Nimmerklug in Sonnenstadt
Kleiderhaken hängen oder in den Schrank. Es ist ein Staubsaugerschrank. Er reinigt die Kleidung und saugt automatisch den Staub heraus. Die Tür rechter Hand führt ins Badezimmer. Vielleicht möchte einer von Ihnen duschen, ein Bad nehmen oder sich auch nur waschen?"
„Wir werden Ihren Vorschlag beraten", antwortete Buntfleck.
„Haben Sie noch Fragen?"
„Ich!" sagte Buntfleck. „Wer sind Sie, wo sitzen Sie, und wie heißen Sie?"
„Ich bin der diensthabende Gasthausdirektor, sitze im Direktorenzimmer und heiße Lilie."
„Und ich heiße Buntfleck ä Buntfleckini, wollte ich sagen."
„Ich habe auch eine Frage", erklärte Nimmerklug. ‚Nie wird der Staubsaugerschrank eingeschaltet?"
„Wenn Sie Ihre Sachen in den Schrank getan haben und die Tür schließen, schaltet er sich selbsttätig ein. Sonst noch Fragen?"
„Einstweilen nicht", erwiderte Nimmerklug.
Lilie nickte ihren Gästen zu und verschwand vom Bildschirm.
Nimmerklug untersuchte den Staubsaugerschrank. Er machte die Tür auf, steckte den Kopf hinein und sah, daß Boden, Wände und Decke wie mit Bienenwaben bedeckt waren. Er legte den Zauberstab hinein, hängte den Hut an einen Haken, schloß die Tür und lauschte. Aus dem Schrank kam ein leises Summen wie aus einem Bienenkorb. Nimmerklug öffnete den Schrank — das Summen hörte auf. Er schloß ihn — das Summen begann wieder.
„Buntfleck, wir wollen Erfahrungen sammeln!" schlug Nimmerklug . vor. „Ich gehe in den Schrank, und du schließt hinter mir die Tür. Ich möchte sehen, wie er funktioniert."
Nimmerklug machte also den Schrank auf, stieg hinein, und Bun tfleck schlug die Tür zu. In der Dunkelheit vernahm Nimmerklug ein Summen und fühlte sich plötzlich umweht. Der Wind blies immer stärker. Nimmerklug konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Er wurde hochgehoben und an eine Schrankwand gepreßt. Dann pustete der Wind von der anderen Seite, und Nimmerklug wurde an die andere Wand geschleudert. Nun kam der Wind von unten, blähte Nimmerklugs Hose und Jacke auf, die Haare standen ihm zu Berge, und er spürte, daß er gleich wie ein Luftballon emporsteigen würde. Um unten zu bleiben, setzte sich Nimmerklug schleunigst auf den Boden und öffnete von innen die Tür.
„Na, wie war es?" erkundigte sich Buntfleck, als er Nimmerklug auf . allen vieren aus dem Schrank kriechen sah. „Kriegt man im Schrank Angst?"
„Überhaupt nicht! Du wirst bloß ein wenig staubgesaugt, sonst weiter gar nichts."
„Wieso?"
„ Man kommt sich vor, als säße man in einem Luftballon. Los, keine Angst!"
Damit schubste Nimmerklug Buntfleck in den Schrank und schloß die Tür. Eine Weile lauschte er grinsend. Schließlich sprang die Tür auf, und Bun tfleck kullerte heraus.
„Sehr interessant!" erklärte er und stand vom Fußboden auf. Jetzt bist du an der Reihe, Pünktchen."
Aber Pünktchen sagte: „Wir wollen lieber die Zimmer besichtigen."
Sie öffnete die Tür, und die drei traten in ein großes Zimmer mit blitzblank poliertem Parkettfußboden. Drin standen ein runder Tisch, ein Buffet, ein mit grünem Stoff bespannter breiter Diwan, zwei weiche Sessel und mehrere Stühle. Vor das Fenster war ein kleiner Tisch geschoben mit einem Schachbrett, Schachfiguren und einem Damespiel. In einer Ecke entdeckten sie ein Radio, in der anderen einen Fernsehempfänger.
Rechts neben diesem Zimmer war ein Raum mit zwei Betten, links einer mit einem Bett.
„Das ist mein Zimmer", sagte Pünktchen, „und das mit den zwei Betten gehört euch."
„Und das mittlere Zimmer ist der Wohnraum", stellte Buntfleck fest. „Hier werden wir Radio hören, fernsehen und uns unterhalten. Übrigens, wo bekommen wir ein Mittagessen her?"
„Um das Essen brauchst du dir keine Sorge zu machen", meinte Pünktchen. „Wer einen Zauberstab besitzt, hat Abendbrot und Mittagessen, soviel er will. Aber du mußt ein Bad nehmen."
„Warum soll ich baden, wenn ich schon staubgesaugt bin?" widersprach Buntfleck.
„Dabei bist du aber nicht sauberer geworden. Auf keinen Fall setze ich mich mit solchem Schmutzfink an einen Tisch. Wenn du nicht badest, bekommst du nichts zu essen!"
Buntfleck ging also ins Badezimmer und beschloß, nur das Gesicht zu waschen. Über dem Wasch becken hing eine Marmortafel, die wie ein Schaltbrett aussah. Mitten auf dem Schaltbrett war ein runder Spiegel. Darunter gab es mehrere Knöpfe mit Bildern. Und unter je dem Knopf war ein gebogener He bel. Über dem Spiegel war ein breites, gebogenes
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