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Nikotin

Nikotin

Titel: Nikotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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obwohl er ihnen fraglos nicht übermäßig g e fiel. Oliver war nicht sehr beliebt. Er prahlte zu viel mit dem Geld, das er besäße, den Süßigkeiten, die er von der Großmama am Schluss der Ferien mitbekäme, und all den Herrlichkeiten, die ihn in London erwarteten. Kn a ben benehmen sich gegen so einen Prahlhans recht u n barmherzig.«
    »Gewiss. Aber später, als er herangewachsen war?«
    »Ich glaube nicht, dass sich die Wege von Oliver und den Babbingtons dann noch oft gekreuzt haben. Einmal – vor etwa zwei Jahren – benahm sich Oliver in meinem Hause sehr ausfällig gegen den Seelsorger.«
    »Inwiefern?«
    »Der junge Manders griff in höchst ungezogener Weise das Christentum an, während Mr Babbington immer hö f lich und geduldig blieb. Das schien Oliver erst recht zu reizen. ›Ihr frommen Leute rümpft sämtlich die Nase, weil mein Vater und meine Mutter nicht verheiratet w a ren!‹, rief er giftig. ›Wahrscheinlich nennt ihr mich das Kind der Sünde. Nun, ich bewundere die Menschen, die den Mut der Überzeugung haben und sich nicht darum scheren, was eine Schar Heuchler und Pfaffen denkt.‹ Als Mr Babbington nichts entgegnete, fuhr Oliver fort: ›S e hen Sie, jetzt hüllen Sie sich in Stillschweigen! Oh, Relig i on und Aberglauben sind an dem Wirrwarr schuld, in dem sich die ganze Welt befindet. Ich möchte sämtliche Kirchen mit einer Armbewegung hinwegfegen!‹ Mr Ba b bington lächelte. ›Und die Geistlichen auch, nicht wahr?‹ Ich denke, dass dieses Lächeln Oliver ärgerte; er fühlte wohl, dass man ihn nicht ernst nahm. ›Alles, was die Ki r che vertritt, hasse ich‹, rief er, ›Selbstgefälligkeit, Sorgl o sigkeit, Scheinheiligkeit. Fort mit der ganzen heuchler i schen Klasse, sage ich.‹ Und Pfarrer Babbington erwide r te noch immer lächelnd: ›Mein lieber Junge, wenn Sie auch alle Kirchen, die je gebaut oder geplant worden sind, hinwegfegen würden, so hätten Sie doch noch immer mit Gott zu rechnen.‹«
    »Und was sagte der junge Manders dazu?«
    »Er schien ein wenig die Fassung zu verlieren, fing sich aber bald auf und griff dann auf seine gewöhnliche, ve r ächtliche, blasierte Art zurück. ›Ich fürchte, Mr Babbin g ton, was ich sagte, war unschicklich und außerdem für Ihre Generation unverständlich.‹«
    »Sie mögen den jungen Manders nicht, Lady Mary? Es wäre Ihnen nicht lieb, wenn er Egg heiratete?«
    »Nein, nein.«
    »Weshalb eigentlich nicht?«
    »Weil… weil… er nicht liebenswürdig ist, und weil…«
    »Bitte weiter.«
    »Weil in seinem Wesen etwas liegt, das ich nicht verst e he. Etwas Kaltes, Mr Satterthwaite.«
    »Hm.« Die Blicke des kleinen Herrn ruhten nachden k lich auf dem feinen, verblühten Frauenantlitz. »Wie beu r teilte ihn Sir Bartholomew?«, fragte er nach einer Weile.
    »Er sagte einmal, der junge Manders sei eine interessa n te Studie und erinnere ihn an einen Fall, den er gerade in seinem Sanatorium behandle. Darauf warf ich ein, dass Oliver doch sehr kräftig und gesund aussähe. Ja, mit se i ner Gesundheit hapert’s nicht, aber er reitet einem Sturz entgegen), antwortete er mir. Nicht wahr, Sir Barthol o mew war ein tüchtiger Nervenarzt?«
    »Ja. Auch seine Kollegen anerkannten neidlos seine F ä higkeiten.«
    »Mir war er sehr sympathisch.«
    »Hat er je eine Bemerkung über Mr Babbingtons Tod fallen lassen?«
    »Nein. Wenigstens nicht in meiner Gegenwart.«
    »Ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen, Lady Mary, obwohl ich weiß, dass die Beantwortung für Sie, die Sie Sir Bartholomew nur oberflächlich kannten, nicht leicht ist. Meinen Sie, es habe etwas auf seinem Gemüt g e lastet?«
    »Nein, bestimmt nicht. Ich fand ihn an jenem Tag in der Abtei sogar sehr gut aufgelegt. Manchmal zuckte ein verstecktes Schmunzeln um seinen Mund, und bei Tisch sagte er zu mir, dass er uns im Lauf des Abends mit einer großen Überraschung aufwarten werde.«
    Über diese letzte Bemerkung von Lady Mary grübelte Satterthwaite auf dem Heimweg unentwegt nach.
    Was war das für eine Überraschung gewesen, die Sir Bartholomew für seine Gäste in Bereitschaft gehalten hatte?
    Eine lustige, wie er vorgab? Oder verbarg er hinter se i ner heiteren Art ein ernstes, schicksalsschweres Vorh a ben?

15
     
    » N un, sind wir vorangekommen?«, sagte Sir Charles.
    Sie hielten Kriegsrat. Charles Cartwright, Mr Satterthwaite und Egg Lytton Gore saßen in dem kaj ü tenähnlichen Zimmer. Ein Feuer kni s terte im Kamin, und außerdem heulte draußen der

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