Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
Erfahrung für mich. Ich beschloss, sie bis zum letzten Augenblick auszukosten. Es machte den Eindruck, als hätten sich die Hälfte aller Mitglieder des Abenteurerclubs in der Bar versammelt, um sich anzusehen, wie Suzie und ich von unserem Treffen mit den neuen Autoritäten die Treppe herabgestiegen kamen. Einige versuchten, uns anzugaffen, ohne dabei gesehen zu werden, manche blickten natürlich rein zufällig in unsere Richtung, aber die meisten starrten uns mit Blicken an, die wahrscheinlich einen Elefanten hätten durchlöchern können. Ich sah Eifersucht, Neugier, Faszination und kaum unterdrückte Wut in den uns zugewandten Gesichtern, und ich liebte jeden einzelnen Augenblick. All die Helden und Abenteurer mit ihren großartigen Geschichten und Legenden, und doch waren es Suzie und ich gewesen, die die neuen Autoritäten zuerst getroffen hatten.
Ich hätte es sein sollen, war auf den Gesichtern zu lesen, und ich ergötzte mich daran. Ich beschenkte sie mit meinem besten lebensfrohen, aber undurchschaubaren Lächeln und schlenderte durch die Bar, ohne ein Sterbenswörtchen zu sagen. Sollten sie sich doch wundern und staunen … ich war der Mann im Rampenlicht, und sie nicht. Diese kleinen Siege sind mein Lebenselixier. Suzie war wie immer nicht im mindesten anzumerken, ob es sie kümmerte, was die Leute über sie dachten. Sei es gut oder schlecht. Tatsächlich bestand die Möglichkeit, dass sie den ganzen Neid um sie herum nicht einmal mitbekam. Solche Kleinigkeiten waren unter ihrer Würde.
Walker folgte uns durch den Club auf die Straße hinaus, wobei er ebenfalls kein Wort mit einem der Anwesenden wechselte. Andererseits sagt Walker nie etwas ohne eine Absicht. Ich bilde mir gerne ein, dass er uns als Zeichen des Respekts eskortierte, nicht weil er Angst hatte, dass wir uns an irgendetwas stoßen und Schwierigkeiten machen würden.
Draußen auf der Straße wartete, entspannt an den übergroßen Türsteher gelehnt, Chandra Singh auf uns. Er schenkte uns ein breites, fröhliches Lächeln und kam auf uns zu, wobei jede seiner Bewegungen anmutig war wie die einer Dschungelkatze, die ihre Beute wittert.
„Ich nehme an, Ihr Treffen mit den neuen Autoritäten ist gut verlaufen, Mr. Taylor, und Sie sind jetzt ermächtigt, sich dem berüchtigten Wanderer an die Fersen zu heften.“
Walker seufzte. „An diesem Ort kann man keine Geheimnisse für sich bewahren …“
„Möchten Sie uns immer noch unter die Arme greifen?“, fragte ich Chandra. „Wo Sie wissen, wie gefährlich der Wanderer sein kann?“
„Selbstverständlich!“, sagte Chandra fröhlich. „Ich liebe eine gute Jagd.“
Ich sah ihn gedankenvoll an. Chandra Singh hatte einen ausgezeichneten Ruf als Spurenleser, Kämpfer und heiliger Schrecken an allen Krisenherden dieser Welt, und ich konnte sein Wissen und seine Erfahrung sicher gut gebrauchen. Aber ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob seine Motive wirklich so klar waren, wie er das darstellte. Ob er tatsächlich nur bei der Sache mitmachen wollte … um die Chance zu bekommen, sich dem Wanderer zu stellen, um seinen Glauben zu prüfen. Ein heiliger Krieger gegen einen anderen.
Aber egal, ich konnte immer einen guten Strohmann und jemanden, der groß genug war, um sich dahinter zu verstecken, gebrauchen. Wir konnten ihn noch immer den Wölfen zum Fraß vorwerfen, wenn es notwendig sein sollte.
„Na gut“, sagte ich. „Willkommen im Team. Versuchen Sie, uns nicht im Weg herumzustehen.“
Chandra lachte. „Nein, Mr. Taylor, Sie werden darauf achten müssen, nicht mir in den Weg zu kommen.“
„Männer“, sagte Suzie. „Warum macht ihr nicht einen direkten Schwanzvergleich?“
Walker fiel ihr ins Wort. Er hatte schon immer ein Problem mit Suzies Direktheit gehabt.
„Du hast den Wanderer mit deiner Gabe ausfindig gemacht, John. Kannst du uns sagen, wie er ausgesehen hat? Die meisten Menschen bekommen den Wanderer nur zu Gesicht, wenn ihr Tod durch seine Hand kurz bevorsteht, was es wiederum etwas schwierig macht, eine gute Beschreibung zu bekommen.“
Suzie und Chandra betrachteten mich ebenfalls neugierig, also dachte ich noch einmal genau nach. „Er ist groß und hager“, sagte ich dann. „Er ist die Hauptstraße hinunterspaziert, als gehöre sie ihm. Er trug einen langen Staubmantel, erdfarben und so ausgebeult und abgewetzt, als sei er lange Zeit den Elementen ausgesetzt gewesen. Ich könnte euch beim besten Willen nicht sagen, wie alt er ist. Er hat ein grobes,
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