Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
sich ihm an die Fersen heften.“
„Was meinst du, Suzie?“, erkundigte ich mich.
„Er tötet Monster“, antwortete Suzie. „Besser, wir haben ihn dort, wo wir ihn sehen können, als wenn er um uns herumschleicht. Ich bin neugierig, was passiert, wenn zwei heilige Krieger einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.“
„Na gut“, sagte ich zu Chandra. „Sie sind mit von der Partie. Wir teilen die Prämie durch drei und Sie sind für Ihre Ausgaben selbst verantwortlich. Einverstanden?“
„Aber sicher, Mr. Taylor. Ich bin sehr interessiert daran, aus nächster Nähe zu sehen, wie Sie arbeiten.“
„Falls der Wanderer tatsächlich ein Diener des christlichen Gottes ist, was macht das dann aus Ihnen?“, fragte ich ernsthaft neugierig.
„Gott ist Gott“, entgegnete Chandra. „Unser aller Schöpfer. Ich denke nicht, dass es das Höchste Wesen tatsächlich kümmert, welche Namen wir ihm geben, solange wir mit ihm sprechen und zuhören.“
***
Walker kam schließlich herunter, um Suzie und mich abzuholen. Er blickte sich um, sah das Blut und die Sauerei und schaute mich strafend an.
„Ich kann mit euch beiden wirklich nirgendwo hingehen.“
„Das ist nicht meine Schuld“, verteidigte ich mich. „Sehen Sie Bulldogge Hammond da drüben ganz still in der Ecke sitzen?“
„Ah“, sagte Walker. „Dann gehe ich mal davon aus, dass Suzie ebenfalls nicht die geringste Schuld trifft?“
„Selbstverständlich nicht“, sagte ich. „Sonst wären hier überall Leichen verstreut.“
„Da hast du natürlich recht“, stimmte mir Walker zu. „Kommt. Die Autoritäten warten.“
„Was hat denn so lange gedauert?“, fragte ich. „Ich hatte den Eindruck, sie erwarteten uns.“
„Wir mussten noch einige Dinge besprechen“, sagte Walker. „Wie zum Beispiel, ob die Situation wirklich verzweifelt genug ist, dass wir es rechtfertigen können, dich und Flintensuzie anzuheuern.“
„Sehr vernünftig“, sagte Suzie.
Walker nickte Chandra Singh ehrerbietig zu. „Immer schön, Sie zu sehen, Chandra. Gut im Geschäft?“
„Selbstverständlich, Mr. Walker. In der Nightside gehen einem die Ungeheuer nie aus.“
Sie verbeugten sich kurz voreinander und dann führte uns Walker die Treppe nach oben.
„Ich wusste nicht, dass Sie Chandra kennen“, sagte ich zu Walker.
„Natürlich“, sagte er. „Ich war mit seinem Vater in Eton. Brillanter Knabe. Allen Berichten zufolge heute ein erstklassiger Genetiker.“
Die Nightside war voller unvermuteter Verbindungen. Helden und Schurken, Götter und Monster, wir alle kannten einander. Manchmal als Freunde, manchmal als Feinde, manchmal als Liebende. Manchmal alles drei zur selben Zeit. Die Nightside ist nun mal einer dieser Orte.
Ich überließ Walker beim Weg die Stufen empor den Vortritt, um auf Nummer sicher zu gehen. Nur ein Narr kehrte Walker den Rücken zu. Suzie bildete die Nachhut, und in einem kleinen Privatzimmer ganz oben im Club, umgeben von den besten Sicherheitsmaßnahmen, die der Abenteurerclub zu bieten hatte, traten wir endlich Angesicht zu Angesicht vor die selbsternannten Herren und Meister der Nightside. Sie saßen um einen langen, polierten Tisch und bemühten sich, wie Leute dreinzusehen, die etwas zu sagen hatten. Mir blieb die Luft weg, als ich ihre Gesichter sah. Ich glaubte, mir würde auf der Stelle das Herz stehenbleiben. Ich war ihnen allen schon begegnet, und das war alles andere als gut gewesen.
Julien Advent, der legendäre viktorianische Abenteurer, der nun als Herausgeber der Night Times fungierte. Jessica Sorrow, die Ungläubige. Annie Abattoir, Agentin, Meuchelmörderin und Edelnutte. Graf Video, der Herr der Binärmagie. König Haut in all seinem pomadigen Glanz und Larry Oblivion, der tote Detektiv. Ich hatte all diese Leute schon zuvor an einem Ort versammelt gesehen, in einer zukünftigen Zeitlinie, wo sie die letzten Überlebenden der Menschheit und meine Feinde gewesen waren. Sie hatten schreckliche Handlanger in der Zeit zurückgeschickt, um mich zu töten, bevor ich diese schreckliche, verwüstete Zukunft herbeiführen konnte, in der sie damals hausten. Ich hatte größte Anstrengungen unternommen, diese spezielle Zeitlinie abzuwenden und ihre Seelen und meine eigene zu retten, doch hier waren sie nun zum ersten Mal versammelt.
Das hatte etwas zu bedeuten.
Ich spazierte in den Raum und warf ihnen aus Prinzip meinen besten unbeeindruckten Blick zu. Man darf sich Schmerz niemals anmerken und sie niemals
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