Nimmerklug im Knirpsenland
bene res!
Kwinter finter sches!
Ene bene Kröte,
Kwinter finter Flöte …“
Dann sagte er: „Nein, dieser Abzählreim gefällt mir nicht.“ Und er begann einen anderen:
„Ikete pikete zokote me!
Abel fabel domane!
Ik pik Grammatik …“
In diesem Augenblick schlug der Korb krachend auf und kippte um. Schnurz umklammerte Pipe, Pipe krallte sich an Schnurz fest, und sie fielen zusammen aus dem Korb. Wie eine Handvoll Erbsen rollten die übrigen Knirpse hinterher. Nur Nimmerklug, der den Korbrand festgehalten, und Bimmel, der sich in Nimmerklugs Hosen verbissen hatte, blieben noch im Korb. Als der Ballon die Erde berührte, sprang er wie ein Ball hoch, beschrieb in der Luft einen riesengroßen Bogen und sank dann wieder auf die Erde zurück. Der Korb wurde mitgezerrt und ebenfalls zu Boden geschleudert. Der Ballon prallte auf etwas Hartes und zerplatzte mit ohrenbetäubendem Knall. Vor Schreck überschlug sich Bimmel in der Luft und rannte winselnd davon. Nimmerklug fiel aus dem Korb und blieb besinnungslos liegen.
Die Luftreise war zu Ende.
In einer fremden Stadt
Als Nimmerklug wieder zu sich kam, lag er in einem Bett, in dessen schwellenden Federkissen er fast versank. Die Kissen waren so weich, als hätte man sie mit Pusteflöckchen gefüllt. Nimmerklug härte Stimmen. Er öffnete die Augen und sah, daß er in einem fremden Zimmer war. Überall standen kleine Sessel. An den Wänden hingen Teppiche und Blumenbilder. Vor dem Fenster stand ein runder, einbeiniger Tisch; darauf lag buntes Stickgarn und ein kleines, mit Steck- und Nähnadeln gespicktes Kissen – wie ein Igel sah es aus. Daneben befand sich ein Tisch mit Schreibutensilien. Vor dem Spiegel standen zwei Knirpselinen und unterhielten sich. Die eine trug ein blaues Kleid aus glänzendem Seidenstoff mit einem gleichfarbigen SeidengürteL der auf dem Rücken zu einer Schleife gebunden war. Sie hatte blaue Augen, und ihr dunkles Haar war zu einem langen Zopf geflochten. Die andere trug ein buntes, rosa und violett geblümtes Kleid. Sie hatte hellblondes, beinahe weißes Haar, das in Wellen über ihre Schultern fiel. Die Knirpseline probierte vor dem Spiegel einen Hut auf und schwatzte dabei unaufhörlich wie eine Elster.
„So ein scheußlicher Hut! Ich wollte mir einen Hut mit breitem Rand machen, aber das Material hat nicht gereicht. Nun ist es ein schmaler Rand geworden. Bei einem schmalen Rand wirkt aber das Gesicht rund, und deshalb sieht es häßlich aus.“
„Jetzt hast du lange genug in den Spiegel geguckt. Ich kann das nicht leiden“, sagte die blauäugige Knirpseline.
„Was glaubst du denn, wozu Spiegel erfunden sind?“ fragte die Blonde schnippisch. Sie schob den Hut tief in den Nacken, warf den Kopf zurück und betrachtete sich wohlgefällig im Spiegel.
Nimmerklug fand das komisch. Er prustete los. Die Hellblonde sprang vom Spiegel weg und sah misstrauisch zu Nimmerklug herüber. Schnell kniff er die Augen zu und stellte sich schlafend. Er hörte, wie die beiden Knirpselinen auf den Zehenspitzen an sein Bett kamen und davor stehenblieben.
„Mir schien, als hätte er etwas gesagt“, flüsterte die Blonde. „Aber vielleicht habe ich mich geirrt … Wann er wohl wieder zu sich kommt! Seit gestern liegt er besinnungslos da.“
Die andere antwortete: „Piefferminza hat verboten, ihn zu wecken. Ich soll sie rufen, wenn er von selbst aufwacht.“
Was mag das für eine sein, diese Pfefferminza? überlegte Nimmerklug, aber er tat weiter so, als hörte er nichts.
„Ein tapferer Knirps!“ wurde wieder geflüstert. „Kaum zu glauben, daß er mit einem Luftballon geflogen ist.“
Als Nimmerklug hörte, er sei tapfer, hätte sich sein Mund vor Vergnügen fast bis zu den Ohren auseinandergezogen. Aber er unterdrückte sein Lächeln gerade noch rechtzeitig.
„Ich komme wieder, wenn er aufgewacht ist“, sagte die Blonde. „Ich möchte ihn so gern über den Luftballon ausfragen. Wenn er nur keine Gehirnerschütterung hat!“
Blödsinn! dachte Nimmer klug. Ich habe nicht die Spur von Gehirnerschütterung.
Die blonde Knirpseline verabschiedete sich und ging fort. Es wurde still im Zimmer. „Ich bin überhaupt nicht krank.“
Lange Zeit lag Nimmerklug mit geschlossenen Augen da und spitzte die Ohren. Schließlich schlug er blinzelnd ein Auge auf und erblickte den Kopf der blauäugigen Knirpseline, die sich über ihn neigte. Sie lächelte freundlich, runzelte dann aber die Stirn und fragte: „Wachen Sie immer auf diese Art
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