Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
fragte:
»Wie geht es Ihnen? Irina hat mir erzählt, dass sie sehr krank waren. Und ihr, geht es ihr gut?«
»Irina geht es sehr gut und mir selbst auch, danke. Sie konnte nicht mit mir kommen – du weißt ja, wenn man nie zuvor hier gewesen ist, kann man sich nicht nach Shambla teleportieren.«
»Und was ist mit Anred geschehen?«, fragte der Elf.
»Er wurde verhaftet, weil er die Schwarzen Spektren gerufen hat. Das ist schon komisch: Er ist eigentlich einer unserer besten Forscher; aber diesmal hat er es wirklich zu weit getrieben.«
»Aber wenn es ihm darum ging zu verhindern, dass die Menschen Zugang zur Quantenwelt bekommen, warum hat es ihm dann nicht genügt, mein Gedächtnis zu löschen und mich von hier auszuweisen?«, fragte Niko. »Warum wollte er mich unbedingt beseitigen?«
»Er hat in einem Anfall von Verzweiflung gehandelt. Aus irgendeinem Grund, den ich auch nicht kenne, wusste er, dass es nicht genügen würde, dein Gedächtnis zu löschen. Er wusste, dass es nicht sein würde wie zuvor, als du die verriegelte Tür noch nicht durchschritten hattest. Nur, wenn du nicht lebend hier herauskämst, wäre das Siegel, das die beiden Welten voneinander trennt, wieder hergestellt.«
Zen-O brachte sich in das Gespräch ein:
»Ich bin nicht sicher, dass Anred wirklich allein gehandelt hat. Irgendetwas ist komisch an seinem Verhalten. Ich hoffe nur, dass mein Verdacht sich als falsch herausstellt – wenn nicht, müssen wir uns mit etwas viel Schlimmerem als den Schwarzen Spektren auseinandersetzen.«
Das Gespräch wurde unterbrochen, als Quiona das Buffet eröffnete.
Der Meister verabschiedete sich von ihnen und die Fee servierte Niko eine Tasse radioaktiven Tee. Dieses Mal konnte er sich nicht davor drücken und ihn wegschütten. Er hielt die Luft an und nahm einen Schluck von der Brühe. Zu seiner Überraschung schmeckte der radioaktive Tee ausgezeichnet. Im Mund bitzelte er wie Brause und sein Geschmack wechselte von Johannisbeere zu Minze und nahm dazwischen eine Unzahl anderer Geschmäcker an.
Dann bemerkte er, dass sich etwas zwischen seinen Füßen bewegte.
SCHRÖDINGERS KATZE!
SIE WAR ERSCHIENEN, UM AUCH
AN DER FEIER TEILZUNEHMEN.
Zum ersten Mal traute sich Niko, die Hand auszustrecken und den Rücken der Katze zu streicheln.
»Hey, bei dir müssen wir uns auch bedanken. Wenn du nicht im Labyrinth aufgetaucht wärst, hätten wir es nicht geschafft, bis nach Shambla zu kommen.«
Die Katze schnurrte ein paarmal und Niko hob sie auf den Tisch, damit sie mit den anderen am Festmahl teilnehmen konnte. Nachdem sie ein Stück Quiche verspeist hatte, löste sie sich wieder auf.
Meister Zen-O kam an ihren Tisch zurück und wandte sich den dreien zu:
»Es ist so weit. Die Ältesten warten. Kommt mit.«
Am Ende des Dorfes erhob sich ein Tempel. Er war etwa zehn Meter hoch und etliche Meter breit. Seine Mauern bestanden aus ineinandergefügten Steinblöcken, in deren Zwischenräumen kleine Pflanzen wuchsen. Den Eingang des Tempels bildeten gigantische schmiedeeiserne Türen, die in die Fassade eingelassen waren.
Meister Zen-O ging auf die Türen zu und öffnete sie mit einem leichten Stoß – als hätten sie kaum Gewicht.
Im Inneren des Tempels war es überraschend warm. Tausende Kerzen beleuchteten den gewölbten Raum, in dem sich nun neun alte Männer von einem großen Tisch erhoben, um die Ankömmlinge zu begrüßen.
Der älteste von ihnen kam auf sie zu, indem er sich auf einen großen Holzstock stützte. Er war sogar noch älter als Zen-O und seine langen weißen Haare waren kaum von seinem weißen Gewand zu unterscheiden. Unter buschigen Augenbrauen blitzen dunkle Augen hervor, die ihm das Aussehen eines Weisen antiker Legenden verliehen.
»Wir haben euch schon erwartet«, sagte er und blickte Niko dabei direkt in die Augen. »Es ist eine Ehre, nach so langer Zeit wieder einen Menschen unter uns zu haben. Du trägst eine große Verantwortung, Junge.«
Niko schluckte. Was sollte er dem offenbar weisesten Mann einer Welt erwidern, die ohnehin schon voll von magischen und fantastischen Wesen war?
»Entschuldigen Sie«, fragte er schließlich, »aber worin genau besteht diese Verantwortung?«
»Eine der Aufgaben der Tempelältesten ist es, die heiligen Texte von Shambla zu verwahren. Unter ihnen gibt es eine alte Legende. Sie besagt, dass ein junger Mensch, der den Regenbogen in seinen Augen trägt, die Aufgabe haben wird, das Gleichgewicht zwischen der klassischen Welt und der Welt,
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