Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
ist wieder da.“ Er drehte sich hastig um. Da
saß auf einem kräftigen Ast, der von der Decke hing, ein großer schwarzer Rabe.
„Ich bin kein Troll“, antwortete Niklas. Aufgeregt lief der Vogel auf
seiner Stange hin und her. Plötzlich öffnete sich die Tür und Sagremor, gefolgt
von einem Jungen, trat ein. Erschrocken trat Niklas einen Schritt zurück, doch Sagremor
meinte:
„Niklas, das ist Lars. Er ist der Sohn eines guten Freundes und wird von
mir als Zaubergehilfe für dich ausgebildet.“ Niklas beäugte den Jungen
argwöhnisch. Lars hatte auch blonde kurze Haare und blaue Augen und war so groß
wie Niklas. Neugierig gingen sie aufeinander zu, und Lars streckte seine Hand
zur Begrüßung aus. Verlegen zog Niklas seine Hände, die er in den Hosentaschen
vergraben hatte, heraus und reichte eine Hand dem Jungen.
„Ich bin Niklas.“
„Ich weiß“, erwiderte Lars kurz angebunden.
„Nun setzt euch hier zu mir an den Tisch. Das Buch der Magie wird in den
nächsten Wochen eure Lektüre sein. Daraus werdet ihr eine Menge lernen.“ Sagremor
setzte sich seine Nickelbrille auf die Nase, schlug das Buch auf und strich
liebevoll über die ersten Seiten. „So hat jeder Zauberer einmal angefangen“,
sprach er geheimnisvoll. „Ihr wisst, dass Feen zum Zaubern ihren Zauberstab
benötigen und Zaubersprüche benutzen. Hexen brauen sich aus vielen Zutaten wie
Eidechsenfüßen, Lurchenschwänzen und Gifteibe ihre Elixiere. Wir Zauberer haben
unsere Zaubersprüche und unsere geheimnisvollen Kräfte. Da du, Niklas, diese
Gabe auch hast, wir mir berichtet wurde, solltest du die Kraft haben, das
Zaubern zu erlernen.“
„Zaubern lernen, zaubern lernen“, ertönte die raue Stimme des Raben.
„Bist du wohl ruhig Dewitt.“ Sagremor klang ärgerlich: „Immer muss er
seinen Kommentar dazu abgeben.“ Niklas schluckte, er sollte ein Magier werden?
Wenn das sein Vater wüsste.
„Sieh dir diesen ersten Zauberspruch einmal an und
lese ihn laut vor. Warte, ich muss ihn erst wieder sichtbar machen. Dabei
richtest du deinen Blick auf den Becher, der hier auf dem Tisch steht.“ Niklas rückte
näher, er las den Spruch laut vor und heftete seinen Blick auf das Gefäß:
„Cupula
Levario“
Im nächsten
Moment stieg es in die Höhe, Niklas hielt den Atem an, war ich das etwa?,
dachte er. Doch schon fiel es wieder hinunter auf den Tisch. Wie gut, dass der
Becher aus Zinn bestand. So konnte Niklas das Experiment noch mehrmals
wiederholen, ohne dass das Gefäß zerbarst. Sagremor erklärte ihm, dass er seine
Gedanken nicht sofort von dem Zauberspruch abwenden dürfe. Je länger er sich
darauf konzentriere, desto länger würde sich der Becher in der Luft halten. Niklas
war beeindruckt. Nach wiederholten Versuchen gelang es ihm, ihn einige Minuten
lang in der Luft zu halten und ihn nur durch seine Gedanken zu bewegen. Lars,
indes, saß stumm auf seinem Schemel und fixierte einen Totenschädel an, er
hatte das Gefühl, dass die leeren Augenhöhlen ihn anstarrten.
„Lars“, rief Sagremor, hast du gut aufgepasst?“ Lars zuckte zusammen.
„Ja Sir“, stammelte er verlegen. In Wirklichkeit hatte er von Niklas
Zauberei gar nichts mitbekommen. Der wurde von seinem Zaubermeister sehr
gelobt. Er war unglaublich stolz, ´ich kann zaubern`, dachte er. Was würde sein
Vater sagen, wenn er ihn hier sehen könnte. Niklas war begeistert und auch
zugleich verwirrt. Was geschah da mit ihm? Sagremor meinte väterlich:
„Ich glaube, das ist genug für heute Morgen. Kommt wir frühstücken erst
einmal.“ Sie begaben sich in den Speisesaal, wo die Wächter schon den Tisch
gedeckt und ein kräftiges Frühstück serviert hatten. Obwohl er mit diesen rauen
Kerlen immer noch nichts im Sinn hatte, musste Niklas zugeben, dass sie
wirklich gut kochen und herrliches Brot backen konnten. Nachdem sie sich
gestärkt hatten, ging es zurück in die Zauberkammer. Niklas setzte sich zu Lars
auf eine Bank und sah sich um. Schon ein komischer Kerl, dieser Lars. Sagremor
setzte sich zwischen sie und sah Niklas ernsthaft an.
„Niklas hat dein Vater dir eigentlich schon einmal die Geschichte von den
Trollen erzählt, die Angst vor dem Sonnenlicht hatten?“ Niklas schüttelte den
Kopf.
„Ich hörte, ihr beide seid schon 11 Jahre alt. Dann seid ihr alt genug, um
sie zu hören. Diese Geschichte soll sich tatsächlich vor langer Zeit zugetragen
haben. Sie besagt, dass alle Trolle, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, zu
Stein werden. Sie gingen nur in
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