Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
entdeckt hatte.
Seine Freunde waren schon wach und machten Frühstück.
Quiona reichte ihm eine überbackene Scheibe Brot und einen Tee herüber, der ziemlich seltsam roch.
»Zeit, dass du aufwachst, Schlafmütze!«
»Hast du dich gut erholt?«, fragte Eldwen.
»Ich hab geschlafen wie ein Stein«, antwortete Niko, während er sich aufsetzte.
»Beeil dich mit dem Frühstück, Doktor Love, wir müssen noch bis zum Eingang des Labyrinths.«
»Was meinst du damit?«, fragte Niko. »Ich dachte, die Tür sei ganz in der Nähe?«
»Der Eingang des Labyrinths ist an keinem bestimmten Ort. Er wird erst dann in Erscheinung treten, wenn unser Energielevel hoch genug ist.«
»Unser Energielevel?«, sagte Niko schicksalsergeben. »Ich hatte kurz vergessen, dass die Dinge hier anders laufen …«
»Shambla ist ein besonderer Ort«, fuhr Quiona fort. »Um dorthin zu kommen, müssen wir unsere Energie erhöhen – erst dann erscheint uns der Eingang des Labyrinths.«
»Und wie bekommen wir mehr Energie?«
»Es gibt verschiedene Methoden, auf ein höheres Energielevel zu kommen. Wir werden die effektivste benutzen: Wir steigen in einen Teilchenbeschleuniger.«
»Ein Teilchenbeschleuniger!«, rief Niko aus. »Und wo sollen wir den hernehmen?«
»Ganz hier in der Nähe gibt es einen ziemlich großen Teilchenbeschleuniger. In eurer Welt haben die Wissenschaftler einen ganz ähnlichen Apparat wie diesen; sie nennen ihn LHC und er befindet sich im CERN , der Europäischen Organisation für Kernforschung. Mit seiner Hilfe rekonstruieren sie die allerersten Momente des Universums: den Urknall.«
»Die Explosion, die wir gesehen haben, als ich diese weiße Schachtel aufgemacht habe?«
»Ganz genau«, sagte Eldwen. » Nur habt ihr Menschen nun mal keine Geschenkpäckchen mit dem Ursprung des Universums darin. Deshalb baut ihr als Alternative eben eure Teilchenbeschleuniger. Willst du wissen, was ich meine? Dreh dich mal um …«
Niko drehte sich um und sah zu seinem Erstaunen ein kleines Holzhäuschen. Er hätte schwören können, dass es am Abend zuvor noch nicht da gewesen war. Das Haus war so klein, dass gerade einmal drei Personen darin stehen konnten.
An der Tür war ein Schild befestigt mit der Aufschrift
ALTERNATIVER ZUGANG ZUM
TEILCHENBESCHLEUNIGER.
VORSICHT MIT DEN SUPRALEITERMAGNETEN!
LEBENSGEFAHR!
Die Warnung erschreckte die Jungen. Sie löschten das Feuer und gingen dann zusammen mit Quiona, die jedem der beiden einen dicken Mantel gab, zu dem Häuschen.
»Bisschen heiß dafür, oder?«, protestierte Niko.
»Jetzt vielleicht schon. Aber in dem Beschleuniger wird es richtig kalt: 271 Grad unter null wird es da haben.«
Das genügte, um Niko zu überzeugen. Ohne Widerrede zog er den Mantel über. Dann sah er das Haus noch einmal an:
»Ich dachte immer, ein Teilchenbeschleuniger sei so ein Riesenapparat – da habe ich mich wohl getäuscht«, bemerkte er.
»Doch klar, der ist schon riesig. Dort drin ist ja nicht der Beschleuniger selbst«, klärte Eldwen ihn auf, »das hier ist nur ein Zugang zu ihm. Von hier aus werden wir in einen kreisförmigen Tunnel absteigen, der 100 Meter unter der Erde liegt. Dieser Tunnel hat eine Gesamtlänge von knapp 27 Kilometer; deine Größenvorstellung ist also schon berechtigt.«
Die Fee öffnete die Holztür. Dahinter stand ein kleines Cabrio – es sah aus wie einer der Wagen in den Autoscooter-Fahrgeschäften auf dem Jahrmarkt.
»Schnallt euch gut an«, warnte Quiona sie vor. »Da unten werden wir fast Lichtgeschwindigkeit erreichen.«
Gleich darauf drückte sie ein paar Knöpfe auf dem Armaturenbrett und der Wagen nahm sofort Fahrt auf. Sie rasten bergab, als wären sie in einem Aufzug.
Der Fall in die Tiefe schien kein Ende zu nehmen; dann endlich gelangten sie an einen engen, kreisförmigen Tunnel. In dem Moment schoss der Autoscooter mit hoher Geschwindigkeit nach vorne.
Um sie herum sah Niko andere Teilchen, die wie wahnsinnig in dem Tunnel kreisten – genau wie sie selbst.
»Das sind Protonen «, erklärte Quiona. »Aus ihnen bestehen – neben anderen Teilchen – die Atomkerne. Hier werden sie nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt; dadurch erhöht sich ihre Energie. Du musst dir das mal vorstellen: Wenn wir richtig Fahrt aufgenommen haben, schaffen wir hier im Beschleuniger 11.000 Umdrehungen pro Sekunde. Ist dir schwindlig?«
Niko schwieg. Er wollte nicht mal an die Umdrehungen denken, sonst würde ihm wahrscheinlich wirklich schlecht
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