Nimm mich
ein, rollte die Ärmel hoch und schlang den Gürtel um die Taille. Dann ging sie nach unten, um auf ihn zu warten.
Viel zu müde, um sich etwas zu essen zu machen, ließ sie sich auf das neue Sofa plumpsen. Sie versuchte zu lesen. Doch selbst der neueste Furcht einflößende Vampirroman konnte sie nicht begeistern. Sie ließ das Buch auf den Schoß sinken und schaltete so lange durch die Fernsehkanäle, bis sie einen alten Spielfilm fand. Sie vergrub die Zehen in Joshuas langem Morgenmantel und schaute Fred und Ginger zu.
Dieses Mal war er in Russland gewesen. Wie immer hatte sie es übertrieben, während er weg war. Weil sie die sterile Atmosphäre seines Hauses leid gewesen war, hatte sie Joshua dazu überredet, dass sie während seiner Abwesenheit etwas daran ändern durfte.
Conrad und Archie waren so nett gewesen, ihr vor Jahren, als sie noch überhaupt keine Erfahrung hatte, einen Job zu geben. Mit diesem Auftrag konnte sie ihnen endlich etwas zurückgeben. Geld bedeutete Joshua überhaupt nichts, deswegen hatte sie diesmal auch keine Hemmung, es mit vollen Händen auszugeben. Schließlich tat sie es für ihn .
Sie hatte sich monatelang kategorisch geweigert, von ihm Geld und teure Geschenke anzunehmen. Sie hatte ein Auto abgelehnt, ein Apartment und Hunderte andere „Sonderzulagen“. Als er endlich begriffen hatte, dass es ihr damit ernst war, hatte er begonnen, ihr wunderschönen Modeschmuck zu schenken. Auch der war ganz offensichtlich nicht billig, aber zumindest musste sie sich nicht so viele Sorgen darum machen, ihn zu verlieren. Auch liebte sie die Kleider, die er für sie kaufte. Selbst hätte sie sich so etwas niemals leisten können, davon abgesehen, dass sie gar keine Gelegenheit gehabt hätte, sie zu tragen. Er bewegte sich in auserlesenen Kreisen. Insofern handelte es sich bei den Designerkleidern und dem Schmuck eher um eine Art Arbeitsuniform. Deswegen hatte sie sich dagegen auch nicht gewehrt.
Er wusste ja nicht, dass die meisten Klamotten, die sie trug, noch immer aus ihrer Collegezeit stammten. Sowohl fürs College als auch für die Kleidung hatte er bezahlt. Und deswegen arbeitete sie auch so hart, damit sie ihm jeden Cent zurückzahlen konnte, den er ihr als Vera gegeben hatte. Sie wollte nicht käuflich sein. Ganz egal, was aus ihrer Beziehung werden würde, Joshua sollte niemals glauben, dass er für ihre Leistungen bezahlt hatte.
Sie konnte nicht aufhören, an die Tage in Tahoe zu denken. Es war eine magische Zeit gewesen. Für sie beide. Und zögernd hatte sie sich eingestehen müssen, dass sie sich doch mehr von Joshua erhoffte.
Seit Monaten schliefen sie nun miteinander, und sie war noch immer nicht schwanger. Inzwischen aber war die niederschmetternde Enttäuschung mit einer seltsamen Erleichterung gemischt. Erleichterung darüber, dass das Schicksal ihnen noch etwas mehr Zeit zusammen gab.
Nachdem sie sich eingestanden hatte, dass sie in ihm doch mehr sah als einfach nur den Erzeuger ihres Kindes, hatte sie eine Entscheidung getroffen.
Ursprünglich hatte sie die Idee, das Baby alleine aufzuziehen, für ideal gehalten. Doch je besser sie den Eisklotz kennenlernte, desto sicherer war sie sich, dass sie ihn nicht einfach verlassen würde, sobald sie schwanger war. Außerdem war sie davon überzeugt, dass Joshua sie selbst am Ende der Welt ausfindig machen würde, wenn sie ihm etwas so Kostbares wie sein Kind wegnehmen würde. Denn obwohl er es selbst nicht wusste, wäre er ein wunderbarer Vater.
Sobald sie alleine waren und er vergaß, seine Rolle zu spielen, war er zärtlich und liebevoll. Dieser Mann hatte Potenzial. Sie beide hatten es verdient, mehr aus dieser Beziehung herauszuholen. Er machte sie glücklich. Sie brachte ihn zum Lachen. Ganz sicher ging es doch hier nicht nur um Sex?
Jessie musste es herausfinden.
Sie hatte sich die Augen aus dem Kopf geheult, bevor sie in die Apotheke gegangen war. Dann hatte sie einen ganzen Tag lang die Babysachen zusammengepackt und in den Keller geräumt.
Zum Glück war Joshua länger weg gewesen. Denn seit Tagen war ihr entweder zum Heulen oder zum Lachen. Die kleine Schachtel passte wegen der Scheidungspapiere nicht in ihre Handtasche. Sie betrachtete die Papiere und das Diaphragma. In ihrer Tasche war nur für eines von beiden Platz, genauso wie in ihrem Herzen.
Die Entscheidung war ihr erstaunlich leichtgefallen. Sie hatte die Unterlagen in die Schreibtischschublade gestopft, eine kleine Tasche gepackt und sich in Joshuas
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