Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
ermöglicht. Und auf diese Art wirst auch du deine Quantenintelligenz entwickeln.«
»Quantenintelligenz?«
»Darin hast du dich schon viel geübt, noch bevor du zu uns gekommen bist. Die Quantenintelligenz hilft dir dabei, Antworten auf Fragestellungen zu finden, die unmöglich erscheinen. Dafür musst du eine andere Art zu denken anwenden, du musst die Dinge anders betrachten als sonst. Wie schon Johannes vom Kreuz sagte:
›UM ZU ERFAHREN, WAS DU NICHT WEISST,
MUSST DU EINEN WEG GEHEN, DEN DU NICHT KENNST.‹«
»Genau wie für Quionas Rätsel«, sagte Niko und lächelte zu seiner Fee hinüber.
»Genau!«, sagte sie stolz. »Diese Rätsel kann man nicht lösen, wenn man der normalen Logik folgt. Man muss die Perspektive wechseln.«
Da fiel Niko der Satz ein, den die Fee und Eldwen am Morgen zuvor an seine Zimmerdecke projiziert hatten:
WENN DU WILLST,
DASS EINMAL ETWAS ANDERES GESCHIEHT,
DANN HÖR AUF,
IMMER DAS GLEICHE ZU TUN.
Dieser Satz bezog sich gar nicht nur auf das Tun, sondern auch auf eine Art zu denken.
»Die Tür wird jetzt wieder zugänglich für dich sein«, sagte dann der Alte. »Lasst uns hinuntergehen. Die anderen Ältesten erwarten uns.«
Die Ältesten hatten einen Kreis gebildet und hielten einander an den Händen. In ihrer Mitte befand sich so etwas Ähnliches wie ein Spiegel.
Den Anweisungen Zen-Os folgend, gingen sie auf die Ältesten zu und Niko erkannte, dass es kein normaler Spiegel war – er reflektierte sie nämlich nicht. Jetzt schien es vielmehr die verriegelte Tür zu sein.
Auf der anderen Seite wäre also die Straße, in der sein Haus stand. Er dachte an seine Eltern: Zwei Tage hatten sie nun nichts von ihm gehört. Sie machten sich sicher Sorgen und würden vielleicht wütend sein; das machte ihm ziemliche Sorgen.
»Das wird wohl doch ein endgültiger Abschied: Meine Eltern werden mich umbringen, wenn ich nach Hause komme«, sagte er unvermittelt zu seinen Freunden. »Ich war zwei Tage nicht zu Hause und habe mich nicht gemeldet – sie werden außer sich sein und … mal sehen, was für eine Entschuldigung ich ihnen auftische.«
»Beruhige dich«, sagte Eldwen, »das wird kein Problem sein.«
Der Elf öffnete seinen Rucksack, den er seit ihrem Besuch in der Uhrenwerkstatt für relative Zeitmessung bei sich trug, und holte eine hübsche Uhr heraus. Ihr Sekundenzeiger bewegte sich so langsam voran, dass er stillzustehen schien.
»Kronos hat uns eines seiner Spielzeuge überlassen«, klärte ihn die Fee auf. »In deiner Welt sind nur zehn Minuten vergangen. Wenn du dich beeilst, kommst du sogar noch zur ersten Stunde in die Schule. Niemand wird wissen, dass du so lange in unserer Welt warst.«
»Ist ja atomisch!«, sagte Niko. Jetzt war er schon zuversichtlicher. »Kann ich so eine mitnehmen?«
»Bist du verrückt?!« Quiona war entsetzt. »Kronos würde uns umbringen! Du weißt doch, wie ernst er das mit der Zeit nimmt.«
Dann streckte Zen-O ihm die Hand entgegen und meinte:
»Niko, jetzt ist es Zeit, sich zu verabschieden. Du musst in deine Welt zurück.«
Bei den Worten des Meisters schnürte sich Niko die Kehle zusammen. Im selben Moment war ihm klar geworden, dass er sich von seinen neuen Freunden trennen musste – ohne zu wissen, wann oder ob überhaupt er sie je wiedersehen würde.
Kurz und abrupt umarmte ihn der Elf. Er machte sich nicht die Mühe, seine Traurigkeit zu verbergen.
»Vergiss nicht, was du mit uns erlebt hast«, sagte er betrübt.
»Natürlich nicht, Eldwen. Und du denk an das, was wir wegen Irina besprochen haben«, fügte er noch hinzu, um dem Abschied ein wenig die Ernsthaftigkeit zu nehmen. »Trau dich und sag ihr, was du für sie empfindest!«
Dann ging die Fee auf ihn zu und beide umarmten sich lange.
»Ich werde dich vermissen, Quiona.«
Und während sie verstohlen ein paar Tränen wegwischte, die ihr die Wangen herunterliefen, antwortete die Fee:
»Ich dich auch; aber denk daran: Wir bleiben miteinander verbunden …«
»Werde ich dich wiedersehen?«, fragte Niko gerührt.
»Natürlich. Die Türen stehen ja jetzt allen offen. So leicht wirst du mich nicht los. Und außerdem habe ich dir ja gesagt, dass ich dir helfen muss, deinen Auftrag zu erfüllen.«
Verwirrt wollte Niko fragen, was sie damit meinte; aber die Fee verschloss seine Lippen und gab ihm einen süßen Abschiedskuss.
Wehmütig, aber zuversichtlich, seine Freunde wiederzusehen, holte Niko tief Luft und öffnete dann die Tür, um noch einmal durch sie
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