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Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn

Titel: Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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sondern mit kühlem Ärger. »Und wie soll ich ihn, bitteschön, zurückbekommen?«
    »Ich werde ihn dir bringen. Ich kann hinaufklettern.«
    »Kannst du nicht«, entgegnete er entschieden.
    »Schau mir zu.«
    Sie kletterte hinauf. Es war genauso leicht, wie sie gedacht hatte; jede Menge guter Stellen, um sich mit Fingern und Zehen daran festzukrallen.
    Als sie sich neben ihn auf den Felsvorsprung zog, zuckte er die Achseln, aber in seinen Augen las sie widerstrebenden Respekt.
    »Du bist schnell«, bemerkte er. »Hier.« Er hielt ihr den Lederbeutel hin.
    Aber Maggie konnte ihn nur anstarren. Aus solcher Nähe war das Gefühl der Vertrautheit geradezu überwältigend.
    Das warst du in meinem Traum, ging es ihr durch den Kopf. Nicht nur jemand, der dir ähnelte.
    Sie erkannte alles an ihm. Diesen geschmeidigen, muskulösen Körper und die Art, wie er dastand, als sei er erfüllt von beherrschter Anspannung. Dieses dunkle Haar mit den winzigen Wellen, dort, wo es durcheinander geriet. Dieses grimmige Gesicht, diese hohen Wangenknochen,
dieser eigensinnige Mund. Und ganz besonders die Augen. Diese furchtlosen, von schwarzen Wimpern umkränzten, goldenen Augen, in denen ein endloses Leuchten zu liegen schien. Die Fenster zu dem wilden, intelligenten Geist dahinter.
    Der einzige Unterschied war der Gesichtsausdruck. In ihrem Traum war er ängstlich und zärtlich gewesen. Hier wirkte er freudlos und verbittert... und kalt. Als sei sein ganzes Wesen überzogen mit einer sehr dünnen Eisschicht.
    Aber du warst es, dachte Maggie. Nicht nur jemand, der dir ähnelte, denn ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der dir so ähnlich sein könnte.
    Immer noch verloren in ihren Erinnerungen, sagte sie: »Ich bin Maggie Neely. Wie heißt du?«
    Er wirkte verblüfft. Die goldenen Augen weiteten sich, dann wurden sie schmal. »Wie kannst du dich unterstehen, danach zu fragen?«, stieß er wild hervor. Das kam ihm ganz leicht von den Lippen - Maggie hatte bisher gedacht, diese Ausdrucksweise gäbe es nur noch in alten Filmen.
    »Ich habe von dir geträumt«, erwiderte Maggie. »Obwohl es eigentlich nicht mein Traum war; er schien mir eher von irgendjemandem geschickt worden zu sein.« Jetzt erinnerte sie sich auch an Einzelheiten. »Du hast mir immer wieder gesagt, dass ich etwas tun müsse...«
    »Was interessieren mich deine Träume?«, entgegnete der Junge knapp. »Also, willst du das Wasser nun oder nicht?«

    Maggie erinnerte sich daran, wie groß ihr Durst war. Sie griff eifrig nach dem Trinkschlauch.
    Er hielt ihn fest. »Es reicht nur für einen«, erklärte er, immer noch schroff. »Trink das Wasser gleich hier.«
    Maggie blinzelte. Der Beutel fühlte sich tatsächlich enttäuschend schlaff an in ihrer Hand. Sie zog ein wenig daran und hörte ein leises Schwappen.
    »Cady braucht auch welches. Sie ist krank.«
    »Sie ist mehr als krank. Sie ist fast tot. Es hat keinen Sinn, das Wasser an sie zu verschwenden.«
    Ich kann nicht fassen, dass ich das schon wieder höre, dachte Maggie. Er ist genau wie Jeanne.
    Sie zog fester an dem Beutel. »Wenn ich es mit ihr teilen will, ist das meine Sache, stimmt’s? Warum sollte es dich interessieren?«
    »Weil es dumm ist. Es reicht gerade eben für einen.«
    »Hör mal...«
    »Du hast keine Angst vor mir, oder?«, fragte er abrupt. Er fixierte sie mit diesen leuchtend goldenen Augen, als könne er ihre Gedanken lesen.
    Es war seltsam, aber sie hatte tatsächlich keine Angst, nicht direkt. Oder sie hatte Angst, aber etwas in ihr trieb sie dazu, trotz ihrer Angst weiterzumachen.
    »Wie dem auch sei, es ist mein Wasser«, stellte er fest. »Und ich sage, es reicht nur für einen. Es war dumm von dir, vorhin zu versuchen, sie zu beschützen, als du hättest fliehen können. Jetzt musst du sie vergessen.«
    Maggie hatte das seltsame Gefühl, dass sie auf die Probe gestellt wurde. Aber ihr blieb keine Zeit zu erraten,
in welcher Hinsicht sie geprüft werden sollte oder warum.
    »Schön. Es ist dein Wasser«, sagte sie und ließ ihre Stimme genauso schroff klingen wie seine. »Und es reicht nur für einen.« Sie zog fester an dem Beutel, und diesmal ließ er los.
    Maggie wandte sich von ihm ab und schaute auf die Felsbrocken hinunter, wo Cady lag. Sie schätzte die Entfernung ab und bemerkte, dass einer der Gesteinsbrocken eine Art Krippe formte.
    Ein einfacher Wurf. Der Beutel wird aufprallen und dort stecken bleiben, dachte sie. Dann streckte sie den Arm aus, um ihn fallen zu

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