Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
verschwunden – in die dunklen Reiche. Dort hatte er an der Dunklen Akademie studiert. Dem einzigen Ort, an dem man die wirkliche Natur der Realität erlernen konnte. Viele Leute bestanden diesen Kurs nicht. Sie starben oder wurden verrückt – oder beides. Wie der berüchtigte Sigismund, der wahnsinnige Mathemagier. Ich hatte mit ihm an einem Fall zusammengearbeitet, als er noch als der Wahnsinnige bekannt war. Das Letzte, was ich von ihm gehört hatte, war, er schlafe friedlich in seinem Kokon. Niemand wusste wirklich, was daraus hervorkommen würde, aber Walker hatte eine bewaffnete Garde aufgestellt – nur für den Fall.
Allerdings gab es auch einige außergewöhnliche Seelen, die den Kurs schafften und verstörend mächtig und merkwürdig verändert in unsere Welt zurückkehrten. Wie Hadleigh Oblivion. Er wandelte jetzt in den Schatten, zwischen Leben und Tod, Licht und Dunkelheit. Oder vielleicht über allem. Hadleigh Oblivion, der Geisterdetektiv, der nur dann Verbrechen und Fälle untersuchte, wenn die Realität selbst bedroht war. Wenn er sich also dazu entschieden hatte, sich einzumischen …
„Oh, Scheiße“, sagte ich.
„Genau“, stimmte Larry Oblivion mir zu.
„Warum ist er nicht während des Lilith-Kriegs aufgetaucht?“, fragte ich, um zu vermeiden, dass ich viele andere Dinge sagte. „Wir hätten seine Hilfe brauchen können.“
„Wer sagt, dass er nicht aufgetaucht ist?“, fragte Larry. „Es war viel los, und Hadleigh hat schon immer auf einer sehr viel größeren Bühne als wir operiert. Hast du dich nie gewundert, warum Himmel und Hölle nie direkt in den Lilith-Krieg verwickelt waren? Hast du wirklich gedacht, deine Mutter hätte sie aufhalten können, wenn sie wirklich herein gewollt hätt en? Wir standen knietief in Engeln, als sie hier erschien, um nach dem Unheiligen Gral zu suchen.“
„Ich habe den Engelskrieg nicht begonnen!“, protestierte ich vielleicht ein wenig zu laut.
„Das habe ich nie behauptet“, entgegnete Larry.
„Entschuldige“, sagte ich. „Ich bin etwas empfindlich, wenn es darum geht. Fahr fort.“
„Der Punkt ist, dass es Gerüchte gibt, dass Hadleigh eingeschritten ist, um die Engel draußen zu halten und uns Gelegenheit zu geben, den Krieg zu gewinnen.“
Ich sah ihn lange an. „Könnte er das wirklich?“
„Wer weiß? Wer weiß, was sie aus ihm gemacht haben, unten in der Dunklen Akademie? Er ist jetzt Geisterdetektiv.“
„Gutes Argument.“
„Genug von Hadleigh; ich bin hier, um über Tommy zu sprechen.“
„Gut“, sagte ich. „Lass uns über Tommy sprechen. Der existentielle Privatdetektiv, der sich auf Fälle spezialisiert hatte, die eventuell passieren oder nicht. Eine gute Seele, aber nicht unbedingt so helle.“
„Stimmt“, antwortete Larry. „Sonst hätte er nicht darauf vertraut, dass du auf ihn aufpasst. Aber es geht nicht nur um ihn. Je mehr ich Tommys Verschwinden untersuche, desto mehr andere Leute entdecke ich, die einfach … im Nachhinein des Lilith-Krieges verschwanden. Ich habe eine Liste von Haupt- und Nebenakteuren zusammengestellt, die vom Radar verschwunden sind. Kein Grund, kein Motiv, nirgendwo eine Spur von ihnen – und das waren Leute, die auf sich achtgeben konnten. Namen, die du kennen oder an die du dich erinnern würdest. Ich frage mich, ob etwas das Chaos nach dem Krieg ausnutzte, um … Leute zu entfernen? Es hat mich Zeit gekostet, die Liste zusammenzustellen, aber ich bin davon überzeugt, dass das etwas bedeutet. Es gibt eine Verbindung zwischen den Leuten auf der Liste. Wirf einen Blick darauf.“
Er gab mir einen Bogen eines kostspieligen, monogrammierten Papiers. Als seine Hand kurz die meine berührte, war seine Haut so kalt, dass es mich beinahe verbrannte. Als sauge sein totes Fleisch die Wärme aus mir heraus. Ich riss die Hand nicht zurück, nahm das Blatt Papier aber, so schnell es ging, an mich. Das feste Papier knisterte laut, als ich es auseinanderfaltete. Siebenunddreißig Namen, alle mehr oder weniger berühmt. Einige von ihnen sprangen mich an: Harald, the seltsame Lumpensammler, Bischof Beastly, Lady Damnation, Schwester Igor, Salvation Kane und Mistress Murmel. Gute Leute, böse Leute und solche, die irgendwo dazwischen standen. Einige, mit denen ich zusammengearbeitet hatte, einige, die ich kannte und einige, bei denen ich die Straßenseite gewechselt hatte, um eine Begegnung zu vermeiden. Aber ich wusste, dass all diese Leute auf der Liste aufgrund ihrer Gaben mächtige
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