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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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eindrucksvollen Binärmagie ihre Macht verliehen. Plasmalichter flackerten um ihn herum, während irgendein flüchtiger Gedanke oder Impuls die Realität auf einer grundlegenden Ebene umschrieb. Er sah auf eine mürrische Art trotzdem recht gut aus, und wahrscheinlich konnte er auch gefährlich sein, wenn er jemals die Eier dazu hatte.
    König Haut war mehr als ein Mensch, aber weniger als ein Gott. Eventuell war es auch umgekehrt. Das war schwer zu sagen. Eingehüllt in seinen üblichen schleimigen Glamour sahen Leute von ihm nur das, was er ihnen zeigen wollte. Er konnte einen mit einem Blick oder Wort verzaubern und verhexen oder einem das zeigen, was man am meisten fürchtete. Er konnte Alpträume real werden lassen und sie einem auf den Hals hetzen oder einem etwas schenken, was dem innersten Herzenswunsch sehr ähnlich sah, auch wenn es am Morgen danach meist eine völlig andere Gestalt hatte. Nur … dass ihm meistens alles völlig egal war. Auch König Haut, ein widerlicher Mann mit einem widerlichen Geschmack und noch mieseren Angewohnheiten, war ein hohes Tier, wenn er wollte. Er hatte er sich entschieden, zu diesem Treffen als Elvis in einem Transenoutfit von Ann-Margaret Olsson aufzutauchen.
    Zu guter Letzt war da noch Larry Oblivion. Der tote Detektiv und postmortale Schnüffler. Für einen Zombie war er in verdammt guter Verfassung. Gerüchten zufolge hatte ihn die einzige Frau, die er je geliebt hatte, verraten und ermordet. Sie hatte ihn als Zombie ins Unleben zurückgeholt und er hatte sie dafür getötet. Eine weitere Liebesgeschichte aus der Nightside. Er war groß, wohlproportioniert und trug den besten Anzug, den Armani hatte auffahren können. Er hatte ein zartes, aber stures Gesicht unter schütterem, strohblondem Haar, und in seinen eisblauen Augen brannte etwas viel Schlimmeres als Leben. Ich wusste, dass er aus der Nähe leicht nach Formaldehyd roch. Er hatte einen guten Ruf als Privatermittler. Fast einen so guten wie ich.
    Sein Bruder wurde vermisst, und die meisten hielten ihn für tot. Meinetwegen.
    Dies waren die neuen Autoritäten – meine alten Feinde. Ob das etwas zu bedeuten hatte? War ich einem schrecklichen Schicksal entkommen, nur um Zeuge des Beginns eines anderen zu werden? Oder war ich dem Schicksal gar nicht entkommen? Julien Advent entschuldigte sich von der zunehmend leidenschaftlichen Diskussion und kam zu mir herüber. Walker trat demonstrativ zurück, um sich höflich zu entfernen, während sich Suzie betont an meiner Seite aufbaute und unvoreingenommen jeden mit einem bösen Starren bedachte.
    „Gut, Sie wiederzusehen, John“, meinte Julien leichthin, „ich weiß, dass wir gemeinsam große Dinge erreichen werden.“
    Suzie schniefte laut. Wir ignorierten sie.
    „Sie waren schon immer ein unverbesserlicher Optimist“, sagte ich. „Ich dachte, Sie mögen mich nicht?“
    „Großteils ist es auch so“, sagte Julien mit der für ihn typischen Direktheit. „Aber insgesamt tun Sie auf Ihre verstörende und manchmal ziemlich ekelerregende Art und Weise mehr Gutes als Schlechtes.“
    „Stimmt“, sagte ich. „Schmeicheln Sie mir ruhig.“
    Julien musterte mich ernst. „Wir brauchen Sie. Niemand ist in der Lage zu tun, was Sie tun.“
    Er hielt inne, als Jessica Sorrow zu uns herübergeschwebt kam, um uns Gesellschaft zu leisten. Sie hielt immer noch ihren Teddybären umklammert. Selbst Julien Advent hatte in der Gegenwart der Ungläubigen Angst. Ich spürte mehr, als dass ich es sah, wie Suzie nach ihrer Schrotflinte griff, und schüttelte entschieden den Kopf. Jessica hielt direkt vor mir inne und fixierte mich mit ihrem geheimnisvollen, bodenlosen Blick. Sie war unbeschreiblich dürr, wenig mehr als Haut und Knochen. Höchstwahrscheinlich wog ihre Lederjacke mehr als sie selbst. Sie lächelte kurz, fast schüchtern, und als sie endlich zu reden anfing, klang ihre Stimme wie ein Wispern aus einem anderen Raum.
    „Du hast mir geholfen. Zumindest der Bär hat mir geholfen. Heute geht es mir so viel besser.“
    „Dass freut mich zu hören“, antwortete ich.
    Sie fixierte mich abschätzend. „Etwas Schlimmes ist passiert. Etwas so Schlimmes, dass ich mich zwingen musste, alles zu vergessen, nur um es loszuwerden. Ich weiß nicht mal, ob mein Name wirklich Jessica ist. Aber es geht mir besser. Heute kann ich mich viel besser … konzentrieren. Hier zu sein, ein Teil des Ganzen hier zu sein, hilft.“
    „Wir sind höchst erfreut, dich hier bei uns zu haben,

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