Nimm doch einfach mich
Zigarette angezündet hatte, reichte sie das Päckchen an Genevieve weiter und hielt verstohlen nach ihrem Freund Ausschau. J.P. Cashman konnte es nicht leiden, wenn sie rauchte, und sie wollte so kurz nach ihrer Versöhnung keinen Stress mit ihm. »Ich bin heute Nachmittag schon mit J.P. verabredet.«
»Aber davon hätte er doch auch was!«, mischte Jiffy sich altklug ein. Sie hatte zwar keine eigenen Erfahrungen mit Jungs, hielt sich aber, weil ihre Schwester schon dreimal verheiratet gewesen war, für eine Expertin in Beziehungsfragen.
»Hallo? Das ist ja wohl eine total männerfixierte Einstellung. Wenn, dann tut man es für sich selbst und nicht für irgendeinen Typen«, sagte Genevieve und blies Jiffy Rauch ins Gesicht. Jack wusste, dass sie kürzlich angefangen hatte, Simone de Beauvoir zu lesen, um eine Rolle in dem Sartre-Biopic zu bekommen, bei dem ihr Vater Regie führen würde. Anscheinend begann die Weltanschauung der französischen Feministin allmählich auf sie abzufärben. Nicht mehr lange und sie würde sich die Brustwarzen piercen und sich mit dieser schrägen potenziellen Lesbe Sydney anfreunden. Jack rümpfte die Nase. Gott, was war sie froh, dass sie einen Freund hatte.
»Was ist falsch daran, auf Männer fixiert zu sein?«, konterte Jiffy und pustete sich ihren herausgewachsenen Pony aus den Augen. Sie drehte sich zu Jack um. »Komm doch bitte mit, ja?«, bettelte sie. »Wir kriegen dich ja kaum noch zu Gesicht, seit du wieder mit J.P. zusammen bist!«
»Ich kann wirklich nicht. Außerdem ist ein Waxing nicht gerade gruppentauglich«, antwortete Jack gelangweilt, obwohl es gar keine so schlechte Idee war, sich im Elizabeth Arden Red Door Salon mal wieder einen Termin geben zu lassen – allein. Es lief nämlich tatsächlich ziemlich gut zwischen J.P. und ihr. Vielleicht war es langsam an der Zeit, sich so richtig nahezukommen. Jack drehte sich auf dem Absatz um und ging Richtung Fifth Avenue.
Und genau wie sie erwartet hatte, folgten ihr die anderen Mädchen wie Küken ihrer Entenmutter.
»Das Problem ist, dass Typen nicht wirklich auf männerfixierte Mädchen stehen. Die wollen Mädchen, denen sie scheißegal sind«, erklärte Genevieve und stieß wütend Zigarettenrauch aus. Sarah Jane nickte nachdenklich.
»Solche wie Baby Carlyle wahrscheinlich …«, überlegte Jiffy laut, während sie neben Jack herjoggte, um mit ihr Schritt halten zu können.
Jack blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie finster an. Wie konnte Jiffy es wagen, in ihrem Beisein diese verfluchte Baby Carlyle zu erwähnen? Baby war kurz mit
J.P. zusammen gewesen und dann nach Spanien oder in die Schweiz oder sonst wohin abgehauen, Genaueres wusste Jack nicht. Aber sie hatte nichts dagegen, dass Baby weg war. Im Gegenteil.
»Oh, tut mir leid, Jack!«, rief Jiffy, als sie Jacks Gesichtsausdruck sah. »Ich hab mich nur gerade gefragt, wo sie ist. Man verschwindet doch schließlich nicht einfach so, oder?«
»Ich hab gehört, dass sie eine Geschlechtsumwandlung machen lässt.« Genevieve zuckte mit den Schultern. »Aber wen interessiert schon, was diese Hippietussi macht? Die Hauptsache ist doch, dass Jack und J.P. wieder zusammen sind.«
Jack lächelte Genevieve dankbar an. Endlich kapierte mal jemand, worum es wirklich ging. Die anderen Mädchen unterhielten sich weiter, aber Jack blendete ihre Stimmen aus und ging ein paar Schritte vor ihnen her. Es gab Wichtigeres und vor allem auch Spannenderes, worüber sie nachdenken musste, als ausgerechnet Baby Carlyle – zum Beispiel das morgige Tagesprogramm. Nach einem ausgiebigen Termin bei Elizabeth Arden könnte sie zu J.P. nach Hause gehen, sich wie zufällig, aber verführerisch auf seinem Bett räkeln und …
»Hey, Ladys!«, rief J.P. von der anderen Straßenseite und riss sie aus ihren nicht ganz jugendfreien Fantasien. Hastig ließ sie ihre Merit fallen, die gefährlich nah neben Genevieves schwarzen Tory-Burch-Ballerinas landete, und klimperte ihm mit Dior-Black-Out-getuschten Wimpern unschuldig entgegen.
»Hey, mein Held!« Sie schlang die Arme um ihn, nachdem er die Straße überquert hatte, und registrierte genüsslich die neidischen Blicke ihrer Freundinnen. Er trug ein perfekt gebügeltes blaues Hemd und eine furchtbar peinliche Riverside-Prep-Baseballkappe, die kein bisschen zu seinen braunen Haaren passte.
»Hier, für dich, Prinzessin.« J.P. drückte ihr lächelnd einen dampfenden extragroßen Latte von Starbucks in die Hand. »Kann ich den Damen
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