Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
ich. „Ich muss hier trinken. Wie geht’s deinem jugendlichen Liebhaber, dem Buchhalter?“
„Rodney geht es gut. Sehr gut. Ist im Augenblick auf dem besten Weg zum Junior-Partner, und er ist nur drei Jahre jünger als ich. Wie geht’s deiner schießwütigen Psycho-Freundin?“
„Gut“, sagte ich. „Ich werde Suzie erzählen, dass du nach ihr gefragt hast.“
Agathas kaltes, überhebliches Lächeln verschwand, und sie wandte sich abrupt ab, um Alex ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken.
„Hallo Alex. Immer noch entschieden zu anspruchslos, wie ich sehe, und immer noch schwarz gekleidet.“
„Nur, bis jemand in einer dunkleren Farbe auftaucht“, antwortete er. „Was machst du hier? Ich dachte, die Leute in deinem neuen Leben sollen nicht wissen, wo du herkommst.“
„In jedem Leben ist Platz für ein bisschen Freizeit mit der Unterschicht“, sagte Agatha. „Ich habe dir dein monatliches Blutgeld gebracht.“
Sie zog einen Umschlag aus einer Innentasche und pfefferte ihn auf die Theke zwischen ihnen. Alex schnappte ihn sich.
„Muss ich nachzählen?“
„Es ist ein Scheck. Niemand benutzt mehr Geld.“
„Ich schon. Kredit hat keinen Platz in einer Bar. Warum gibst du den Unterhalt persönlich ab, Agatha? Sonst hast du immer einen Laufburschen geschickt.“
„Weil ich von dir und deiner Neuen gehört habe“, entgegnete Agatha mit einem süßen Lächeln. „Eine Teenagerin, Alex? Du mochtest deine Mädchen schon immer jung und leicht zu beeindrucken.“
„Wenigstens mag ich sie lebend!“, blaffte Alex.
Mit einem Ruck wandte ich ihnen den Kopf zu, aber keiner der beiden hatte gerade Zeit für mich. Sie starrten einander so eisig an, dass die Luft zwischen ihnen zu gefrieren schien.
Agatha warf Alex ihr abfälligstes Lächeln zu. „Muss ich dich an die Bedingungen unserer Übereinkunft erinnern? Wenn du dich entscheidest, wieder zu heiraten, bist du auf dich allein gestellt. Kein Geld mehr.“
„Es ist so typisch, dass du daran zuerst denkst“, brummte Alex. „Du hast vielleicht Nerven, mich bei der Auswahl meiner Geliebten zu kritisieren! Du hast mich schließlich mit Merlin betrogen!“
„Stopp!“, sagte ich. Ich wusste eigentlich, dass es keine gute Idee war, mich einzumischen, aber das war zu gut, um es zu verpassen. „Du hattest Sex mit Merlin, Agatha? Unserem hauseigenen, toten, aber nicht ausreichend leblosen Zauberer – Merlin Satansbrut? Dem, der unter dieser Bar begraben war? Das ist ja so geschmacklos …“
„Du kanntest ihn nicht so wie ich“, knurrte Agatha. „Er war so viel reifer als Alex.“
„Nur in dem Sinne, wie Käse reifer wird, wenn du ihn lang genug liegen lässt“, reizte Alex sie. „Dieser tückische Bastard! Er hat meinen Körper in Besitz genommen, damit er Sex mit dir haben konnte! Es hat mich Ewigkeiten gekostet herauszufinden, warum ich immer an merkwürdigen Plätzen aufwachte. Du hast mich betrogen, mit meinem eigenen Körper!“
„Er war so viel besser im Bett als du“, spottete sie.
Frauen kämpften immer schmutzig.
Alex begann, nach einer der vielen unangenehmen Waffen, die er unter der Theke verstaut hatte, zu greifen, hielt dann aber inne. „Verschwinde aus meiner Bar. Mein Leben geht dich einen feuchten Dreck an.“
„Ich gehe hin, wo es mir gefällt! Ich habe dir noch mehr als genug zu sagen …“
„Nein, hast du nicht. Verschwinde. Oder ich zeige dir einen der hässlicheren Zaubertricks, die ich von Merlin Satansbrut geerbt habe.“
Agatha zögerte, schniefte dann laut, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte aus der Bar. Ich starrte Alex an. Es hätte ein Bluff sein können oder auch nicht. Alex blickte mich an. „Ich hätte wissen müssen, dass sie auftaucht, nachdem du erwähnt hast, dass du ihre Schwester im Abenteurerclub getroffen hattest.“
„Starke Frau, diese Augusta“, meinte ich. „Sehr … gefühlvoll.“
„Sie steht auf dich“, erklärte Alex.
„Ich würde mir lieber mit Gabeln die Augen ausstechen.“
***
Ich zog mich mit einer Flasche Walhallgift und einem Glas in eine private Nische im rückwärtigen Bereich der Bar zurück, wo ich trinken und in Frieden vor mich hinbrüten konnte. Man sollte sich nie in Familienangelegenheiten einmischen. Was immer man sagte, man sagte das Falsche. Das war einer der vielen Gründe, warum ich keine Scheidungen mochte. Ich konnte mich noch erinnern, wie sich Alex und Agatha das erste Mal getroffen hatten. Wir waren damals alle sehr viel jünger gewesen.
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