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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heimzukehren.«
    »Ah… Freilich, ganz verstehe ich nicht…«
    »Sie verstehen das moderne englische Mädchen nicht?«, unterbrach ihn Satterthwaite. »Ehrlich gestanden, manchmal verstehe ich es selber nicht. Eine junge Dame wie Miss Lytton Gore…«
    Jetzt fiel Hercule Poirot ihm ins Wort.
    »Pardon, Monsieur, Sie haben meine Worte falsch au f gefasst. Miss Lytton Gore verstehe ich sehr gut. Mädchen ihrer Art bin ich schon begegnet – vielen ihrer Art. Sie nennen den Typ modern, Monsieur; in Wirklichkeit aber ist er – wie soll ich sagen? – uralt.«
    Mr Satterthwaite war leicht verärgert. Er wähnte, dass er, und nur er allein, Egg verstünde. Dieser lächerliche Ausländer wusste nicht Bescheid über die junge englische Weiblichkeit…
    Von Neuem begann Poirot zu sprechen. Es war, als spräche er zu sich selbst, in träumerischem Brüten. »Die Kenntnis der menschlichen Natur… wie gefährlich kann sie sein!«
    »Wie nützlich«, verbesserte ihn Satterthwaite.
    »Vielleicht. Es kommt auf den Gesichtspunkt an.«
    »Nun…« Mr Satterthwaite zauderte, stand dann auf. Man merkte ihm die Enttäuschung an. Er hatte den K ö der ausgeworfen, und der Fisch hatte nicht angebissen, was die Unzulänglichkeit seiner eigenen Kenntnis der menschlichen Natur bewies. »Ich wünsche Ihnen weiter angenehme Ferien.«
    »Merci, Monsieur.«
    »Und hoffe, dass Sie mich bei Ihrer nächsten Anwese n heit in London besuchen werden.« Mr Satterthwaite zog eine Visitenkarte hervor. »Hier ist meine Adresse.«
    »Verbindlichsten Dank. Ich werde Ihrer Einladung mit Vergnügen Folge leisten.«
    »Also auf Wiedersehen!«
    »Auf Wiedersehen und gute Reise!«
    Mr Satterthwaite lief die Straße hinunter. Zwei Seku n den blickte ihm der kleine Belgier nach. Dann starrte er geradeaus, über die azurblaue Fläche des Mittelmeeres hinweg.
    So saß er wenigstens zehn Minuten. Das englische Kind erschien von Neuem. »Mama, ich habe mir das Meer a n gesehen. Was soll ich jetzt tun?«
    »Eine bewundernswürdige Frau«, sagte Hercule Poirot, aus seiner statuenhaften Unbeweglichkeit erwachend. Er erhob sich und schlenderte fort – in der Richtung, wo das Büro der Internationalen Schlafwagengesellschaft lag.

7
     
    S ir Charles und Mr Satterthwaite saßen in Colonel Joh n sons Arbeitszimmer.
    Der Colonel, ein rotbackiger Hüne mit einer Feldw e belstimme und einem gutmütigen Herzen, hatte Mr Satterthwaite mit aufrichtiger Freude b e grüßt und strahlte, dass es ihm beschieden war, die Bekanntschaft des b e rühmten Charles Cartwright zu machen.
    »Meine Frau ist eine leidenschaftliche Theatergängerin und eine ebenso leidenschaftliche Bewunderin Ihrer Kunst«, versicherte er. »Auch ich liebe ein gutes Theate r stück. Eine gute, saubere Sache, verstehen Sie? Den Dreck, den sie heute aufführen – pfui!«
    Cartwright, der sich in dieser Hinsicht nichts vorzuwe r fen und nie gewagte Stücke bevorzugt hatte, antwortete mit allem ihm zur Verfügung stehenden Charme. Als dann der eigentliche Zweck ihres Besuches erwähnt wu r de, beeilte sich Colonel Johnson, ihnen zu erzählen, was er wusste.
    »Er war ein Freund von Ihnen? – Da begreife ich, dass Ihnen sein Tod so nahe geht. In der ganzen hiesigen G e gend erfreute sich Sir Bartholomew großer Beliebtheit. Auch sein Sanatorium wird überall gerühmt, und obwohl er in seinem Beruf so erfolgreich war, blieb er besche i den, freundlich und aufopfernd. Alles hätte ich erwartet, nur nicht, dass ein beliebter Mann durch Mord enden würde – und nach Mord sieht die Geschichte aus. Nichts, das auf Selbstmord hinweist, und ebenso wenig scheint ein Unglücksfall infrage zu kommen.«
    »Satterthwaite und ich sind gerade vom Festland z u rückgekehrt«, erläuterte Charles Cartwright, »und haben nur einige kurze Zeitungsnotizen gelesen. Infolgedessen sind wir nicht genau orientiert.«
    »Nun, ich denke, der Butler hat Sir Bartholomew auf dem Gewissen. Er bekleidete seinen Posten erst seit vie r zehn Tagen, und unmittelbar nach dem Verbrechen ve r schwand er – als habe er sich in Luft aufgelöst. Das sieht verflixt verdächtig aus, wie?«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
    Colonel Johnsons rotes Gesicht wurde noch röter.
    »Fahrlässigkeit unsererseits, denken Sie, he? Ich gebe zu, dass es diesen Eindruck macht. Natürlich stand der Bursche unter Beobachtung, genau wie alle anderen auch. Er beantwortete unsere Fragen ganz zufrieden stellend, nannte auch die Londoner

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