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Nightschool. Du darfst keinem trauen

Nightschool. Du darfst keinem trauen

Titel: Nightschool. Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Daugherty
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Lampen waren ausgeschaltet und das Bett war zerwühlt, auch wenn es nicht so aussah, als hätte jemand darin geschlafen. Auf dem Boden lagen Kleider herum, was untypisch war. Die Schreibtischschubladen standen halb offen, als hätte Jo es eilig gehabt und nach etwas gesucht.
    Allie dachte nicht daran, Katies Worten Glauben zu schenken. Sie setzte sich an den Tisch und wartete eine Weile, vielleicht kam Jo ja gleich zurück, doch nach einer Weile musste sie sich eingestehen, dass dem wohl nicht so war.
    Betont langsam ging sie durch den Flur zurück zu ihrem eigenen Zimmer. Als sie die Tür öffnete, beschlich sie plötzlich eine vage Furcht.
    In dem Zimmer war nichts mehr so, wie sie es hinterlassen hatte. Das Licht war eingeschaltet, und es herrschte Chaos. Die Schreibtischschubladen waren herausgerissen und durchwühlt worden, Stifte, Bücher und Papiere lagen auf dem Boden.
    Ehe sie eintrat, blickte Allie sich vorsichtig um, doch das Zimmer war leer. Benommen hob sie ihre verstreuten Habseligkeiten auf, ordnete Papiere und stapelte die Bücher. Auf ihrem Schreibtisch lag ihr persönliches Exemplar der Schulregeln – zerfleddert.
    Die erste Seite war dick durchgestrichen, und jemand hatte hingeschmiert:
    ALLES SCHEISSE!!
    Auf der Rückseite stand noch mehr. Das wütende Gekritzel war kaum zu entziffern, doch dass es von Jo stammte, wusste sie, noch ehe sie es gelesen hatte.
    A
    Alles ist kaputt. Alle lügen. Du musst die Wahrheit erfahren, aber keiner wird sie dir sagen. Ich will mit dir reden, komm aufs Dach. SAG AUF KEINEN FALL GABE, wo ich bin.
    J
    »Mist.« Plötzlich bemerkte sie, dass das Fenster offen stand.
    Sie lief zurück und schloss die Tür. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Was soll ich bloß tun? Was soll ich bloß tun?
    Schließlich kletterte sie auf den Schreibtisch und sah aus dem Fenster. Die Schlafräume befanden sich gleich unter dem Dach. Allie lehnte sich vor und sah nach unten.
    Ein ganz schön tiefer Fall wäre das.
    Aber Carter hatte gesagt, es sei einfach, und wenn der das konnte, konnte sie es auch. Sie holte tief Luft, kletterte vorsichtig auf das Sims, auf dem er neulich gehockt hatte, und setzte die Füße auf die alte viktorianische Dachrinne darunter.
    »Jo?«, flüsterte sie auf gut Glück.
    Keine Antwort.
    Weit unter sich hörte sie Stimmen und knirschende Schritte auf der Kiesauffahrt.
    Sie hielt sich am Fensterrahmen fest und prüfte die Tragfähigkeit der Dachrinne, auf der sie stand. Sie war stabil. Allie drehte sich um, sodass sie zur Wand blickte, und schob sich, indem sie sich erst am Fensterrahmen, dann an den Schieferdachziegeln festhielt, über die Dachrinnenkante etwa zwei Meter weit, bis sie Halt im Mauerwerk fand und sich auf das nächste Sims hochziehen konnte. Schwer atmend sah sie sich um.
    »Jo?«
    Von oben kam ein Scharren. Allie blickte hinauf, konnte aber nichts erkennen. Plötzlich hörte sie ein bitteres Lachen.
    »Ein blindes Huhn findet wohl auch mal ein Korn, was?« Jos Stimme klang wütend.
    Ächzend zog Allie sich auf das nächste Sims hinauf; jetzt konnte sie das Dach überblicken. Jo saß ganz oben, gegen einen Schornstein gelehnt. Ihr Haar war ganz wirr, Allie sah ihr an, dass sie geweint hatte.
    »Mann, Jo. Wie bist du bloß hier hochgekommen? Und wie sollen wir je wieder runterkommen?«
    Jo machte eine wegwerfende Handbewegung. »Meine Güte, Allie, stell dich nicht so an. Ab und zu muss man eben mal ein Risiko eingehen, oder?« Dann sprang sie auf und stand furchtlos auf dem First des spitz zulaufenden Dachs.
    Allie hielt den Atem an und suchte nach einer Möglichkeit, zu Jo hinaufzugelangen. An einer Stelle lagen die Ziegel unregelmäßiger, sodass sie Händen und Füßen einen natürlichen Halt boten. Dort begann sie hinaufzuklettern.
    Auf dem letzten Stück rutschte plötzlich ihr Fuß ab. Allie versuchte zu schreien, brachte aber keinen Laut heraus.
    Ihre Finger bekamen einen Vorsprung im Mauerwerk zu fassen und ließen ihn nicht mehr los. Dann tastete sie sich mit der Schuhspitze weiter, bis sie Halt an einem Dachziegel fand.
    Sobald beide Füße wieder festen Stand hatten, drückte sie sich energisch nach oben und streckte sich unbeholfen auf dem Dachfirst aus.
    Jo hatte keinen Finger gerührt, um ihr zu helfen. Sie lehnte jetzt wieder am Schornstein und klatschte hämisch Beifall.
    »Applaus für Allie. Binnen kürzester Zeit hat sie die Cimmeria-Erfolgsleiter bis ganz nach oben erklommen. Dafür hat sie einen Drink verdient, meinen Sie

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