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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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sackte.
    »Du musst los«, sagte Sydney, als hätte sie Babys Stimmungsumschwung bemerkt, und winkte ein Taxi heran. »Ruf mich an, wenn du fertig bist. Ich kann es kaum erwarten, die Tattoonadel in der Haut zu spüren!«
    Baby lächelte und öffnete die Tür des Wagens. Vielleicht würde sie sich wirklich einen Fisch stechen lassen. Die Schmerzen könnten durchaus eine kathartische Erfahrung sein.
    Hm, dafür bräuchte es dann aber schon einen Wal, kein kleines Fischlein …

b wird eins mit der natur
    Baby kletterte auf die rissige schwarze Kunstlederrückbank des Taxis und merkte erst in dem Moment, in dem der Wagen quietschend anfuhr, dass sie immer noch Averys Sandwich in der Hand hielt.
    »Wohin soll's gehen?« Der Fahrer, der ekelhaft fettige Haare hatte, steckte den Kopf durch die Öffnung der Plexiglastrennwand und schaute so böse, als wollte er Baby ordentlich anpfeifen, weil sie im Taxi aß, entschied sich dann aber dagegen, als er ihre Constance-Schul uniform sah. »Schwänzt wohl die Schule, was?«, fragte er grinsend.
    Baby zog die zerknitterte Zeitungsanzeige aus ihrer limet tengrünen Kuriertasche von Brooklyn Industries und glättete sie auf ihrem Schenkel. »In die Jane Street Nummer acht.« Sie ignorierte die Tatsache, dass der Taxifahrer ihr im Rückspiegel zuzwinkerte, ließ sich ins Polster sinken und schaute auf den winzigen Fernsehbildschirm des Taxis, auf dem eine idiotische Sendung über die Wunder New Yorks lief. Der Beitrag wurde von einer weißhaarigen Frau mit britischem Akzent moderiert, die sich schwärmerisch über die idyllischen New Yorker Dach gärten ausließ. Baby schaltete den Ton auf lautlos und las sich noch einmal die Anzeige durch. »Ophelia Ravenfeather, Heilerin« stand dort in geschwungener lila Schrift, und statt eines Fotos war die abstrakte Darstellung eines friedlichen Teichs abgebildet, in dem lächelnde Goldfische herumschwammen.
    Sie blickte aus dem Fenster. Die prächtigen Gebäude auf der Fifth Avenue wurden in Midtown von überwältigenden Wolkenkratzern abgelöst und schließlich im West Village von hübschen Brownstones. Dafür dass es erst früher Nachmittag war, waren die Gehwege erstaunlich belebt. Ganze Heerscharen von Menschen genossen den sonnigen Herbsttag.
    Ihr Herz begann schneller zu klopfen, als das Taxi in die Jane Street einbog – eine gewundene Kopfsteinpflasterstraße, die man eher in Barcelona als in Manhattan vermutet hätte. Wehmütig dachte sie an Spanien zurück. Vielleicht hätte sie einfach dort bleiben sollen. Die Spanier waren viel offener und netter als die Menschen hier. Sie könnte tagsüber in einem Café im Tausch gegen Essen und Getränke Englisch unterrichten und nachts würde sie einfach am Strand schlafen. Es wäre herrlich.
    Klar, bis sie sich nach zwei Wochen zu Tode langweilen und in den nächsten Flieger nach Marokko springen würde.
    »Da wären wir!« Der Taxifahrer hielt vor einem unscheinbaren vierstöckigen Sandsteingebäude.
    »Danke!« Baby zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus ihrem aus Gewebeklebeband gebastelten Portemonnaie – ein Geschenk ihres Kiffer-Ex-Freunds aus Nantucket, das im Gegensatz zu ihrer Beziehung unkaputtbar war. »Stimmt so«, fügte sie hinzu.
    Sie betete, dass ihre Entscheidung, hierherzukommen, richtig gewesen war, während sie die abgetretenen Stufen hinauflief und die Klingel des Apartments mit der Nummer zweiundzwanzig drückte. Nichts tat sich. Sie klingelte noch mal.
    »Ich komme runter«, tönte es laut und hektisch aus dem Lautsprecher. Auf dem Gehweg standen zwei gepflegte Männer in Anzügen mit winzigen Pudeln, die neugierig zu ihr rüberschauten. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«, befahl die Stimme.
    »Okay!«, rief Baby in die Gegensprechanlage und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Das Haus lag nur einen Block vom Hudson River Park entfernt und sie konnte in der Ferne das gräulich blaue Wasser des Flusses glitzern sehen. Sie atmete tief ein. Der Anblick von Wasser hatte immer eine beruhigende Wirkung auf sie.
    Plötzlich legte sich von hinten eine schwere Hand auf ihre Schulter.
    Sie zuckte erschrocken zusammen, fuhr herum und rechnete damit, ein blitzendes Messer vor dem Gesicht zu sehen oder in die Mündung einer Pistole zu schauen … stattdessen stand sie einer grauhaarigen Frau gegenüber, die eine Yogahose und eine rote Fleecejacke von North Face trug und ihr gerade mal bis zum Kinn reichte.
    Was ja fast genauso schlimm ist – der Anblick einer Fleecejacke kann

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