Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Niklas unbekannte Welt. Gespenstisch hingen
lange Spinnweben an großen Tannen und ein leichter Dunst zog durch die Bäume.
„Wir sind an unserem Ziel, jetzt müssen wir nur noch Madam Pneunomia aufsuchen.“
„Du meinst, wir sind im Hexenwald?“ Sagremor nickte und versicherte Niklas,
dass er keine Angst zu haben bräuchte. Die Erinnerung kam zurück, wie oft hatte
er sich mit Kimama in solch einem Wald befunden. Doch es war eigenartig hier, obwohl
die Tannen so dicht zusammenstanden, war es nicht stockfinster. Im Gegenteil,
er konnte sogar Sagremors runzeliges Gesicht sehen. Alles war friedlich und
Vögel sangen. Es gab Füchse und Hasen, die ihre Haken schlugen, und in der
Ferne, auf einer Lichtung, sahen sie einen riesigen Elch, mit seinen zwei
mächtigen Schaufeln am Kopf. Der Waldboden war übersät mit Kiefernzapfen und
weichen Erlennadeln. Es wehte ein leichter Sommerwind und es duftete herrlich
nach Tannen.
„Wie weit ist es noch?“, fragte Niklas, den die Füße schmerzten. Sie
kamen auf die Lichtung, auf der der große Elch geäst hatte. Er war mittlerweile
verschwunden, doch als sie die Lichtung überquerten, sahen sie ein
wunderschönes kleines Haus.
„Hier wohnt Madam Pneunomia“, erklärte ihm Sagremor.
„Bist du sicher?“ Niklas war sprachlos, mit Kimama hatte er schon einmal
ein ganz anderes Hexenhäuschen gesehen. Dieses hier war rundherum dicht mit
Blättern bewachsen, nur zwei zierliche Fenster und eine Tür lugten hervor. Es
war mit einem hölzernen Zaun eingefasst. Sagremor hämmerte mit der Faust an die
Tür. Als sie sich nach kurzer Zeit knarrend öffnete, wich Niklas erschrocken
einen Schritt zurück. Eine rundliche ältere Frau trat heraus, sie trug einen
langen Rock und über einer Jacke ein großes Schultertuch. Ihre kurzen roten
Haare kringelten sich um ihren Kopf. Niklas wunderte sich, dass kein schwarzer
Kater auf ihrer Schulter saß und ihn anfauchte.
„Sagremor, mein Lieber“, sagte sie freundlich, „was treibt dich denn hierher?“
Sie trat einen Schritt zurück und warf Niklas einen Blick zu, bei dem eine
Gänsehaut seinen Rücken hinunterlief. Die Augen zusammengekniffen, rief sie mit
schriller Stimme:
„Was bist du denn, etwa ein Troll?“ Niklas wich ein Stück zurück, sehr
freundlich klang sie nicht. Er hatte ihr doch gar nichts getan. „Alle Trolle
taugen nichts, sie machen nur Ärger, sind abscheulich, hinterhältig und riechen.
Sagremor, was soll das, willst du mich verärgern, mir einen Troll mitzubringen?“
„Er ist kein Troll Pneunomia. Sein Ziehvater ist einer.“
„Er riecht nach Troll“, erwiderte sie und begann die Nase zu rümpfen. Sie
war außer sich und schüttelte immer wieder voller Abscheu den Kopf, sodass ihre
roten Locken um ihren Kopf tanzten. Niklas wusste nicht so recht, wie er sich
verhalten sollte, er sah Sagremor an, der hob die Hand, um einzulenken:
„Pneunomia, er ist ein Schüler von mir, er soll das Zaubern lernen. Bitte
höre mir zu.“ Die Hexe sah Niklas an, der unsicher von einem auf den anderen
Fuß trat. Mit einem Achselzucken sagte sie schließlich:
„Na gut, kommt herein, dann könnt ihr mir alles erzählen.“ Über einem
offenen Feuer hing ein Kupfertopf, in dem es nur so dampfte, es roch herrlich.
Fast wie zu Hause dachte Niklas wehmütig. Ihm fehlten sein Vater, der Wald und
die Berge, die ihre Hütte umgaben. Madam Pneunomia versorgte sie großzügig mit
einem kräftigen Eintopf, doch immer wieder wanderte ihr Blick skeptisch zu Niklas.
Sie musste einmal schreckliche Erfahrungen mit den Trollen gemacht haben. Als
sie satt waren, erzählte Sagremor, weshalb sie in den Hexenwald gekommen waren.
Er berichtete von Hera und dem Troll Tubork, der nach Haukeland gekommen war,
um die Herrschaft zu übernehmen.
„Pneunomia, wir brauchen deine Hilfe. Hera, meine Nichte, will die ganze
Macht für sich, sie versucht diesen Jungen zu beeinflussen und schleicht sich
nachts in seine Träume. Wir brauchen einen Bannspruch, damit keiner ihrer bösen
Zaubersprüche mehr gelingt.“ Madam Pneunomia überlegte, sie erhob sich langsam
und schlurfte zu einem großen Tisch, auf dem viele Bücher lagen, die zum Teil
schon zerrissen waren. Sie zog ein buntes Tuch von einem Gegenstand herunter,
und eine wunderschöne bernsteinfarbene Glaskugel kam zum Vorschein. Sie setzte
sich an den Tisch und berührte mit beiden Händen die Kugel. Sofort begann sie
zu vibrieren, als die Hexe alle möglichen Beschwörungsformeln
Weitere Kostenlose Bücher