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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Feinschmecker-Picknick von Dean&Deluca gönnte. »Hier ist die Energie gut. Wir beginnen mit dem abwärtsgerichteten Hund.« Sie begab sich augenblicklich in den Vierfüßlerstand und reckte den Hintern in die Luft.
    »Ähm, ich dachte, wir würden reden«, sagte Baby. Dass Ophelia mit so einer Joga-Übung anfing, fand selbst sie ein bisschen extrem. Was sollte das hier werden?
    Happy-Hippie-Heilung?
    »Um zu heilen, bedarf es nicht zu reden«, sagte Ophelia orakelhaft und rappelte sich mit hochrotem Gesicht vom Boden auf. »So. Du bist dran.« Sie wies Baby an, ihrem Beispiel zu folgen. Baby zog vorsichtshalber ihren Schulrock tiefer und platzierte dann beide Hände vor sich auf dem Boden.
    »Hmm.« Ophelia musterte sie kritisch. »Ich glaube, wir müssen woandershin. Deine Energie verträgt sich nicht mit diesem Ort. Sie richtet sich gegen mich.« Sie rieb sich nachdenklich über ihr fliehendes Kinn, auf dem ein Muttermal prangte, aus dem kurze borstige Haare wuchsen. »Ich sag dir, wie wir's machen, Baby.« Ophelia legte ihre knorrige Hand auf ihre Schulter. »Du suchst jetzt mit geschlossenen Augen einen Ort, der sich für dich richtig anfühlt.«
    Baby machte die Augen zu und ging los. Sie kam sich vor, als wäre sie in einer Waldorfkindergartengruppe gelandet. Nach ein paar Metern blieb sie stehen und atmete tief ein. Sie spürte die Wärme der Sonne durch ihr dünnes weißes Tanktop und konnte in der Ferne den Duft von verbranntem Laub riechen. Vielleicht musste sie sich nur auf Ophelias Methode einlassen. Vorsichtig tastete sie sich ein paar Schritte weiter, als sie plötzlich etwas schlittern hörte, gefolgt von einem lauten Krachen.
    »He! Pass doch auf, wo du hinläufst, dämliche Kuh!«
    Erschrocken riss sie die Augen auf. Vor ihr auf dem Fahrradweg lag ein Mann in einer neongelben Radlerhose und einem hautengen schwarzen Trikot unter einem leuchtend roten Rennrad. »Ich hätte dich verflucht noch mal fast umgenietet! Was zur Hölle machst du da?«, schrie er und rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
    Okay, diese Stelle kann sie schon mal von der Liste der Orte mit positiver Energie streichen.
    »Tut mir schrecklich leid!« Baby hob die Ray Ban, die der Mann bei seinem Sturz verloren hatte, vom Boden auf. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
    »Zuerst hilfst du dir selbst!«, befahl Ophelia und zog Baby davon.
    »Tut mir echt leid!«, rief Baby dem fassungslosen Radfahrer noch einmal zu.
    »Das war gerade sehr aufschlussreich. Du hast dich offensichtlich von ihm angezogen gefühlt. Ist dir bewusst, was da gerade passiert ist?«
    »Hallo? Ich bin mit geschlossenen Augen durch die Gegend gelatscht, das ist passiert!« Baby verlor einen Moment lang die Beherrschung.
    »Nein, du bist deinem Herzen gefolgt. Und dein Herz hat dich den Pfad dieses Mannes kreuzen lassen.« Ophelia nickte weise. »Du musst dich endlich auf dich selbst einlassen und aufhören, dem anderen Geschlecht hinterherzulaufen.«
    Baby erstarrte und ihr rieselte trotz des sonnigen Wetters ein kalter Schauer über den Rücken. Das war genau die gleiche Schlussfolgerung, die Dr. Janus auch schon gezogen hatte – nur eine Spur esoterischer ausgedrückt: Sie war zu sehr auf Jungs fixiert.
    »Und was kann ich dagegen tun?«, fragte sie und suchte in Ophelias trübbraunen Augen nach einer Antwort.
    »Als Erstes müssen wir ein paar passende Rituale für dich schaffen. Gesänge, ätherische Öle, Handauflegungen, die dich von ungesunden inneren Säften reinigen und dergleichen. Wir müssen dir beibringen, dass du dich auf dich selbst verlassen kannst. Ich schlage vor, wir fangen gleich damit an!« Ophelia rieb sich freudig erregt die Hände. »Ich suche uns einen sicheren Heilungsort«, bot sie zuvorkommend an.
    Sie führte Baby zu einem Abhang am Ufer, der weit genug vom Radweg entfernt war. Im Gras spielten ein paar kleine Jungs, deren Kindermädchen auf einer Parkbank saßen und sich angeregt unterhielten.
    »Gut, schließe die Augen und denke dir ein Wort aus«, sagte Ophelia. Sie musterte Baby kritisch und verzog dann den Mund, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. »Ich habe das Gefühl, dass du noch nicht bereit bist, mit geschlossenen Augen zu arbeiten. Lass sie also offen, aber halte den Blick zu Boden gerichtet, konzentriere dich auf einen einzelnen Grashalm und denke dir ein Wort aus.«
    Baby senkte pflichtbewusst den Kopf, aber die einzigen Wörter, die ihr durch den Kopf spukten, waren perzeptiv und fungibel . Sie kam sich

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