Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
seiner Freundin am Abend davon erzählte, wusste
sie nicht so recht, ob sie sich freuen sollte. Doch gleich am nächsten Morgen
brachen sie auf zu Thor. Unterwegs redeten sie kaum, bis sie sich auf dem
Waldboden niederließen, um Rast zu machen. Niklas starrte auf den Boden.
„Meinst du, dass es das Richtige ist? Diese Schule meine ich.“
„Ich weiß nicht“, erwiderte sie achselzuckend. „Aber
du wirst dort bestimmt eine Menge lernen und wir können uns jeden Tag sehen.“
Obwohl es noch taghell war, es war Mittsommernacht, entschieden sie sich, hier
an dieser Stelle zu übernachten und erst am nächsten Morgen weiterzureisen. Sie
sammelten ein paar rote saftige Walderdbeeren und legten sich zum Schlafen
nieder. In aller Frühe, die Sonne war gerade erst aufgegangen, machten sie sich
auf den Weg zu Niklas Vater.
Thor freute sich sehr, seinen Jungen wiederzusehen. Als er den wahren
Grund für den Besuch erfuhr, wurde er traurig. Doch er war stolz, denn sein
Sohn würde eines Tages ein großer Magier werden.
„Niklas wir müssen deine Haare schneiden. Du sollst ja nicht wie ein
Troll aussehen.“ Innerhalb kürzester Zeit war der Boden rings um den Stuhl mit
seinen Haaren übersät. Sein Vater gab ihm einen Topfdeckel in die Hand, sodass
Niklas sich anschauen konnte. Er sah verändert aus, fand er, jedoch gar nicht
so schlecht. „Wann reist du zu dieser Schule, und wann kommst du wieder? Wird Kimama
dich begleiten?“
„Kimama kommt mit mir. Sonst würde ich gar nicht gehen Papa. Fistibell
meinte, die Ausbildung würde über mehrere Schuljahre dauern. Vielleicht kann
ich in den Ferien nach Hause kommen.“ Niklas machte ein trübsinniges Gesicht,
aber im Stillen wuchs seine Freude auf das Unbekannte. Er würde mit anderen
Zauberern zusammen lernen und mit Kimama zusammen sein. Was konnte er mehr
verlangen? Sie verbrachten schöne Tage mit Thor, Tante Thoralena und Niklass
Cousins. Als dann der Tag des Abschieds kam, um zur Feeninsel zurückzukehren,
waren alle sehr traurig. Dort war gerade eine Fee damit beschäftigt, einen Umhang
für Niklas, in einem tiefen schwarz, und für Kimama einen langen Mantel in nachtblau
zu nähen. Kimama war zwar keine Hexe, aber sie musste doch passend zu Niklas gekleidet
sein, meinte die Fee. Kaum im Schloss angekommen, rief Fistibell sie zu sich.
„Am Ufer liegt ein Boot, mit dem ihr morgen abfahrt.
Außer euch wird niemand an Bord sein. Es wird euch direkt zur Insel bringen.
Dort werdet ihr abgeholt und in die Schule gebracht. Nun geht schlafen, damit
ihr morgen früh ausgeruht seid.“
Die beiden waren viel zu aufgeregt, um schlafen zu können. Auf einmal
erinnerte er sich an sein Amulett. Er zog das Band über den Kopf und öffnete
vorsichtig den Anhänger. Das Bild seiner Mutter schaute ihm entgegen. Als er
ihren Namen rief, kam wieder Leben in das Bildnis.
„Niklas, mein lieber Junge, ich konnte nicht erscheinen. Das wäre zu
gefährlich gewesen. Es darf keiner wissen, dass du zu mir durch das Amulett
Kontakt aufnehmen kannst. Ich weiß, dass du in Gefahr warst, doch jetzt wird
alles wieder gut. Im Internat bist du gut aufgehoben, dein Vater und ich haben
dort auch viel gelernt. Tubork wird hoffentlich für immer als räudiger Hund
herumlaufen. Auf Wiedersehen mein Junge. Pass gut auf dich und deine kleine Freundin
auf.“ Bevor Niklas noch etwas entgegnen konnte, war das Bild erstarrt. Er
klappte den Deckel des Amuletts zu und zog sich das Band wieder über den Kopf.
Zufrieden schloss er seine Augen und schlief umgehend ein.
Kapitel 31
Am nächsten
Morgen wurde Niklas durch Kimamas Klopfen an der Tür geweckt.
„Lass uns frühstücken, Niklas. Obwohl ich glaube, dass ich nichts
herunter bekomme. Ich bin viel zu aufgeregt.“ Der Junge nickte, ihm ging es
nicht anders. Im Speisesaal wurden sie von den anderen Feen neugierig
angesehen. Nachdem sie sich von Fistibell verabschiedet hatten, holten sie ihre
Koffer aus den Kammern und liefen, begleitet von mindestens zwanzig Feen, ans
Ufer, um das Boot zu besteigen. Es hatte einen Mast mit einem kleinen Segel.
Sie waren kaum eingestiegen, da ging die Fahrt schon los, ohne ihr Zutun. Die
Feen winkten zum Abschied mit weißen Taschentüchern, bis sie nicht mehr zu
sehen waren. Der Mondsee mündete in die Barentssee, wo ein raues Klima
herrschte. Hier wehte es unbändig, der starke Wind trieb sie bald aufs offene
Meer hinaus, und ihr Boot schaukelte heftig. Über ihnen hatten sich dunkle
Wolken
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