Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
mag dich“, flüsterte ich Suzie ernsthaft zu.
„Halt die Klappe“, sagte Suzie.
„Aber er mag dich. Er ist dein ganz besonderer Türsteherfreund.“
„Ich habe eine Kanone.“
„Kinder, Kinder“, murmelte Walker, als er uns in die wunderbar eingerichtete Eingangshalle führte. „Versucht, euch so zu benehmen, dass ich mich nicht für euch schämen muss …“
Spontan beschloss ich, rein aus Prinzip in die erstbeste Topfpflanze zu pinkeln, über die ich stolperte, doch leider wurde ich abgelenkt. Das Innenleben des Abenteurerclubs war genau so eindrucksvoll, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der eigentliche Club bestand aus glänzenden, holzvertäfelten Wänden, gewachsten Böden, Porträts, Kronleuchtern und stolzen Antiquitätenmöbeln. Bekannte Gesichter huschten links und rechts an mir vorbei oder hatten sich in den luxuriösen Aufenthaltsräumen versammelt, um fröhlich miteinander zu plaudern, in der großen Bibliothek in ledergebundenen Wälzern über die Clubgeschichte zu stöbern oder an der Bar voreinander mit ihren letzten Abenteuern zu prahlen.
Chandra Singh, der Monsterjäger, und Janitscharen-Jane, die Dämonentöterin, diskutierten in der Bibliothek neue Techniken der Spurensuche. Sie ignorierten mich, als ich durch die offene Tür linste. Jane trug ihren üblichen ausgebeulten Tarnanzug, von dem ich aus eigener Erfahrung wusste, dass er aus der Nähe nach Rauch, Blut und Schwefel roch. Das tat er immer. Sie hatte in jedem größeren Dämonenkrieg der vergangenen zwanzig Jahre und in genau so vielen verschiedenen Zeitlinien und Dimensionen gekämpft, und auch wenn sie ebenso oft auf der Verlierer- wie auf der Gewinnerseite gewesen war, war sie durch und durch ein Profi, der von allen, die sie kannten, gefürchtet und respektiert wurde. Besonders, wenn sie ein paar Drinks intus hatte.
Chandra Singh war groß, dunkelhäutig und äußerst vornehm, mit einem extrem gepflegten Bekleidungsstil und einem wirklich eindrucksvollen schwarzen Bart. Er trug wie gewöhnlich Mode aus der Blütezeit des Raj, lauter prächtige Seide und Satin, die von einem pechschwarzen Turban vervollständigt wurde, auf dem der größte Diamant prangte, den ich je gesehen hatte. Chandra jagte Ungeheuer auf und in der Nähe des indischen Subkontinents, und das mit einer Inbrunst und Begeisterung, die auf der Welt ihresgleichen suchten. Allein seine Trophäenwand war legendär. Er behauptete, er täte alles das nur, um Unschuldige zu schützen und sie in Sicherheit zu wissen, aber ich glaube, es machte ihm einfach einen Riesenspaß, Ungeheuer zu vernichten.
Aber Teufel auch, wem machte das keinen Spaß?
Walker parkte Suzie und mich an der Bar, als er nach oben ging, um die neuen Autoritäten davon in Kenntnis zu setzen, dass wir da waren. Ich wehrte mich nicht. Ich hatte das Gefühl, einige große Drinks sehr gut vertragen zu können, denen ein noch viel größerer Drink folgte. Die Bar selbst war fast überwältigend luxuriös, und ich war gegen meinen Willen ziemlich beeindruckt. Man hatte keine Ausgaben gescheut, um die Bar des Abenteurerclubs zum Objekt des Neides der Normalsterblichen zu machen. Hier war wirklich jedes flüssige Trostpflaster zu haben, das der Menschheit irgendwie bekannt war. Die Bar war ein Kunstwerk aus glänzendem Mahagoni, hochglanzpoliertem Glas und Kristall, mit einer eigenen Welt außergewöhnlicher Wässerchen, die Gewehr bei Fuß standen und nur auf einen Helden warteten, der Höllendurst bekommen hatte, als er alles in Sichtweite abgeschlachtete hatte. Suzie, die noch nie in ihrem Leben von irgendetwas beeindruckt gewesen war, marschierte schnurstracks zur Bar und bestellte eine Flasche Bombay Sapphire, die sie auf Walkers Deckel schreiben ließ. Ich schwebte neben ihr her, studierte aufmerksam die verschiedenen Flaschen, die ausgestellt waren, und orderte ein wahrhaft heldenwürdig riesiges Glas vom teuersten Brandy, der mir unter die Augen kam. Natürlich auch auf Walkers Rechnung. Nachdem ich so den Mann in mir glücklich gemacht hatte, lehnte ich mich mit dem Rücken an die Mahagonibar und ließ meinen Blick über meine Mittrinker schweifen.
Ein Dutzend Männer und Frauen stand in der Nähe der übergroßen Bar. Sie trugen die diversesten Gewandungen aus verschiedenen Orten und Zeiten, waren krampfhaft miteinander beschäftigt und gaben sich alle Mühe, Suzie und mich zu ignorieren. Also ignorierte ich sie ebenfalls und wandte meine Aufmerksamkeit den unterschiedlichen
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