Nimm mich
sie am Handgelenk, als sie versuchte, an ihm vorbeizugehen. Mit der anderen Hand hielt er ihr den Vertrag hin. „Nimm ihn. Lies ihn. Ich gebe dir zwei Wochen Zeit, dich zu entscheiden.“
Jessie starrte auf ihn hinunter, ihr Atem ging hastig. „Eine meiner besten Eigenschaften“, sagte sie kühl und riss die Hand weg, „ist, dass ich mich immer schnell entscheide. Du bist ein selbstgerechter Bastard, und ich bin unendlich froh, dass ich nicht mit dir geschlafen habe. Du kalter, arroganter …“ Ihr Herz schlug so schnell, dass sie befürchtete, ohnmächtig zu werden. „… Trottel.“
Sie musste hier raus. Jetzt. Mit kalten Händen nahm sie das Papier, faltete es klein zusammen und rollte es dann zu einem Röhrchen. „Hier.“ Sie drückte es an seine Brust. „Das entspricht ungefähr deiner Größe.“
Der Vertrag fiel in seinen Schoß. Er hielt ihr Handgelenk schmerzhaft umklammert. „Jessie …“
Sie machte sich los, zog die Ohrringe ab, legte sie vorsichtig neben seine Kaffeetasse und lief eilig aus dem Restaurant.
Verflucht noch mal. Konnte dieser Mann denn gar nichts richtig machen? An jedem ihrer fruchtbaren Tage im Januar war er nicht in der Stadt gewesen. Auch im Februar nicht. In ein paar Wochen hätten alle Signale auf Grün gestanden, und mit etwas Glück wären sie dann auch mal zur selben Zeit am selben Ort gewesen.
Aber nein. Stattdessen hatte er sie so dermaßen in Rage gebracht, dass sie ihm beinahe seine arrogante Nase gebrochen hätte. Jessie hätte sich vor Ekel am liebsten übergeben.
Sie fuhr durch die Toreinfahrt. Das war ein typischer Fall von: Überleg dir gut, worum du bittest, es könnte dir erfüllt werden. Und, Himmel, sie hatte tatsächlich darum gebeten. Ein eisiger Wind fegte um ihr Auto. Jessie starrte mit stumpfem Blick auf ihr Cottage. Dann wurde der Schmerz in ihrer Brust so groß, dass sie die Stirn aufs Lenkrad legte und die Augen schloss.
Sie war schon so nah dran gewesen. So verdammt nah dran. Tränen der Wut und Enttäuschung tropften unter ihren geschlossenen Lidern hervor. Sie hämmerte mit der Faust aufs Lenkrad. „Ich will ein Baby.“ Ihre Stimme brach und sie schlug erneut drauf los. „Du hast mir versprochen, mir meinen Herzenswunsch zu erfüllen. Du schuldest mir mein Baby, du Mistkerl.“
Jessie hob den Kopf und schaute in die Dunkelheit, auf die schaukelnden Baumwipfel neben ihrer Hütte. Joshua Falcon ging an eine menschliche Beziehung genauso heran wie an ein Geschäft. Warum hatte sie das überrascht? Für ihn war das ein und dasselbe.
Sie hatte noch zwei Wochen Zeit, sich wieder zu beruhigen. Ich werde an meinem ersten fruchtbaren Tag zu ihm gehen, dachte sie wütend und knirschte mit den Zähnen.
Ich werde ihn verführen.
Wenn ich ihn nicht vorher umbringe.
4. KAPITEL
Jessie drückte auf die verzierte Klingel an der Tür von Joshuas Eigentumswohnung in San Francisco. Er hatte erwähnt, dass er nur selten unter der Woche zu Hause war und lieber in seinem Penthouse im Falcon Building blieb, statt die vierzig Minuten zu seinem Haus außerhalb der Stadt zu fahren.
Sie hatte ihre Kleidung mit Bedacht gewählt. Sie trug ein moosgrünes Wildlederkostüm mit kurzem Rock, das ihre wenigen Rundungen vorteilhaft zur Geltung brachte, und Pumps in derselben Farbe. Ihr Haar hatte sie mit Kämmen nach hinten gesteckt, wo es in wilden Locken über ihre Schultern fiel. An den Ohren baumelten Glücksklee-Ohrringe. Außerdem hatte sie die Scheidungspapiere in die Handtasche gepackt, sie war also hervorragend vorbereitet.
Ihr Herz schlug laut, als sie Schritte hörte. Die Tür wurde geöffnet. Joshua betrachtete sie ausdruckslos, sein schöner Mund sah streng aus.
Jessie rutschte das Herz in die Hose, zumindest bis ihr auffiel, dass sein Blick auf ihren Mund fixiert war. Dann trafen sich ihre Blicke für einen Moment. Sofort schoss ihre Körpertemperatur in die Höhe.
„Du hast dir ganz schön viel Zeit gelassen.“ Er stieß die Tür weiter auf. Ohne abzuwarten, ob sie ihm folgte, drehte er sich um und schlenderte durch die große Marmorhalle und verschwand in einem Zimmer. Er überließ es Jessie, die Tür zu schließen und ihm nachzugehen.
Das Wohnzimmer war teuer eingerichtet und hatte einen atemberaubenden Blick auf die Stadt und die beleuchtete Golden-Gate-Brücke. Tagsüber musste die Aussicht geradezu spektakulär sein. In dem schwarzen Granitkamin zwischen den großen Fenstern prasselte ein Feuer. Auf dem riesigen Tisch aus Granit und Chrom
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