Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
ich ihr sage, dass sie mir gefällt, und sie mich zurückweist, dann verliere ich vielleicht eine gute Freundin. Obwohl – vielleicht würde es ja auch klappen. Ach, ich weiß nicht, ich bin unentschlossen.«
»Dann geht’s dir genau wie Schrödingers Katze.«
»Was hat denn die Katze damit zu tun?«
»Quiona hat mir erzählt, was mit dem armen Tier passiert ist. Weil der Kasten nicht aufgemacht wurde, war die Katze tot und lebendig zugleich.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Okay, ich werd’s dir besser erklären: Solange du dich nicht traust, Irina zu sagen, was du für sie empfindest, weißt du auch nicht, welche der beiden Möglichkeiten letztlich eintreten wird – ob sie mit dir zusammen sein will oder nicht. Du musst die Superposition beenden.«
In dem Moment kam Quiona zurück und unterbrach die beiden.
»Na super, Niko! Du hast meine Erklärungen also aufmerksam verfolgt. Dass du ein Liebesberater bist, habe ich allerdings nicht gewusst.«
Niko und Eldwen wurden so rot wie die Glut, die vor ihnen funkelte. Dann holte die Fee drei Teigtaschen hervor, die mit süßem Mais gefüllt waren. Sie sahen richtig lecker aus.
»Wo hast du die denn her?«, fragten die beiden wie aus einem Mund und mit knurrendem Magen.
»Ihr könnt ruhig ein bisschen mehr Vertrauen in mich haben. Ich kann mich vielleicht nicht teleportieren, aber ich habe schon meine besonderen Fähigkeiten. Schließlich bin ich immer noch eine Fee!«
Trotz der Gefahr, die sie umgab, aßen sie gelassen am Feuer, das in der Stille des Tals magisch knisterte. Über der nächtlichen Landschaft hing ein funkelnder Mond. Als sie mit dem Essen fertig waren, legte Eldwen sich hin; er fiel augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Niko nutzte die Gelegenheit, allein mit seiner Fee zu sprechen:
»Irina hat mir erzählt, dass das mit der Teleportation wegen der Quantenverschränkung funktioniert.«
»Genauso ist es; das hat sie richtig erklärt.«
»Wenn wir nach Shambla kommen, dann werden sie mich in meine Welt zurückschicken, oder?«
»Das hoffe ich doch! Dass wir dich gefahrlos nach Hause bringen können. Worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Ich hab gedacht … dass wir uns vielleicht verschränken könnten, wenn du willst. Dann könnten wir zusammen sein, obwohl wir in verschiedenen Welten leben – so, wie diese miteinander verschränkten Teilchen, von denen Irina mir erzählt hat. Wir hätten eine ganz besondere Verbindung.«
Die Fee musste bei seinen Worten lachen.
»Warum machst du dich über mich lustig?«, fragte Niko. Er schämte sich eher, als dass er sauer war.
»Jetzt ärger dich doch nicht. Unsere Welten sind gar nicht so getrennt voneinander, wie du denkst. In Wirklichkeit sind wir beide schon miteinander verbunden.«
»Ach ja?«
»Im Moment des Urknalls, dem Beginn des Universums, sind alle Teilchen gleichzeitig entstanden – deshalb waren sie auch alle miteinander verschränkt. Und da alles, was im Universum existiert, wiederum aus diesen Teilchen entstanden ist, sind wir mit allem verbunden,
was uns umgibt: mit den Bäumen, mit den Menschen – sogar mit den Sternen.«
»Dann ist also jeder und alles mit allem und jedem verbunden?«
»Alles, was wir anderen Lebewesen oder der Erde zufügen, betrifft uns selbst sehr viel mehr, als ihr Menschen euch das vorstellt. Deshalb sagen die Chinesen auch, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings noch am anderen Ende der Welt zu spüren ist.«
»Wenn die Erwachsenen nur verstehen würden, was du da sagst, Quiona. Dann würden sie unseren Planeten bestimmt anders behandeln und sich nicht gegenseitig verletzen.«
Sie seufzte.
»Ich weiß. Das ist einer der Gründe, weswegen es so wichtig war, dass du durch die verriegelte Tür gekommen bist. Wenn sie ihre Welt retten wollen, müssen die Menschen noch einiges kapieren. So, aber jetzt ist es Zeit zu schlafen! Morgen haben wir viel zu tun.«
»Gibst du mir keinen Gutenachtkuss?«
Die Fee lächelte verschmitzt, bevor sie zurückgab:
»Wo wir schon vom Flügelschlag gesprochen haben … musst du dich wohl mit einem Schmetterlingskuss zufriedengeben.«
Und Niko bekam seinen Schmetterlingskuss:
Bevor sie einschliefen, blinzelte Quiona ein paarmal und streifte dabei mit ihren Wimpern Nikos Wange.
Niko wurde von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. In weniger als einer Sekunde war ihm wieder bewusst, dass er nicht in seinem Zimmer war, sondern in dieser tollen, verrückten Quantenwelt, die er hinter der verriegelten Tür
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