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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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angedeuteten Dreitagebart und dem markanten Kinn gab er einen sexy intellektuellen Touch. Er war ziemlich süß. Nein, er war sogar richtig süß.
    Avery strahlte. »Ich bin Avery Carlyle und …«
    »Sie ist nur eine Praktikantin«, fiel McKenna ihr ins Wort und riss ihr die restlichen Redaktionspläne aus der Hand. »Tut mir total leid, James«, säuselte sie, während sie Avery mit finsterer Miene Richtung Tür schob. »Und wir sprechen uns später.« Sie warf einen Blick auf ihre weißgoldene Rolex. »Scheiße, ich muss Ticky holen!« Gehetzt stürmte sie aus dem Raum und ließ die Pläne am Rand des Konferenztischs liegen.
    »Ich sehe schon, dass man Sie hier die wirklich interessanten Arbeiten machen lässt«, rief James Avery hinterher. Avery antwortete mit einem Lächeln und fragte sich gleichzeitig verunsichert, ob er sich vielleicht bloß über sie lustig machte. Einer spontanen Eingebung folgend schlich sie in den hinteren Teil des Konferenzraums, wo die Volontäre auf dem Boden saßen – offensichtlich standen sie in der Hierarchie noch nicht hoch genug, um in einem der Eames-Sessel Platz nehmen zu dürfen, die um den Konferenztisch herumstanden. Hier hinten würde sie wahrscheinlich niemand bemerken. Sie hockte sich neben eine riesige, halbtote Topfpalme in die Ecke und zog die Beine an die Brust, um so wenig wie möglich aufzufallen.
    Plötzlich ruckten die Köpfe der Redakteure synchron zur Tür des Konferenzraums. Ticky trippelte gestützt von McKenna auf turmhohen regenbogenfarbenen, paillettenbesetzten Miu-Miu-Pumps herein. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, um ihren mageren Hals lagen fünf schwere Diamantcolliers von Cartier und ihre hennaroten Haare ragten wie üblich zu einem Berg toupiert über ihrer Stirn auf.
    Avery hielt den Atem an, als Ticky an ihr vorbeiwankte. Sollte sie sich bemerkbar machen und sie begrüßen oder lieber inkognito bleiben? Sie erinnerte sich an Babys Worte, dass es vielleicht auch sein Gutes hatte, wenn niemand sie richtig wahrnahm, und rutschte noch etwas näher an die Topfpalme heran.
    »McKenna, seien Sie ein Schatz und heben Sie die Glitzerdinger auf, ja?«, hörte Avery Ticky sagen. Pflichtbewusst ließ McKenna sich auf alle viere nieder und begann die winzigen Pailletten aufzusammeln, die von Tickys Schu hen abgefallen waren. Einen kurzen Moment lang befürchtete Avery, dass McKenna sie entdecken würde, aber die war so damit beschäftigt, den kurzflorigen blauen Teppich abzutasten, dass sie keinen Blick für etwas anderes hatte. Avery verspürte sogar einen winzigen Hauch Mitgefühl, als sie McKenna so über den Boden kriechen sah. Es musste ziemlich ätzend sein, sich den ganzen Tag vor seiner Chefin in den Staub zu werfen.
    Sagt jemand, der schon Lippenstifte nach Farben sortiert hat.
    »Nun, meine Lieben: Beeindrucken Sie mich«, krächzte Ticky, als sie am Kopf des Konferenztischs in einem schwar zen Ledersessel Platz nahm. Sie faltete die Hände vor der Brust und blickte sich, die Brauen in die stark gebotoxte Stirn hochgezogen, erwartungsvoll in der Redaktionsrunde um. McKenna huschte zu ihr und legte ein kleines Häufchen Pailletten vor ihr auf den Tisch, bevor sie sich auf den Stuhl links von ihr setzte.
    »Wir hatten die Idee, einen Artikel über Drunkorexia zu bringen – Sie wissen schon, diese neue Art der Essstörung, von der im Moment alle Welt spricht: eine Kombination aus Magersucht und Alkoholismus«, ergriff Gemma das Wort. »Ich hatte mir überlegt, undercover in die Rose Bar zu gehen und festzuhalten, wie viel die jungen Frauen dort trinken und ob sie sich dazu etwas zu essen bestellen. Das Ergebnis könnten wir anschließend mit dem Trink- und Essverhalten von Männern vergleichen. Meiner Ansicht nach wäre es gut, die Story von dieser wissenschaftlichen Seite her anzugehen«, schloss sie hoffnungsvoll. In Anbetracht ihrer blassen Haut, den zittrigen Händen und ihrer knochigen Statur zweifelte Avery keine Sekunde daran, dass Gemma selbst höchstgradig drunkorektisch war.
    »Wir hätten da auch noch etwas über zerrüttete Ehen, die nur deswegen nicht geschieden werden, weil die Ehepartner sonst das gemeinsame Haus verlieren würden«, schlug eine andere Assistentin vor und schob Ticky einen kleinen Stapel Ausdrucke zu. Sie trug Leggins von American Apparel unter einer violetten Stricktunika von Betsey Johnson, die kaum ihren Hintern verhüllte. Obwohl ihr Look unschwer als Huldigung an Edie Sedgewick zu erkennen war, sah sie eher so aus,

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