Nikotin
Bartholomew?« Sie nahm Cartwright Papier und Bleistift fort. »Die Da c res. Ferner jener verwelkte Kohlkopf – Miss Mills oder Wills. Dann Miss Sutcliffe.«
»Angela dürfen Sie mit gutem Gewissen auslassen«, e r klärte der Schauspieler. »Ich kenne sie seit Jahren.«
»Auslassen?« Eggs Augen musterten ihn kriegslustig. »Leute auslassen, weil wir sie kennen? Nein, das gibt es nicht! Wir werden mit aller Strenge zu Werke gehen. A u ßerdem weiß ich sehr wenig über Angela Sutcliffe. Für mich kommt sie genauso gut infrage wie sonst irgendj e mand – mehr noch sogar. Alle Schauspielerinnen haben eine Vergangenheit. Und deshalb bin ich ihr gegenüber doppelt misstrauisch.«
Herausfordernd warf sie den Kopf zurück, und in Sir Charles’ Augen glomm ein Funke auf.
»In diesem Fall können wir auch Oliver Manders nicht übergehen.«
»Oliver Manders? Wie absurd! Er hatte Mr Babbington ja vor Ihrem Dinner schon unzählige Male getroffen.«
»Er war bei beiden Gelegenheiten anwesend, und sein Erscheinen bei der zweiten Gelegenheit gibt wirklich Anlass zu Befremden – um es gelinde auszudrücken.«
»So?« Egg strichelte eine sinnlose Zeichnung auf das Papier. »Dann muss ich selbstverständlich auch Mutter und mich selbst auf die Liste setzen«, sagte sie, plötzlich aufblickend. »Das macht also sechs Verdächtige.«
»Nein, so meinte ich…«
»Entweder machen wir es richtig oder lassen überhaupt die Finger davon«, unterbrach sie ihn unwirsch, sodass Mr Satterthwaite vermittelnd eingriff, indem er etwas zu trinken anbot.
Sir Charles schlenderte in eine entfernte Ecke, wo er den Kopf einer Negerskulptur bewunderte; Egg Lytton Gore aber trat dicht an den Hausherrn heran und schob ihre Hand unter seinen Arm.
»Dumm von mir, dass ich mein Temperament nicht z ü gelte«, murmelte sie. »Gewiss, ich bin dumm – aber we s halb jene Frau auslassen? Weshalb setzt er sich so für sie ein? Oh, warum zum Teufel bin ich so grässlich eife r süchtig?«
Mr Satterthwaite lächelte und tätschelte väterlich ihre Hand. »Eifersucht führt niemals zu etwas Gutem, mein Kind«, sagte er. »Fühlen Sie eine eifersüchtige Regung, so zeigen Sie es nicht. Glaubten Sie übrigens wirklich, dass die Polizei den jungen Manders verdächtigt?«
Egg schnitt eine Grimasse – eine lustig-kindliche Gr i masse.
»Nein«, gestand sie ehrlich. »Ich stellte es so dar, um ihn« – sie wandte den Kopf nach Sir Charles, der noch immer mürrisch das Negerkunstwerk betrachtete – »nicht zu alarmieren; er sollte nicht das Gefühl haben, dass ich ihm nachstellte. Andererseits wollte ich auch nicht, dass er auf den Gedanken kam, ich hätte ein ernstliches Int e resse an Oliver. Oh, mein Gott, wie schwierig ist doch das Ganze! Jetzt hat er wieder seine Haltung: ›Gott segne dich, mein Kind!‹ angenommen. Und das passt mir am allerwenigsten!«
»Haben Sie Geduld«, riet Satterthwaite. »Am Ende wird alles gut.«
»Ich bin nicht geduldig; ich möchte alles immer sofort haben – oder noch schneller!«
Mr Satterthwaite lachte, und sein Lachen lockte auch Cartwright herbei.
Als sie dann vor ihren Gläsern saßen, legten sie sich e i nen Feldzugsplan zurecht. Sir Charles sollte nach dem »Krähennest« zurückkehren, für das sich noch kein Lie b haber gefunden hatte, und auch Egg und ihre Mutter würden früher heimfahren als ursprünglich beabsichtigt. Mrs Babbington wohnte noch in Loomouth. Bei ihr wol l ten sie alle erdenklichen Auskünfte einholen und dann die weiteren Schritte unternehmen.
»Wir werden Erfolg haben«, sagte Egg. »Ich fühle es.«
Sie lehnte sich zu Charles Cartwright hinüber; ihre A u gen glühten.
»Trinken Sie auf unseren Erfolg«, sagte sie, mit ihrem Glas das seine berührend.
Er blickte sie an, und langsam, ganz langsam führte er das Glas an seine Lippen.
»Auf den Erfolg… und auf die Zukunft!«, sagte er.
13
M rs Babbington war in ein kleines Fischerhä u schen unweit des Hafens gezogen. Sie erwart e te in sechs Monaten ihre Schwester aus Japan und erst nach deren Rückkehr wollte sie sich über ihr weiteres Leben schlüssig werden. Zufällig stand das F i scherhäuschen gerade leer, und sie mietete es für ein ha l bes Jahr, noch zu betäubt von dem plötzlichen Verlust, um sich weiter von Loomouth zu entfernen. Stephen Babbington hatte siebzehn Jahre als Seelsorger in Lo o mouth gewirkt – alles in allem siebzehn glückliche, frie d liche Jahre, trotz des Kummers, den der Tod ihres So h
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