Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
Sie waren so glücklich gewesen, so voller Leben, so überzeugt von all den Dingen, die sie gemeinsam tun würden. Ihre Liebe hatte in ihnen gebrannt wie ein Feuer, und ich war so eifersüchtig gewesen, so sicher, dass ich niemals so etwas kennenlernen würde. Agatha und ich waren nie warm miteinander geworden, aber wir hatten für Alex so getan.
Als das Ende gekommen war, war es schnell gekommen, scheinbar aus dem Nichts. Agatha hatte Alex sitzen gelassen, weil er die Bar nicht hatte verlassen wollen – können –, und sie war entschlossen gewesen, in die Welt hinauszugehen und etwas aus sich zu machen. Sie hatte ihren Charakterzug des nackten Ehrgeizes nie versteckt, aber dennoch war es ein ziemlicher Schock gewesen, als sie eines Abends einfach gegangen war, ihren Träumen hinterher. Sie hatte niemals zurückgeschaut. Hatte nie wieder einen ihrer alten Freunde kontaktiert. Sie hatte es sehr weit gebracht, wir nicht. Ich hatte nichts von dieser Merlin-Sache gewusst; ich glaube, das hatte niemand. Aber es hätte mich nicht überrascht, wenn sie das alles eingefädelt hätte, nur um sicher zu sein, dass Alex sie nicht daran hindern würde, ihn zu verlassen. Agatha war immer die Praktischere in ihrer Beziehung gewesen.
Ich hoffte wirklich, die Sache mit Alex und Cathy würde gut laufen. Selbst in der Nightside konnten Wunder geschehen. Sehen Sie mich und Suzie Shooter an. Ich war todsicher, dass niemand das hatte kommen sehen. Wie waren einander jetzt näher als jemals zuvor. Manchmal überraschte es mich immer noch aufzuwachen, mich umzudrehen und eine glücklich schlafende Suzie neben mir im Bett zu sehen. Ich nahm einen großen Schluck Walhallgift und fragte mich, ob das der Grund war, warum ich mich so unsicher fühlte. Hatte ich das Bedürfnis, passend zu meiner Erwachsenenbeziehung ein anständiges Erwachsenenleben zu führen? Agatha mochte mit einer Sache recht haben. M öglicherweise war es an der Zeit, das Schnüffler-Dasein aufzugeben und etwas zu tun, das für mein Leben von Bedeutung war.
Es mochte aber auch Zeit für einen weiteren Drink sein und dafür, aufzuhören, so etwas zu denken. Ja: Das fühlte sich gut an. Ich füllte mein Glas bis zum Rand. Larry Oblivion erschien wie aus dem Nichts und setzte sich mir, ohne zu fragen, gegenüber. Ich starrte ihn verdrießlich an, und er starrte ruhig und kalt zurück. Man hätte denken können , nach all der Zeit in der Nightside sei ich es gewöhnt gewesen, tote Menschen zu sehen, aber mit einem wiederauferstandenen Toten zu reden und neben ihm zu sitzen, ist niemals einfach. Es ist egal, ob es sich dabei um einen alten Gefährten wie Dead Boy handelt oder um einen alten Konkurrenten wie Larry Oblivion … irgendetwas an einer wandelnden, sprechenden Leiche hatte eine Tendenz dazu, mir die Haare zu Berge stehen zu lassen.
Larry Oblivion war ein durchschnittlich aussehender Mann in einem teuren Anzug mit bleichem, abgespanntem Gesicht unter glattem, strohblondem Haar. Er war tot, wobei es ihn nicht kümmerte, wer davon wusste, weswegen es ihn auch nicht scherte, einige der erschreckendsten Aspekte, wie beispielsweise nicht oft genug zu blinzeln oder nur dann zu atmen, wenn er sprechen musste, zu verbergen. Sein eigener Partner hatte ihn ermordet und als eine Art Zombie zurückgebracht, was ihn noch immer verbitterte. Larry war neben mir vermutlich der bekannteste Privatdetektiv der Nightside. Der tote Detektiv. Der Spion aus dem Jenseits. Er betrieb seine eigene Detektei, arbeitete viel für Konzerne und machte all das an den richtigen Orten bekannt. Es musste ihn umbringen, dass ich mehr verdiente als er. Ich lächelte höflich und bot ihm mein Glas Walhallgift an. Er schüttelte den Kopf.
„Ich trinke nicht. Ich bin tot.“
„Kein Grund, besessen davon zu sein“, antwortete ich. „Dead Boy isst, trinkt und …“
„Ich weiß, was der Degenerierte tut!“, brummte Larry. „Einige von uns haben mehr Würde.“
„Einige von uns haben mehr Spaß“, sagte ich schneidend. „Was willst du? Ich bin mit Bedeutsamerem beschäftigt: zechen und über die Ungerechtigkeiten der Welt nachbrüten, um damit klarzukommen.“
„Ich will, dass du meinen vermissten Bruder findest. Du erinnerst dich doch an Tommy, oder? Ging während des Lilith-Kriegs verloren, als er eigentlich unter deinem Schutz stand, stimmt’s? Ist immer noch verschwunden, höchstwahrscheinlich tot. Ich glaube nicht daran. Ich werde es nicht glauben. Ich wüsste es, wenn er tot wäre. Er
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