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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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nisvolle Verschwinden der drei Esel bestätigte meine wissenschaft liche Vermutung, daß die drei Esel in Windbeutel verwandelt worden seien. Ich vermochte mir jedoch nicht zu erklären, woher die übrigen Windbeutel stammten.
    Mehrere Tage lang zerbrach ich mir über diese Frage erfolglos den Kopf. Ein Zufall half mir schließlich, sie zu lösen. Mein Wohnungs nachbar ist der Knirpserich Strubbel. Ich kenne Strubbel gut. Er war von jeher ein vorbildlicher, wohlerzogener Knirpserich, der nieman den beschimpfte und überhaupt nichts Böses tat. Stellen sie sich meine Verwunderung vor, als ich erfuhr, daß Strubbel ein Windbeu tel geworden ist. Er zog eine weite grüngelbe Hose und eine Jacke mit engen Ärmeln an und führt sich seitdem auf der Straße so unge zogen auf, daß niemand mehr ungeschoren an ihm vorbeikommt. Wenn ich Strubbel nicht schon von früher gekannt hätte, würde ich angenommen haben, daß sich nur Esel in Windbeutel verwandeln können, doch nun wurde mir klar, daß auch aus einfachen, ge wöhnlichen Knirpsen Windbeutel werden.
    Im Verlauf meiner wissenschaftlichen Beobachtungen überzeugte ich mich, daß es zwei Sorten von Windbeuteln gibt. Die Wind beutel der ersten Sorte, die sogenannten wilden Windbeutel, entstammten den Eseln.
    Die Windbeutel der zweiten Sorte, die soge nannten zahmen Windbeutel, sind einfache Knirpse. Die wilden Windbeutel sind dumm von Natur, erzieherische Maßnahmen haben auf sie keinen Einfluß, weil sie Windbeutel bleiben, soviel man sie auch belehren mag. Die zahmen Windbeutel sind vernunftbegabte Wesen, aber sie besitzen einen weichen Cha rakter und nehmen das Schlechte ebenso leicht an wie das Gute. Weil bei den wilden Windbeuteln jede erzieherische Maßnahme nutzlos ist, muß man sie unbedingt in Esel zurückverwandeln. Dann werden die zahmen Windbeutel ihr schlechtes Beispiel nicht mehr vor Augen haben und wieder zu guten Knirpsen werden. Und dann wird das normale Leben in der Stadt wiederhergestellt. Niemand wird den an deren mehr verprügeln, puffen, beißen und mit Wasser bespritzen. Im Theater wird nicht mehr alles drunter und drüber gehen, und nie mand wird mehr die Sitze mit Harz beschmieren. Man wird Konzerte besuchen können, ohne befürchten zu müssen, an Stelle von Musik Schweinegrunzen, Hundegekläff oder Froschgequake zu hören. Überhaupt — alles wird wieder gut werden. Bis dahin dürfen wir den Kopf nicht hängen lassen. Wir wollen wünschen, daß unsere Wis senschaft so schnell wie möglich ein Mittel findet, um die wilden Windbeutel in Esel zurückzuverwandeln.
    Obgleich Professor Tastfühler die Leser aufge fordert hatte, den Kopf nicht hängen zu lassen, war Pünktchen außer sich vor Kummer. Also war Nimmerklug an allem schuld, denn er hatte die Esel in Knirpse verwandelt. Ach, hätte sie nur besser auf ihn aufgepaßt! Endlich beschloß sie, Nimmerklug tüchtig auszuschimpfen, wenn er zurückkam.
    Doch Nimmerklug und Buntfleck kehrten nicht zurück. Allmählich machte sich Pünktchen Sorge.
    Sie wollte gerade aufbrechen, um sie zu suchen, als sie in der Zei tung einen anderen Artikel erblickte, der ihre Aufmerksamkeit so fes selte, daß sie Nimmerklug vergaß, sich wieder hinsetzte und folgen des las:
    „Viele Leser werden sich noch an das geheimnisvolle Verschwinden des Knirpserichs Leseblatt erinnern. Trotz lang anhaltenden Suchens konnte er nirgendwo entdeckt werden. Jetzt, da kaum noch jemand den Verschwundenen sucht und nur die Knirpseline Buchstabine die Hoffnung nicht aufgegeben hat, ihn wiederzufinden, erhielt die Zei tung eine Meldung, die neues Licht auf den Vorfall wirft. Uns wurde bekannt, daß am selben Tage, als Leseblatt verschwand, der Knirp serich Hosenmatz durch die Oststraße ging. In der Nähe der Plätzchen-Straße sah Hosenmatz ein Buch auf dem Bürgersteig liegen. Er
    hob es auf. Es waren ,Die erstaunlichen Abenteuer des Gänsejungen Jaschka'. Innen befand
    sich der Stempel der Leihbücherei. Hosenmatz
    nahm deshalb an, jemand habe sich das Buch ausgeliehen und es auf dem Heimweg verlo-
    ren. Er ersah aus dem Stempel die Adresse der Leihbücherei und beschloß, das Buch zurück zubringen. Aber an dem Tage war die Leihbücherei schon geschlos sen. Hosenmatz nahm das Buch deshalb mit nach Hause, um es am nächsten Tag hinzutragen. Abends blätterte er darin und fand es so interessant, daß er es erst durchlesen und dann abgeben wollte.
    Hosenmatz war kein sehr eifriger Leser. Jeden Tag las er höchstens ein Kapitel, und

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