Nimue Alban 10 - Der Verrat
hielt er sich mit jeglichen Bemerkungen zurück, und Clyntahn grunzte wie ein zorniges Wildschwein. Dann schüttelte er den Kopf.
»Aber zurück zu meinem eigentlichen Argument. Die Ketzer haben also jetzt sämtliche unserer Schiffe aus den östlichen Gewässern vertrieben, vom Meer der Gerechtigkeit bis zur Eiswind-See. Diesen Vorteil werden sie nutzen, um noch engere wirtschaftliche Beziehungen zur Siddarmark zu knüpfen. Verdammt, wir haben ja nicht einmal mehr ein R u derboot, mit dem wir im Hafen von diesem Dreckskerl Stohnar nachschauen könnten, was die eigentlich hin und her verschiffen! Nichts haben wir nach Jahras ’ Debakel mehr im Osten, nichts! Meinen Sie vielleicht, jemand wie Stohnar – oder auch Cayleb – würde das nicht ausnutzen, dass es nun so etwas wie ein Embargo für sie gar nicht mehr gibt?! Glauben Sie mir, dieser Hurensohn Stohnar wartet doch nur darauf, dass die › Reformisten‹-Bewegung in der Republik stark genug wird! Sobald das geschehen ist, wird er fröhlich die Türen aufmachen und die Charisianer einladen, doch bitte auch auf dem Territorium der Republik militärische Präsenz zu zeigen. Vor allem ist er an deren neuen Gewe h ren und Feldgeschützen interessiert – stellen Sie sich doch nur vor, was die Siddarmarkian Army anstellen könnte, wenn die über so etwas verfügen würde! Vor lauter Vorfre u de wird Stohnar doch schon der Sabber aus dem Mund la u fen!
Und genau das wissen die Charisianer auch. Deswegen haben die sich auf Iythria gestürzt. Weil es durch die Nähe zur Siddarmark und Silkiah dort auch mehr bewirkt. Desna i ria ist denen doch völlig egal! Die wollen der Republik ze i gen, dass sie überall einmarschieren können, ganz wie es ihnen beliebt. Und dass sie alles tun können, was sie wollen, um die ›Reformisten‹ dazu zu ermuntern, sich offen Mutter Kirche entgegenzustellen. Und sie wollen Stohnar wissen lassen, dass sie ihm militärische Unterstützung zukommen lassen können, wenn er die Gelegenheit beim Schopfe packt und Mutter Kirche endlich den Dolch in den Rücken stößt! «
Erneut wollte Rayno widersprechen, ließ es aber. Er wusste nicht, ob er der Logik des Großinquisitors in dieser Sache wirklich folgen konnte. Seines Erachtens hatten die Charisianer Iythria nicht der Möglichkeit eines militärischen Bündnisses mit der Siddarmark wegen als Angriffsziel au s gesucht, sondern weil es die größte unmittelbare Bedrohung für sie selbst dargestellt hatte.
Dennoch könnte ihr jüngster Triumph auch die Auswi r kungen haben, die Clyntahn gerade beschrieben hatte. Vie l leicht nicht unmittelbar, aber langfristig gesehen mochte es sehr wohl so kommen. Bislang war Rayno nicht der Übe r zeugung gewesen, Greyghor Stohnar warte lediglich auf den rechten Moment, um gegen die Randstaaten und die Tempel-Lande loszuschlagen. Aber nun befand sich die ganze Welt im Krieg. Und nicht nur das: jetzt hatte die Inquisition säm t liche Vorbereitungen getroffen, das Schwert Schuelers g e gen die Republik zum Einsatz zu bringen. Falls der Reich s verweser nicht viel, viel dümmer war, als Rayno glaubte, musste Stohnar von der Existenz des Schwertes wissen. N a türlich war es unwahrscheinlich, dass er sich bereits alles zusammengereimt hatte, was Clyntahn und Rayno planten. Aber selbst dann wäre es unwahrscheinlich, dass der Reichsverweser das Schwert überlebte. Wenn er – und die siddarmarkianischen Reformisten! – sich also durch die E r eignisse in Iythria ein wenig ermutigt fühlen sollten, würde Stohnar ganz gewiss schon bald vorsichtig erkunden, welche Möglichkeiten es wohl für ihn und Charis gäbe.
»Ich verstehe, was Ihr meint, Euer Exzellenz «, sagte er. »Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass Stohnar diese Gelegenheit ergreifen wird, bevor das Schwert zuschlägt. «
»Ja, ich weiß, genau das sieht der Plan vor «, erwiderte Clyntahn. »Und es steht zu hoffen, dass Operation Rakurai die verdammten Charisianer einfach umhaut – wenigstens vorerst! Aber mit dieser Sache hier haben die uns kalt e r wischt, Wyllym. Nach allem, was uns sonst zu Ohren kommt, gewinnen die ’ Reformisten ’ in der Siddarmark b e ständig an Boden. Zumindest einige dieser Dreckskerle we r den Stohnar wahrscheinlich offen unterstützen, wenn es so weit ist. Außerdem gewinnen die Kerle auch in anderen Re i chen zunehmend an Boden. «
Nun bedachte er Rayno über den Tisch hinweg wieder mit einem finsteren Blick. Der Erzbischof nickte. Egal, was die Kirche
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