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Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn

Titel: Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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spähte durch einen Riss in dem Baum.
    Ihre Verfolger waren zu zweit, schrecklich nah, nur wenige Schritte entfernt. Einer war der Mann, den sie schon zuvor gesehen hatte, und er tat etwas Bizarres, etwas, das ihr einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Er drehte das Gesicht mit geschlossenen Augen bald in diese, bald in jene Richtung, und sein Kopf reckte sich auf einem überraschend langen, biegsamen Hals.
    Es ist, als wolle er unsere Witterung aufnehmen, dachte Maggie voller Entsetzen.
    Die Augen noch immer geschlossen, fragte der Mann: »Spürst du sie irgendwo?«
    »Nein. Ich kann sie überhaupt nicht spüren. Und ich kann sie bei all den Bäumen hier auch nicht sehen.« Es war ein jüngerer Mann, der sprach, ein Junge eigentlich noch. Das muss Gavin sein, überlegte Maggie. Gavin hatte dunkelblondes Haar, eine dünne Nase und ein scharfes Kinn. Seine Stimme klang ungeduldig.
    »Ich kann sie auch nicht spüren«, erwiderte der große Mann, der sich offensichtlich nicht zur Eile treiben ließ. »Und das ist seltsam. Sie können noch nicht allzu weit gekommen sein. Sie müssen uns irgendwie abblocken.«
    »Mir ist es egal, was sie tun«, sagte Gavin. »Wir sollten
sie besser schnell wieder einfangen. Es ist ja nicht so, als wären sie gewöhnliche Sklavinnen. Wenn wir diese Jungfer nicht abliefern, sind wir tot. Du bist tot, Bern.«
    Jungfer? dachte Maggie. Wahrscheinlich ist es an einem Ort, an dem die Leute Sklaven haben, nicht weiter komisch, von einer Jungfer zu reden. Aber welches Mädchen meint er? Nicht mich; ich bin nicht wichtig.
    »Wir werden sie zurückbekommen«, erklärte Bern.
    »Das sollten wir auch lieber«, entgegnete Gavin wild. »Oder ich werde ihr sagen, dass es deine Schuld war. Wir hätten dafür sorgen müssen, dass so etwas nicht passieren kann.«
    »Es ist noch nicht passiert«, wandte Bern ein. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und trat in den Nebel hinein. Gavin sah ihm einen Moment lang nach und folgte ihm schließlich.
    Maggie stieß den Atem aus. Sie bemerkte, dass Cady aufgehört hatte, die Lippen zu bewegen.
    »Gehen wir«, flüsterte sie und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung.
    Es folgte eine Zeit endlosen Laufens, während sie immer wieder innehielten, lauschten und sich versteckten. Der Wald war ein schrecklicher Ort. Um sie herum herrschte schauriges Zwielicht, das durch den Nebel, der in Senken lag und über am Boden liegende Bäume kroch, noch unheimlicher wirkte. Maggie hatte das Gefühl, als befände sie sich in einem schrecklichen Märchen. Das einzig Gute war der Umstand, dass die Feuchtigkeit ihre Schritte dämpfte und es schwer machte, sie zu verfolgen.

    Aber es war so still. Keine Raben, keine Häher. Kein Rotwild. Nur der Nebel und die Bäume, die sich bis in alle Ewigkeit zu erstrecken schienen.
    Und dann endete der Wald.
    Maggie und Cady standen plötzlich auf einer weiteren Wiese. Maggie sah sich verzweifelt nach einer Zuflucht um. Nichts. Der Nebel war hier dünner, sie konnte sehen, dass keine Bäume vor ihnen waren, nur ein paar Felsen.
    Vielleicht sollten wir umkehren...
    Aber hinter ihnen im Wald waren die Stimmen zu hören.
    Über den Felsen lag ein kahler Vorsprung. Er sah aus wie das Ende eines Weges, der sich auf der anderen Seite den Berg hinunterschlängelte.
    Wenn wir dort hinkommen könnten, wären wir in Sicherheit, ging es Maggie durch den Kopf. Wir könnten in einer Minute um die Ecke sein und außer Sicht.
    Sie machte sich auf den Weg hinüber zu den Felsen und zerrte Cady hinter sich her. Die Felsen gehörten nicht hierher; es waren riesige Granitbrocken, hier zurückgelassen von irgendeinem uralten Gletscher. Maggie kletterte mühelos auf einen der Felsen, dann beugte sie sich zu Cady hinunter.
    »Gib mir deine Hand«, sagte sie schnell. »Über uns ist ein Weg, aber wir müssen ein wenig klettern.«
    Cady sah sie an.
    Oder - genaugenommen sah sie wohl nichts, vermutete Maggie. Doch sie wandte das Gesicht Maggie zu, und einmal mehr hatte Maggie das seltsame Gefühl, dass
diese blinden Augen besser sahen als die der meisten Menschen.
    »Du solltest mich zurücklassen«, erwiderte Cady.
    »Sei nicht dumm«, widersprach Maggie. »Beeil dich, gib mir deine Hand.«
    Cady schüttelte den Kopf. »Geh du«, sagte sie leise. Sie wirkte absolut vernünftig - und vollkommen erschöpft. Die Ruhe und Gefasstheit, die sie von Anfang an ausgestrahlt hatte, hatte sie keineswegs verloren, aber jetzt schien sie durchmischt zu sein von einer

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