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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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Saal gesessen und die Schau spieler auf der Bühne gestanden hätten, so müßten die Zuschauer jetzt auf der Bühne sitzen und die Schauspieler im Saal spielen. Auf die Bühne stellte er Stühle, aber da die Zuschauer nicht alle darauf Platz fanden, brachte er den anderen Teil des Publikums im Zu schauerraum unter und veranlaßte die Schauspieler, dazwischen zu spielen.
    „Das ist sogar noch reizvoller!" rief Firlefanz beglückt. „Früher waren Zuschauer und Schauspieler getrennt, aber jetzt geht alles durchein ander."
    Natürlich konnte sich kein Schauspieler, der mitten im Publikum stand, so schnell drehen, daß alle Leute sein Gesicht erblickten. Die einen sahen ihn nur von vorne und die anderen nur von hinten. Mit den Dekorationen klappte es ebenfalls nicht. Manche Zuschauer sahen weder Schauspieler noch Dekorationen, weil die Dekorationen ihnen die Rückseite zuwandten und außerdem die Schauspieler ver deckten. Damit hei einer so langweiligen Vorstellung niemand ein schlief, befahl der Regisseur mehreren Schauspielern, während der Aufführung durch die Reihen zu laufen, die Zuschauer mit bunten Sägespänen zu bewerfen oder sie mit Fliegenklatschen und Luftbal lons auf den Kopf zu schlagen.
    Dem Publikum gefielen diese Firlefanzereien gar nicht, aber der Regisseur Firlefanz erklärte, das habe er gerade beabsichtigt, denn wenn man früher eine Aufführung, die den Zuschauern gefiel, für gut gehalten hätte, so müsse man jetzt, wo alles umgekehrt sei, nur sol che Aufführungen als gut bezeichnen, die niemandem gefielen. Diese Ansicht vermochte keinen Theaterbesucher zu überzeugen, und häu fig verließ das Publikum den Zuschauerraum schon lange, bevor das Stück zu Ende war. Doch das störte den Regisseur Firlefanz nicht. Er sagte, er wurde sich schon eine Firlefanzerei ausdenken, um die Zu schauer auf ihren Plätzen festzuhalten. Und er beschmierte die Stühle vor Beginn der Aufführung mit Harz. Die Zuschauer klebten daran fest und konnten nicht weggehen. Das Mittel half also, aber nur ein einziges Mal. Denn seit dem ging niemand mehr zu Firlefanz ins Theater.
    Anfangs bemerkten Nimmerklug, Pünktchen und Buntfleck die Ver änderungen,  die in Sonnenstadt vorgingen gar nicht, denn im Park, wo sie ihre Tage verbrachten, blieb eine Weile noch alles beim alten. Dann aber tauchten die Windbeutel auch dort auf. Sie schlen derten durch die Alleen, schubsten die Besucher, pöbelten sie an, be warfen sie mit Schmutz und grölten mit heiseren Stimmen scheuß liche Lieder.
    Im Wasserstädtchen durchbohrten sie alle Gummiboote mit Stecknadeln, im Schachstädtchen zerbrachen sie die Schachautomaten.
    „Wir wollen lieber nicht mehr herkommen", sagte Pünktchen zu Nimmerklug und Buntfleck. „Besser, wir gehen nur auf der Straße spazieren wie früher."
    Doch als sie nun durch die Straßen schlenderten, wurde ihnen klar, wie sehr sich das Leben in der Stadt verändert hatte. Die Einwohner liefen niedergedrückt vorüber und sahen sich angstvoll nach allen Seiten um. Dazu hatten sie auch allen Grund, denn jeden Augenblick konnte ein Windbeutel hinter einer Ecke hervorstürzen, den Fuß gänger umwerfen, ihm kaltes Wasser über den Kopf schütten oder sich verstohlen von hinten anschleichen, ihm plötzlich ins Ohr schreien und ihm vielleicht sogar einen Fußtritt oder einen Genick stoß versetzen.
    Jeder bemühte sich, möglichst unbemerkt über die Straße zu hasten und schnell wieder in sein Haus zu schlüpfen. Viele Knirpseriche und Knirpselinen aßen auch nicht mehr in den Restaurants, wo sie von den Windbeuteln angepöbelt werden konnten, sondern ließen sich Frühstück, Mittagessen und Abendbrot durch die Küchen aufzüge in ihre Wohnung kommen. Kaum jemand ging noch ins Theater oder in ein Konzert, aus Angst, von Geräuschmusik gepeinigt, mit Luftballons geschlagen oder mit Harz an den Stühlen festgeklebt zu werden.
    Eines Tages gingen Nimmerklug und seine Freunde am Flußufer spazieren, und Buntfleck schlug vor, in einem Gummiboot zu fahren. Sie gingen zur Anlegestelle, suchten sich ein Boot aus und paddelten damit fast bis zur Mitte des Flusses. Da schwamm ein Windbeutel an das Boot heran und stach eine Stecknadel hinein. Die Luft entwich aus dem Boot, und die drei gingen unter. Sie wurden zwar noch gerettet, waren aber klitschnaß.
    Abends gingen sie wie gewöhnlich ins Theater. Ein neumodisches Stück sollte gezeigt werden, ein Stückelschauspiel. Es hieß so, weil die allerneusten Errungenschaften der

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