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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gekommen war. Am liebsten wäre es ihr gewesen, er hätte Genevieve, Sarah Jane und Jiffy zum Gassigehen mitgenommen.
    Ach ja? Und am besten den kleinen Hund noch irgendwo unterwegs ausgesetzt?

straße der träume
    »Da ist sie! Ich seh sie!« Die Stimme einer kichernden Zehntklässlerin wehte am Montagmittag durch die Tür in Mr Beckhams abgedunkeltes Klassenzimmer. Avery schaute genervt zu dem kleinen Fenster in der Tür. Es war bereits das vierte Mal, dass die Stunde vom Gackern irgendwelcher Unterstufenhühner gestört wurde, die unbedingt einen Blick auf Jack Laurent erhaschen wollten, als wäre sie eine echte Berühmtheit und nicht bloß irgendeine Mitschülerin, die zufällig auf dem Werbeplakat einer dämlichen Immobilienwerbekampagne zu sehen war.
    Avery warf Mr Beckham einen hoffnungsvollen Blick zu – vielleicht würde er die Nervensägen ja von der Tür wegjagen. Aber seine Augen waren hochkonzentriert auf die Leinwand geheftet. Eigentlich sollten sie sich alle »Die Träumer« anschauen, einen ziemlich versauten Film des italienischen Regisseurs Bertolucci über ein Geschwisterpaar und dessen gemeinsamem Freund, die es im Paris der Sechzigerjahre praktisch überall miteinander trieben.
    Aber Jack Laurent und ihre miststückigen Freundinnen taten noch nicht einmal so, als würden sie sich den Film anschauen, sondern steckten kichernd die Köpfe über der aktuellen Ausgabe der New York Post zusammen, in der ein Foto von Jack war. Es war einfach unfair.
    Jacks sommersprossiges Gesicht war heute Morgen auf sämtlichen Promi-Websites im Netz und in allen Zeitungen zu sehen gewesen, und jeder wollte nur noch über das blöde Werbeposter reden – das, dem Himmel sei Dank, nur in Downtown zu sehen war. Aber selbst das winzige Schwarz-Weiß-Foto, das in der Klatschspalte der Post veröffentlicht wurde, war noch zu viel. Jack sah aus wie ein verdammtes Supermodel . Und das wusste sie auch.
    Als es endlich gongte, rauschte Jack an Averys Tisch vorbei und stieß ihn dabei wie aus Versehen an, sodass Averys leere Evian-Flasche zu Boden kullerte.
    »Oops. Tut mir leid«, sagte Jack in einem Ton, der deutlich machte, dass es ihr ganz und gar nicht leidtat. »Wir sehen uns ja gleich noch …«, fügte sie hinzu und ließ es wie eine Drohung klingen. Avery starrte unglücklich auf die leere Wasserflasche am Boden. Vor ihren Mitschülerinnen tat Jack zwar so, als könnte sie kein Wässerchen trüben, aber sie hielt ganz offensichtlich weiter an ihrem Plan fest, Avery das Leben auf jede nur erdenkliche Weise zur Hölle zu machen. Der Rest der Klasse strömte in Jacks Windschatten aus dem Raum.
    Avery packte ihre Sachen zusammen und schaute sich im leeren Klassenzimmer um. Das Letzte, worauf sie jetzt Lust hatte, war eine Begegnung mit Jack und ihrem Gefolge in der Cafeteria. »Kann ich Ihnen vielleicht noch bei irgendetwas behilflich sein, Sir?«, fragte sie Mr Beckham.
    »Mmpf«, grunzte der nur und setzte seine vergeblichen Bemühungen fort, die DVD aus dem Player zu nesteln. Aber wie die meisten Lehrer über fünfunddreißig hatte er von technischen Geräten keine Ahnung.
    »Sir?«, drängte Avery. Sie fasste es nicht, dass Mr Beckham sie tatsächlich ignorierte. Dabei hätte er froh sein sollen, schließlich konnte sie sich weitaus Besseres vorstel len, als die Mittagspause mit ihrem abstoßenden Filmlehrer zu verbringen.
    »Es geht schon, Ms Carlyle, danke«, murmelte er, ohne aufzusehen.
    »Bitte?«, flehte Avery. »Ich meine, ich würde Ihnen wirklich unglaublich gerne helfen … egal, wobei«, ergänzte sie und hoffte, damit nicht zu verzweifelt zu klingen. Jack nutzte in der Cafeteria erfahrungsgemäß jede Gelegenheit, um Avery öffentlich bloßzustellen, und sie wollte gar nicht wissen, was sie sich jetzt einfallen lassen würde, seit alle an der Schule sie wie einen Popstar behandelten. Avery hatte letzte Woche in jeder Mittagspause an dem Lesekränzchen teilgenommen, das Mrs McLean mit ein paar Damen aus dem Verein der Ehemaligen abhielt. Aber diese Woche wollten sie mit »Anna Karenina« anfangen und Avery hatte dankend abgelehnt. Mittlerweile fragte sie sich, ob das so klug gewesen war. Im Vergleich zu den Gehässigkeiten, die sie von Jack und ihren Speichelleckerinnen zu erwarten hatte, war es wahrscheinlich extrem entspannend, mit der Schulleiterin russische Literatur zu lesen.
    »Also, wenn Sie mich so fragen …« Mr Beckham hob den Kopf und zwinkerte Avery schmierig zu, als hätte der

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