetzt brauchen wir dir nur noch die Fingernägel schwarz zu lackieren, ein wenig Makeup aufzutragen und...« Daphne brach ab und runzelte die Stirn.
»Was ist los?«
»Es ist die Art, wie du gehst. Du gehst wie... nun, wie sie, genaugenommen, wie die Vampire. Als pirschtest du dich an etwas heran. Und machst nicht einmal ein Geräusch dabei. Die Art, wie du dich bewegst, wird ihnen verraten, dass du eine Vampirjägerin bist.«
Es war ein gutes Argument, aber Rashel wusste nicht, was sie dagegen tun sollte. »Hm...«
»Ich hab's«, rief Daphne strahlend. »Wir stecken dich in hochhackige Schuhe.«
»Oh, nein«, erwiderte Rashel. »Solche Dinger werde ich auf gar keinen Fall tragen.«
»Aber es wird perfekt sein, verstehst du? In solchen Schuhen wirst du gar nicht in der Lage sein, normal zu gehen.«
»Nein, und ich werde auch nicht in der Lage sein zu rennen.«
»Aber du gehst nicht dorthin, um zu rennen. Du wirst reden und tanzen und sowas.« Die Hände in die Hüften gestemmt, schüttelte Daphne den Kopf. »Ich weiß nicht, Rashel, du brauchst wirklich jemanden, der dich dorthin begleitet, der dir dabei hilft...«
Daphne hielt inne, und ihre Augen wurden schmal. Einen Moment lang blickte sie in den Spiegel, dann nickte sie. »Ja. Das ist es. Wir haben gar keine andere Wahl«, sagte sie und stiels den Atem laut aus. Sie drehte sich um und sah Rashel direkt in die Augen. »Ich werde dich selbst begleiten müssen.«
»WAS?«
»Du brauchst jemanden, der dich begleitet; du schaffst das nicht allein. Und niemand eignet sich besser für dieses Unternehmen als ich. Ich werde mit dir gehen, und diesmal werden wir beide auserwählt werden.«
Rashel setzte sich aufs Bett. »Es tut mir leid, diesmal bist du verrückt. Du bist die letzte Person, die Vampire jemals auswählen würden. Du weißt alles über sie.«
»Aber das wissen sie nicht«, wandte Daphne heiter ein. »In der Schule habe ich heute allen gesagt, dass ich mich an nichts erinnern könne, was seit Sonntag geschehen ist. Irgendetwas musste ich ihnen sagen, verstehst du? Also habe ich behauptet, ich hätte nie die Chance bekommen, mich mit Quinn zu treffen; und dass ich nicht wüsste, was mit mir geschehen ist, dass ich aber gestern Nacht allein auf dieser Straße in Mission Hill aufgewacht sei.«
Rashel versuchte nachzudenken. Würde irgendein Vampir diese Geschichte glauben?
Die Antwort überraschte sie. Möglicherweise würden sie es glauben. Wenn Daphne sich aus der Gedankenkontrolle befreit hätte, als sie in dem LKW lag... Wenn sie hinausgesprungen und losgelaufen wäre, nur um kurze Zeit später wieder das Bewusstsein völlig zu erlangen... Ja. Es konnte funktionieren. Die Vampire würden annehmen, dass sie keinerlei Erinnerung an die ganze Zeit hatte, während derer sie in Trance gewesen war, sie würden vielleicht sogar denken, dass ihr Gedächtnisverlust noch ein Weilchen vorher eingesetzt hatte. Es konnte funktionieren...
»Aber es ist zu gefährlich«, sagte sie. »Selbst wenn ich dich in den Klub mitnähme, könnte ich nie zulassen, dass du auserwählt wirst.«
»Warum nicht? Du hast bereits festgestellt, dass ich dieser Gedankenkontrollsache gegenüber immun sein muss, stimmt's?« Daphnes blaue Augen funkelten vor Energie, und ihre Wangen waren gerötet. »Das macht mich zu einer perfekten Kandidatin für den Job. Ich kann es schaffen. Ich weiß, dass ich dir helfen kann.«
Rashel stand hilflos da. Sie sollte dieses flauschige Häschen von einem Mädchen in eine Vampirenklave mitnehmen? Zulassen, dass sie als Sklavin an blutsaugende Ungeheuer verkauft wurde? Sie bitten, gegen unbarmherzige Schlangen wie Quinn zu kämpfen?
»Ich arbeite gern allein«, sagte sie mit harter Stimme.
Daphne verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich nicht einschüchtern. »Nun, dann wird es vielleicht Zeit, dass du einmal etwas anderes ausprobierst. Hör mal, ich bin noch nie jemandem wie dir begegnet. Du bist so unabhängig, so abenteuerlustig, so - erstaunlich. Aber nicht einmal du kannst alles allein schaffen. Ich weiß, ich bin keine Vampirjägerin, aber ich würde gern deine Freundin sein. Vielleicht solltest du diesmal versuchen, einem Freund zu vertrauen.«
Sie sah Rashel in die Augen, und in diesem Moment sah sie keineswegs so aus wie ein flauschiges Häschen, sondern wie eine kleine, selbstbewusste und intelligente junge Frau.
»Außerdem war ich diejenige, die entführt wurde«, fügte Daphne
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