Nikos Reise durch Raum und Zeit - ein Roman über die Rätsel der Quantenphysik
Seltsames. Niko bemerkte, wie sie, während sie vorangingen, vom Boden abhoben. Innerhalb weniger Sekunden liefen sie nicht mehr auf dem Rasen des Gartens, sondern schwebten ein paar Zentimeter über ihm. Mit jeder Schrittlänge kamen sie gleich mehrere Meter voran, als hätten sie Siebenmeilenstiefel an.
Fasziniert entdeckte Niko kleine Teilchen, die sich mit hoher Geschwindigkeit unter seinen Füßen bewegten.
»Das sind Gravitonen «, flüsterte ihm die Fee zu. »Wegen ihnen kommen wir so schnell voran. Meister Zen-O kann sie kontrollieren. Atomisch, nicht?«
Niko nickte, versunken in die herrliche Landschaft, die sich um sie herum erstreckte. Der Garten lag in einem weiten Tal, das von gewaltigen Bergen eingefasst war. Schnee hatte die Gipfel weiß gefärbt. Der Gesang der Vögel wurde vom kraftvollen Rauschen eines nahe gelegenen Flusses untermalt. Eine friedliche Gelassenheit erstreckte sich über das Land.
Nach kurzer Zeit kamen sie an den Eingang eines Dorfes. Die Häuser darin waren nicht wie üblich rechteckig, sondern oval. Die Räume zwischen ihnen boten ausreichend Platz für herrliche Pflanzen und Blumen, die Niko nicht kannte. Das Dorf war lichtdurchflutet und behaglich. Von Weitem sahen sie Eldwen, der in aller Eile auf sie zukam. Als er sie sah, rief er ihnen zu:
»Ihr habt es geschafft! Die Spektren sind verschwunden.«
»Dank Meister Zen-O. Zum Glück bist du noch rechtzeitig zu ihm gelangt, um Bescheid zu geben«, antwortete Niko. »Er hat uns gerettet.«
»Aber Niko war atomisch! Er hat das Spektrum getunnelt!«, fügte Quiona enthusiastisch an.
Der Elf riss die Augen auf, als er Quionas Worte hörte.
»Wirklich? Das schien bislang völlig unmöglich zu sein. Aber jetzt sehe ich es: Du bist tatsächlich größer, mein Freund. Offenbar bist du gewachsen, als du das Spektrum durchdrungen hast.«
Unter Lachen fielen sich die drei in die Arme.
In dem Moment nahmen sie ein paar Feenmädchen unter Freudenschreien in Empfang und führten sie lärmend zur Hauptstraße.
Die Straße mündete in den Hauptplatz des Dorfes. Dort erwartete sie ein kurioses Szenarium: In der Mitte des Platzes stand ein kleines Theater mit einem Podium, auf dem fünf Personen saßen. Auf der einen Seite erkannte Niko den Direktor des QGD , neben ihm saß Kronos, der sympathische Uhrmacher für relative Zeitmessung.
Vor der Bühne boten ein paar Bänke den Zuschauern Platz, die sich für die Feierlichkeiten versammelt hatten.
»Heute ist der Tag deiner mündlichen Verteidigung«, sagte Zen-O.
»Was!? Heute?«, gab Quiona panisch zurück. »Das kann nicht sein! Ich habe nichts vorbereitet!«
Niko verstand kein Wort und so wandte er sich an den Elfen, der neben ihm stand und grinste.
»Wieso Verteidigung? Sie wird doch nicht angeklagt, oder?«
»Es geht um kein Gericht. Das ist der Ausschuss, der die Disputation, das wissenschaftliche Streitgespräch, zu ihrer Doktorarbeit durchführen wird.«
Jetzt fiel es ihm wieder ein: Quiona war ja dabei, als Quantenfee zu promovieren.
»Hey, dann ist ja heute dein großer Tag!«, ermutigte Niko sie. »Heute kannst du deine Quantenfeeflügel bekommen!«
Quiona allerdings war erschüttert – zum ersten Mal. Nicht einmal die Schwarzen Spektren hatten es geschafft, dass aus ihrem schönen Gesicht alle Farbe gewichen war.
»Jetzt beruhig dich doch. Du wirst das bestimmt perfekt machen, da bin ich ganz sicher«, bestärkte Niko sie. »Du bist die beste Fee aller Welten.«
Quiona sah ihren Freund an und dankte ihm. Dann stieg sie wenig überzeugt auf die Bühne.
Das Mitglied des Ausschusses, das in der Mitte saß, begann:
»Wir sind heute wegen der Disputation im Promotionsverfahren von Quiona als Quantenfee hier zusammengekommen. Die Promovierende möge das Wort ergreifen.«
Die Fee sah zu ihren Freunden in der ersten Reihe, die ihr ermutigend zulächelten.
»Die Menschen sind bereit, unsere Quantenwelt kennenzulernen. Momentan leben sie noch in der Vorstellung, das Universum sei nichts weiter als eine riesige Maschine. Sie glauben, sie seien ein unbedeutender Teil davon und würden – was auch immer sie täten – nichts verändern an der Welt, die sie umgibt. Wenn sie das weiterhin glauben, wird ihr Leben immer grauer werden. Die Kinder opfern ihre farbenfrohen Träume voller Magie, um das zu tun, was die Erwachsenen ›reif werden‹ nennen. Und so entfernen sie sich Tag für Tag immer weiter voneinander. Sie sind sich nicht bewusst darüber, dass sie alle
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