Nimm mich
überreichen.“
Er klappte das Handy zu und steckte es in seine Tasche.
„Ich habe keine Katze.“
„Wie bitte?“
„Ich sagte, dass ich keine …“
„Das war doch rein rhetorisch gemeint. Holen Sie Ihren Mantel“, fuhr er dann ungeduldig fort und knöpfte seinen eigenen zu. Er warf einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch.
„Ich habe auch keinen Mantel.“
„Sie haben keinen Mantel?“
„Himmel, ist hier ein Echo?“
Missmutig zog er seinen Mantel aus und warf ihn ihr zu. „Ziehen Sie den über, und lassen Sie es uns hinter uns bringen.“
„Wow, Sie wissen genau, wie man mit Frauen umgeht.“ Der Wollmantel roch nach ihm. Er war dick und dunkel und duftete nach Mann und frischem, zitronigem Rasierwasser. Jessie wurde ganz flau im Magen. Sie fühlte sich wie auf einem Zehnmetersprungbrett, zugleicht begeistert und verängstigt.
„Du liebe Zeit.“ Er beobachtete sie dabei, wie sie die Lichter ausknipste. „Ich muss müder und verzweifelter sein, als mir klar war.“
Jessie erstarrte mit den Schlüsseln in der Hand. „Hören Sie mal, Freundchen, nicht ich habe Sie auf Knien angefleht, mich zu heiraten, ist das klar? Also überlegen Sie sich gefälligst, was Sie eigentlich wollen.“ Sie funkelte ihn an. „Nun? Wollen Sie mich heiraten oder nicht?“
Er blickte auf sie hinunter. „Gott helfe mir. Ja, ich will.“
Um einundzwanzig Uhr fünfundvierzig drückte Joshua seinem Anwalt Felix Montgomery die Heiratsurkunde in die Hand.
Um einundzwanzig Uhr sechsundvierzig verließ er das Rathaus.
Er sah Jessie nicht an.
Der Traumprinz hatte seine Braut nicht mal geküsst.
1. KAPITEL
Dezember
Sieben Jahre später
Feierlich herausgeputzt flanierten die Partygäste durch Simon Falcons Haus. Aus sicherer Entfernung sah Jessie, wie ihr Mann das festliche Gewimmel mit müdem, gelangweiltem Blick betrachtete. Der steife schwarze Smoking und das plissierte weiße Hemd waren wie für ihn gemacht; seine ganze Erscheinung zeugte von Reichtum und tief verwurzeltem Selbstbewusstsein. Mit seinen aristokratischen Gesichtszügen und dem Schert-euch-zum-Teufel-Blick wirkte er wie ein König, der sich seinem Volk zeigt. Sein gefährlicher Sex-Appeal war so auffällig, dass alle Frauen sich nach ihm umdrehten.
Er hatte sich in den letzten sieben Jahren überhaupt nicht verändert. Im Gegensatz zu ihr. Niemals würde Joshua sie als die Kellnerin Vera wiedererkennen, die er geheiratet hatte.
Durch ihre Hochzeit hatte er die Firma Falcon International bekommen. Nun war sie an der Reihe, aus dieser Ehe etwas herauszuholen, was sie unbedingt wollte. Ein Kind. Das wünschte sie sich mehr als alles andere auf der Welt. Und Joshua sollte ihr diesen Traum erfüllen.
Vor einigen Monaten hatte Jessie ihren Anwalt angewiesen, ihren Ehemann über diesen Wunsch zu informieren. Der wiederum hatte angeboten, die Kosten für eine künstliche Befruchtung in einer Klinik ihrer Wahl zu übernehmen.
Jessie wusste nicht genau, was sie eigentlich von ihm erwartet hatte. Jedenfalls nicht, dass er sie auf eine Klinik verwies, um mit dem Samen eines völlig fremden Mannes ein Kind zu zeugen. Der springende Punkt war schließlich, dass sie ein Kind von ihrem eigenen Ehemann wollte.
Joshua schien überhaupt kein Interesse an Kindern zu haben. Er hatte offensichtlich nicht das Bedürfnis, für Nachkommen zu sorgen. Das konnte Jessie nur recht sein, denn wenn er kein Kind wollte, würde er auch nicht auf die Idee kommen, es ihr wegzunehmen.
Sie straffte die Schultern und nahm einen großen Schluck Wein. Ihr Herz hämmerte vor Aufregung. Sie bezwang das Bedürfnis, sich über die Hüften zu streichen und zu überprüfen, ob ihr Seidenkleid verrutscht war. Stattdessen rückte sie noch einmal den Kranz aus Stechpalmenblättern zurecht, den sie für ihr Haar geflochten hatte. Sie fühlte sich wie ein Revolverheld, der sein Halfter kontrollierte. Bei dem Gedanken musste sie ein Lachen unterdrücken.
Das Lächeln erstarb auf ihren Lippen, als sie Joshuas Blick auffing und festhielt, wozu sie ihr ganzes Selbstbewusstsein zusammenkratzen musste. Sie hob das Kinn noch ein wenig höher und sah, wie sein Mund zuckte. Ihre Blicke verkeilten sich, während er durch den Raum langsam auf sie zuging. Das Blut pulsierte in ihren Schläfen. Fünfzig Meter, dreißig Meter … sprechen Sie ihn jetzt bloß nicht an, Lady! … zehn Meter.
Joshua war größer, durchtrainierter und attraktiver als jeder andere Mann im Raum. Ihr Herz schlug so heftig,
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