Nikotin
nes Robin verursacht hatte. Von Mrs Babbingtons and e ren Kindern lebte Edward in Ceylon, Lloyd in Südafrika, und Stephen fuhr als Dritter Offizier auf der »A n golia«. Sie schrieben häufig und liebevoll, aber sie konnten ihrer Mutter weder ein Zuhause bieten, noch ihr Gesel l schaft leisten.
Margaret Babbington war sehr einsam.
Allerdings nahm sie sich nicht die Zeit, darüber nac h zudenken. Nach wie vor betätigte sie sich auf dem Gebiet der Wohlfahrt, besuchte Wöchnerinnen, trat an Kra n kenbetten, wofür der Nachfolger ihres Gatten, ein Jun g geselle, ihr sehr dankbar war. Außerdem gab ihr das wi n zige Vorgärtchen Arbeit, denn Blumen bildeten einen Teil ihres Lebens.
Eines Nachmittags, als sie gerade fleißig Unkraut jätete, hörte sie das Schloss der Gartenpforte aufschnappen und sah Sir Charles Cartwright und Egg Lytton Gore eintr e ten.
Es überraschte Mrs Babbington nicht, Egg zu sehen. Sie wusste, dass das junge Mädchen und seine Mutter bald zurückerwartet wurden. Wohl aber staunte sie über Cartwrights Anwesenheit. Hatte es nicht geheißen, er beabsichtige, die Gegend ganz zu verlassen? Die Zeitu n gen tischten ihren Lesern Abschnitte aus ausländischen Blättern auf, die über Cartwrights Tun und Treiben an der Riviera berichteten. Weithin sichtbar leuchtete im Garten vom »Krähennest« ein weißes Schild ›zu verkaufen‹. Niemand rechnete mit Sir Charles’ Rückkehr, und trot z dem war er zurückgekehrt!
Mrs Babbington strich sich mit dem Handrücken das wirre Haar aus der Stirn und betrachtete dann besorgt ihre schmutzigen Finger.
»Sie werden verstehen, dass ich Ihnen nicht die Hand zum Willkommen reiche«, lächelte sie. »Ich müsste Han d schuhe im Garten tragen. Bisweilen ziehe ich sie anfän g lich auch brav über, aber über kurz oder lang fliegen sie doch beiseite. Mit bloßen Händen lassen sich Blättchen, Würzelchen und überhaupt alles viel besser fühlen.«
Sie führte ihre Gäste ins Haus. In dem winzigen Woh n zimmerchen standen Fotografien des verstorbenen Ga t ten und der Söhne und mehrere Vasen voll Chrysanth e men.
»Das hätte ich nicht gedacht, dass ich Sie hier wieders e hen würde, Sir Charles. Wollten Sie Ihr schönes ›Krähe n nest‹ nicht aufgeben?«
»Ja, die Absicht hatte ich«, gestand Sir Charles freim ü tig. »Doch manchmal ist unser Geschick stärker als wir, Mrs Babbington.«
Die Pfarrersfrau erwiderte nichts darauf, sondern wan d te sich an Egg. Aber das junge Mädchen kam ihr zuvor.
»Liebe Mrs Babbington, dies ist kein regelrechter B e such. Sir Charles und ich haben Ihnen etwas sehr Ernstes zu sagen. Nur… nur möchte ich Sie nicht gern in Aufr e gung versetzen.«
Mrs Babbingtons Blick streifte von dem jungen Mä d chen zu Cartwright hinüber. Ihr Gesicht war blass g e worden.
»Vor allem sagen Sie mir bitte, ob Sie irgendeine Mitte i lung vom Innenministerium erhalten haben«, mischte sich dieser ein.
»Meinen Sie die Anordnung zur Ausgrabung der Leiche meines Mannes?«
»Ja. Es muss sehr schmerzhaft für Sie sein, Mrs Ba b bington.«
»Ich leide nicht so sehr darunter, wie Sie denken, Sir Charles. Nicht auf die sterbliche Hülle kommt es an. Mein lieber Mann ruht irgendwo… in Frieden; seine R u he kann durch nichts gestört werden. Nein, nicht die a n geordnete Ausgrabung ist das Schreckliche; vielmehr die Vorstellung, dass Stephen nicht eines natürlichen Todes gestorben sein könnte. Es erscheint so unmöglich, so unfassbar.«
»Das begreife ich. Auch mir erschien es so – zuerst.«
»Wie soll ich das verstehen, Sir Charles?«
»Der Argwohn schoss mir an jenem unglückseligen A bend gleich durch den Kopf, Mrs Babbington. Doch g e nau wie Ihnen erschien es mir so unmöglich, dass ich ihn beiseiteschob.«
»Ich auch«, warf Egg ein.
»Sie auch?« Mrs Babbington sah sie bestürzt an. »Kind, Sie haben gedacht, jemand könnte Stephen getötet h a ben?«
Sir Charles und seine junge Begleiterin fühlten sich a n gesichts dieser Ungläubigkeit sehr unbehaglich. Wie ging man wohl am schonendsten vor…? Schließlich nahm Cartwright den Faden der Unterhaltung wieder auf.
»Wie Sie wissen, Mrs Babbington, fuhr ich nach dem Kontinent, nach Frankreich. Und dort las ich die Tode s nachricht von meinem Freund Bartholomew Strange, der fast unter denselben Umständen starb. Gleichzeitig e r hielt ich einen Brief von Miss Lytton Gore.«
»Ja, Mrs Babbington, es war genau das Gleiche«, best ä tigte das junge Mädchen. »Er trank
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