Nimm s bitte nicht personlich
falsch.« Eine solche Anweisung, die nie zu erfüllen ist, nennt man »double bind« (Doppelbindung) und ist am besten mit folgendem Beispiel zu erklären:
Eine Mutter schenkt ihrem Sohn zwei Hemden, ein blaues und ein weiÃes. Der Sohn probiert zuerst das weiÃe, woraufhin die Mutter sagt: »Und das blaue gefällt dir wohl nicht?« Ebenso hätte sie reagiert, wenn der Sohn zuerst das blaue angezogen hätte. Er kann es ihr nie recht machen, denn was er auch tut, es ist immer falsch. Und sie ist gekränkt, weil sie das Gefühl hat, ihr Sohn missachtet ihr Geschenk. Solche Doppelbindungen können verrückt machen, weil man sich nicht wehren kann und immer schuld ist. Die Folge ist, dass beide ständig gekränkt sind und man sich als ewiger Versager fühlt.
Eine zweite Kränkungsfalle lautet: »Was gestern galt, muss heute noch lange nicht gelten.«
Bei einem Fest müssen noch einige Dinge in der Küche hergerichtet werden und jede Hand ist nützlich. So auch die des Freundes, der im Wohnzimmer sitzt. Doch die Gastgeberin lehnt seine Hilfe ab, da schon drei Personen in der Küche sind und eine weitere in der kleinen Küche zu viel ist. Am nächsten Abend bleibt die eine Freundin von sich aus der Küche fern, weil schon drei darin hantieren. Doch der vorwurfsvolle Blick der Gastgeberin signalisiert ihr, dass es nicht in Ordnung ist, nicht mitzuhelfen. Heute hat die Küche für vier Platz. Hätten Sie das erraten?
Die Falle dabei ist, dass sie sich an eine Regel von gestern hält, die heute nicht mehr gilt und sie dadurch die Gastgeberin kränkt.
Die dritte Kränkungsfalle lautet: »Wenn du mich liebst, dann weià du, was ich brauche. Gibst du es mir nicht, dann machst du es vorsätzlich und das ist ein Beweis, dass du mich nicht liebst.« Wer so denkt, geht davon aus, dass wir wissen, was der andere braucht und er unterstellt uns Lieblosigkeit, wenn wir es nicht erfüllen. Auf die Idee, wir könnten vielleicht gar nicht ahnen, was er braucht, kommt er nicht. Und schon sitzen wir mit der heiÃen Kartoffel da, und wenn wir nicht aufpassen, fühlen wir uns schuldig an der Kränkungsreaktion des anderen, obwohl wir gar nicht wissen warum.
Eine vierte Falle ist: »Mach es richtig, aber ich sage dir nicht wie.« Wenn uns jedoch niemand sagt, was falsch und richtig ist, können wir diese Anweisung nicht befolgen, sondern nur nach unserem MaÃstab handeln. Unterscheidet er sich von dem des anderen, tappen wir in die Kränkungsfalle.
»Du hast mich nicht angerufen, obwohl es mir so schlecht ging«, beschwert sich Julia. »Du hast mir nicht gesagt, dass du mich brauchst«, kontert Max. »Aber das kannst du dir doch denken, bei dem, was ich erlebt habe.« Eben nicht: Hellseherei gehört nicht zum Alltagskontakt und kann von niemandem verlangt werden.
Kränkungsfallen
Es gibt Kränkungsfallen, in die Sie hineinfallen,
ohne es zu merken.
Sie kränken, wenn Sie sich anders verhalten, weil Sie bestimmte Annahmen und Regeln nicht kennen.
Auch Unterstellungen und unhinterfragte Erwartungen können zu Kränkungsfallen werden.
⦠sind vermeidbar!
Die Fallen sind auflösbar, wenn über sie gesprochen werden darf, und sie als Fallen benannt werden können.
Ãbernehmen Sie keine Verantwortung für die Kränkungsreaktion des anderen, wenn Sie in eine Falle getappt sind.
Geben Sie die heiÃe Kartoffel zurück.
Machen Sie Ihrem Gegenüber klar, dass Sie nur etwas richtig machen können, wenn Sie die Regeln kennen.
Ich lege jedes Wort auf die Goldwaage
Sind wir mit Menschen zusammen, die leicht kränkbar sind, dann versuchen wir unter allen Umständen vorsichtig mit ihnen umzugehen, um sie nicht unnötig zu verletzen und ihnen Kränkungen zuzufügen. Kennen wir nicht alle die typischen Reaktionen auf sogenannte »Mimosen«? Wir überlegen uns, was wir sagen, in welchem Ton, mit welchen Worten und zu welchem Zeitpunkt. Wir werden ganz vorsichtig, ziehen Samthandschuhe an und schonen den anderen, um ja keine negative Reaktion herauszufordern.
Ich weià nicht, wie es Ihnen geht, aber ich tappe trotzdem oder vielleicht sogar wegen meiner Vorsichtigkeit meistens in die Kränkungsfalle. Das hat sicher damit zu tun, dass wir in einem solchen Fall unsere Spontaneität verlieren. Wir verkrampfen uns, fühlen uns nicht frei, uns so zu verhalten, wie wir es möchten, sondern
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