Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
in seine Atome.
»Noch einmal!«
Ein weiterer Fels zersprang.
»Mehr Macht! Du gibst dir keine Mühe! Du bist nutzlos!«
Der ganze Geröllhaufen explodierte. Das blaue Feuer floss immer weiter, löschte eine Baumgruppe hinter den Felsen aus und krachte gegen einen Berg. Es pflügte sich durch Gestein, schmolz Schiefer und Granit, wie ein Flammenwerfer sich durch eine Holztür brannte.
Der König lächelte grausam und schlug seinem Sohn auf die Schulter.
»So ist es besser.«
Nein. Das ist entsetzlich, sagte Maggie zu Delos. Das ist falsch. So sollte es sein.
Und sie sandte ihm Bilder von ihrer eigenen Familie. Nicht dass die Neelys etwas Besonderes gewesen wären. Sie waren wie jedermann. Sie hatten Streitigkeiten, sogar ziemlich schlimme. Aber es gab auch viele gute Zeiten, und die waren es, die sie ihm zeigte. Sie zeigte ihm ihr Leben... sich selbst.
Lachend, als ihr Vater bei einem längst vergangenen Campingausflug hektisch versuchte, einen brennenden Marshmallow auszublasen. Mit dem Geruch von Terpentin in der Nase, als ihre Mutter malte und sie zusah, wie sich magische Farben auf Leinwand entfalteten. Gefährlich
schwankend auf einem Fahrradlenker, während Miles hinter ihr in die Pedale trat und sie - den ganzen Weg hinab kreischend - einen Hügel hinunterfuhren. Sie zeigte ihm, wie sie von einer rauen, warmen Zunge geweckt wurde, die ihr das Gesicht leckte, wie sie ein Auge öffnete und Jake, die Dänische Dogge, glücklich hechelnd vor sich sah. Wie sie bei einer Geburtstagsfeier Kerzen ausblies. Wie sie Miles mit einer Wasserpistole auflauerte...
Wer ist das? fragte Delos. Er war aufgetaut; Maggie konnte es spüren. In den Erinnerungen gab es so viele Dinge, die ihm fremd waren: gelber Sonnenschein, moderne Häuser, Fahrräder, Maschinen - und sie konnte spüren, dass die Menschen langsam Interesse und Staunen in ihm erweckten.
Und das offenbarte sich jetzt, da sie ihm den sechzehn Jahre alten Miles zeigte, einen Miles, der große Ähnlichkeit mit dem Miles von heute hatte.
Das ist Miles. Er ist mein Bruder. Er ist achtzehn, und er hat gerade mit dem College begonnen. Maggie hielt inne und versuchte zu spüren, was Delos dachte. Er ist der Grund, warum ich hier bin. Er hat sich mit dieser Sylvia eingelassen - ich denke, sie ist eine Hexe. Und dann ist er verschwunden. Ich bin zu Sylvia nach Hause gegangen, und als Nächstes bin ich im Wagen eines Sklavenhändlers aufgewacht. An einem Ort, von dessen Existenz ich bisher nichts wusste.
Delos sagte: Ich verstehe.
Delos, kennst du ihn? Hast du ihn schon einmal gesehen? Magie bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. Sie hatte geglaubt, dass sie alles sehen konnte, was Delos dachte,
dass sich alles in den Kristallen um sie herum spiegeln würde, dass es nichts gab, was er verstecken konnte. Aber plötzlich war sie sich nicht mehr so sicher.
Es ist das Beste für dich, es auf sich beruhen zu lassen , erwiderte Delos.
Das kann ich nicht , fuhr Maggie ihn an. Er ist mein Bruder! Wenn er in Schwierigkeiten ist, muss ich ihn finden - ich muss ihm helfen. Das ist es, was ich dir zu erklären versucht habe. Wir helfen einander.
Delos fragte: Warum?
Weil wir es eben tun. Weil es das ist, was Leute tun sollten. Und selbst du weißt das, irgendwo tief in dir drin. In meinem Traum hast du versucht, mir zu helfen...
Sie konnte spüren, wie er sich zurückzog. Deine Träume sind nur deine Fantasien.
Nein. Nicht dieser Ich hatte diesen Traum, bevor ich dir überhaupt begegnet bin , widersprach Maggie energisch.
Sie konnte sich inzwischen an weitere Einzelheiten erinnern. Hier in seinem Geist fielen sie ihr ein, all die Dinge, die bis dahin unklar gewesen waren. Und es gab nur eines, was sie tun konnte.
Sie zeigte es Delos.
Den Nebel, die Gestalt, die auftauchte und ihren Namen rief. Das Staunen und das Glückin seinem Gesicht, als er sie erblickte. Wie er ihr die Hände auf die Schultern legte, so sanft, und den Ausdruck unbeschreiblicher Zärtlichkeit in seinen Augen.
Und dann - ich erinnere mich , sagte Maggie. Du hast mir aufgetragen, nach einem Pass Ausschau zu halten, unter einem
Felsen, der aussieht wie eine Welle, kurz bevor sie bricht. Du hast gesagt, ich soll von hier flieheu. Und dann...
Sie erinnerte sich, was dann geschehen war, und geriet ins Stocken.
Und dann hatte er sie geküsst.
Sie konnte es wieder spüren, sein Atem eine weiche Wärme auf ihrer Wange, und dann die Berührung seiner Lippen, genauso weich. Es hatte so vieles in diesem
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