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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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es in der Nightside kaum wahre Christen gibt, sieht man einmal von einigen extremistischen Gruppen in der Straße der Götter und ein paar Missionaren ab.“
    „Wären wir dann nicht in einer Bibliothek besser beraten?“, schlug Chandra höflich vor. „Sie haben doch einige der bemerkenswertesten Bibliotheken der Welt vor Ort.“
    „Ich glaube, Sie meinen berüchtigt“, sagte ich. „Um nicht zu sagen verdammt gefährlich. In einigen Bibliotheken gibt es Bücher, die Menschen lesen und umschreiben. Nein, ich denke, die Angelegenheit erfordert eine etwas persönlichere Herangehensweise. Was wiederum die großen Organisationen wie die Schwesternschaft der Heilsarmee ausschließt. Da würden wir nur in der Warteschleife hängenbleiben. Wir werden wohl mit den Missionaren reden müssen, mit den ganzen Tabernakelwanzen und engagierten Einzelpersonen. Wie etwa Pfarrer Johnny, St. Großartig, Kid Christ oder den Wirklich Rechtschaffenen Brüdern.“
    „Die hören sich alle … etwas exzentrisch an“, warf Chandra immer noch äußerst taktvoll ein.
    „Hm, ja“, sagte ich. „Man muss schon ein wenig komisch sein, um nicht zu sagen, mit Brief und Siegel durchgeknallt, um das Wort Gottes an einem Ort wie diesem hier zu verbreiten. Aber wir haben immer schon unser Scherflein an entschlossenen und äußerst individuellen religiösen Fanatikern abbekommen. Wie etwa Tamsin MacReady, die derzeitige abtrünnige Vikarin. Ja, ich denke, das wird unsere beste Chance sein. Oooh, schauen Sie mal – sind das etwa Marshmallows?“
    „Die abtrünnige Vikarin?“, erkundigte sich Chandra, der sich standhaft weigerte, vom Thema abzukommen.
    Ich verputzte den letzten Rest meines Würstchens, warf das Spießchen fort und wischte meine schmutzigen Finger am Mantel der Person neben mir ab. Ich schlenderte vom brennenden Knabenclub weg, und Chandra schloss sich mir an. Ein Mottenmann war angelockt durch den Feuerschein, aufgetaucht und zog hoch über uns seine Kreise. Die ersten Leute benutzten ihn schon für Zielübungen.
    „Direkte Handlanger von Oben und Unten haben seit ehedem Hausverbot in der Nightside“, sagte ich geduldig. „Lilith hat sie so erschaffen. Selbst die größeren Organisationen haben Probleme, hier Fuß zu fassen, vor allem auch, weil die Straße der Götter alle möglichen mächtigen, unaussprechlichen Entitäten zu bieten hat, mit denen man tatsächlich persönlich reden und Geschäfte machen kann. Aber wir haben eine lange Tradition rebellischer Priester und abtrünniger Vikare, die entgegen ausdrücklicher Anordnungen hierherkommen, um ihren Glauben zu prüfen und ihre Standhaftigkeit in der Nightside zu testen. Halbverrückte Prediger und heilige Terroristen, denen keine Form der Religionsausübung zu extrem ist. Sie sind unterschiedlich erfolgreich, aber immer nervig wie ein Pickel am Arsch. Tamsin MacReady ist die letzte in einer langen Reihe unverbesserlicher Optimisten. Sie weiß wahrscheinlich alles, was es über den Wanderer zu wissen gibt. Wenn ich sie irgendwie überreden kann, mit mir zu sprechen.“
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass zwischen Ihnen beiden böses Blut besteht?“, fragte Chandra.
    „Irgendwie schon“, sagte ich. „Der letzte abtrünnige Vikar war ein Mann namens Bank. Über viele Jahre mein Todfeind. Jetzt ist er tot, meinetwegen.“
    „Ich sehe, dass das tatsächlich Schwierigkeiten verursachen kann“, meinte Chandra.
    ***
    Da ich es eilig hatte, endlich an Informationen über den Wanderer zu kommen, ehe sich noch weitere Leichenberge zu türmen begannen, brach ich eine meiner ältesten Regeln und winkte einem vorbeifahrenden Taxi. Für gewöhnlich weiß ich es besser. Man kann Taxis in der Nightside nicht trauen. Einerseits, weil man sich nie sicher sein kann, für wen die Fahrer wirklich arbeiten oder bei wem sie einen verpetzen … aber vor allem, weil Taxis einfach viel zu scheißgefährlich sind. Einige tanken Jungfernblut, andere unterbrechen ihre Fahrt, um Duelle mit Taxis von Konkurrenzunternehmen auszufechten, und wieder andere fressen ihre Fahrgäste einfach. Nicht alles, was nach einem Taxi aussieht, ist auch tatsächlich eins. Aber das war ein Notfall, daher …
    Ein altmodisches schwarzes Londoner Taxi fuhr rasant aus dem endlosen Gebrüll des Verkehrs der Nightside auf uns zu und kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. Ich kannte die Firma, Höllentaxis. Ihr stolzes Motto lautete: „Wir versprechen Ihnen eine Höllenfahrt!“ Ich hielt die Tür auf, damit

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